FC Bayern:Ausgeruht ins Finale

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Er war so frei: Robert Lewandowski freut sich über seinen zweiten Treffer gegen Al Ahly. (Foto: Karim Jaafar /AFP)

Ohne sichtbare Anzeichen von Müdigkeit schlägt der FC Bayern im Halbfinale der Klub-WM den ägyptischen Klub Al Ahly mit 2:0. Zum sechsten Titel fehlt nur noch ein Sieg.

Von Sebastian Fischer

Der Empfang im Ahmed bin Ali Stadium in Al-Rayyan war womöglich, ganz vielleicht nur, ein kleiner Dämpfer für die Ambitionen des deutschen Rekordmeisters. Wenn es nach den Verantwortlichen des FC Bayern geht, dann hat der Trip nach Katar ja eine über Ruhm und Ehre für den Verein hinausgehende Bedeutung, das weiß man seit dem vergangenen Wochenende. Der mögliche Gewinn der Klubweltmeisterschaft werbe für den deutschen Fußball, das haben Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Ehrenpräsident Uli Hoeneß zu verstehen gegeben, als sie sich echauffierten, weil sich die Reise nach Doha wegen eines Nachtflugverbots am Berliner Flughafen um einige Stunden verzögerte.

Und nun, als die Münchner am Montagabend zum Halbfinale gegen Afrikas Champions-League-Sieger Al Ahly aus Kairo aufliefen? Da jubelten die Zuschauer erst mal für den Gegner.

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30 Prozent der möglichen 40740 Fans durften im Stadion mit dabei sein, solange sie einen negativen Corona-Test, einen positiven Antikörpertest oder einen Impfnachweis vorbrachten, diese Regeln gelten für jedes Spiel des Wettbewerbs. Und die Sympathien der Besucher in Al-Rayyan gehörten dem ägyptischen Außenseiter, für den sie trommelten und sangen, es waren fast schon ungewöhnlich wirkende Geräusche in Zeiten pandemiebedingt leerer Stadien in Deutschland. "Eine schöne Abwechslung" zum Alltag seien die Zuschauer gewesen, sagte Bayern-Trainer Hansi Flick. Dass sie Fans des Gegners waren, das änderte natürlich nichts daran, dass der FC Bayern wie erwartet gewann, mit 2:0 (1:0) durch zwei Tore von Robert Lewandowski in der 17. und 85. Minute. Somit spielen die Münchner im Finale am Donnerstag gegen die UANL Tigres aus Mexiko um den sechsten Titel der Saison 2020.

"Ich denke, das ganze Spiel war unter Kontrolle", sagte Lewandowski. Er hoffe, die Mannschaft werde im Finale "noch besseren Fußball" zeigen - und zum Beispiel weniger Chancen brauchen, "um das zweite Tor zu schießen". Flick bewertete den Sieg ebenfalls als hochverdient. Und er sagte, jetzt sei erst mal Regeneration angesagt.

Die strapaziöse Anreise mit einer Nacht am Berliner Flughafen war der Mannschaft im Spiel allerdings kaum anzumerken. Die Münchner dominierten die Partie, hatten zeitweise mehr als 70 Prozent Ballbesitz - und das meist nahe des gegnerischen Strafraums. Der Führungstreffer nach 17 Minuten war insofern eine beispielhafte Szene, weil Lewandowski am Fünfmeterraum nach Vorlage von Serge Gnabry frei zum Schuss kam. Zwei Ägypter waren zwar in der Nähe, aber nicht nah genug, sie grätschten vergeblich.

Marc Roca erhält im zentralen Mittelfeld den Vorzug vor Corentin Tolisso

42 Mal hat Al Ahly die nationale Meisterschaft gewonnen, neunmal die Champions League des Kontinentalverbands Caf. Den "FC Bayern Ägyptens" hatte Joshua Kimmich den Gegner vor dem Spiel genannt. Doch es war dann recht deutlich der sehr bemühte Fußball eines Außenseiters, dem sich die Münchner gegenübersahen. Die 1:0-Halbzeitführung fiel zu niedrig aus, so viele Spielanteile und Chancen hatte der FC Bayern, so viel Zeit hatten die Münchner bis in die gegnerische Hälfte hinein am Ball. Unter anderem Marc Roca vergab zwei gute Gelegenheiten, die Führung zu erhöhen.

Der Spanier, im vergangenen Oktober verpflichtet und seitdem eher selten eingesetzt, spielte von Beginn an im zentralen Mittelfeld neben Kimmich. Leon Goretzka, der diese Position gewöhnlich besetzt, fehlte wie Javier Martinez wegen einer Corona-Infektion, beide werden auch nicht mehr nach Katar nachreisen, sagte Flick. Roca erhielt den Vorzug vor Corentin Tolisso. Und auch wenn der Druck seiner Gegenspieler kaum jenem in einem Bundesligaspiel geähnelt haben dürfte, war es auffällig, wie er sich mit guter Übersicht und sicherem Passspiel hervortat.

Obwohl die Münchner auch nach einer Stunde noch keinen zweiten Treffer erzielt hatten, wechselte Flick dann Thomas Müller aus - eine ungewöhnliche Maßnahme, die deutlich für die Siegessicherheit des Münchner Trainers sprach. Bis dahin waren die Ägypter dem Tor von Manuel Neuer im Grunde nur einmal durch einen harmlosen Kopfball des Stürmers Taher Mohamed nach 21 Minuten nahegekommen. Und näher kamen sie auch nicht mehr, bis Lewandowski nach Vorlage von Leroy Sané per Kopf mit seinem zweiten Treffer das Spiel in der 85. Minute entschied.

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