City vs. Liverpool in der Premier League:Klopps neuer Angriffstrumpf

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Klopp und Guardiola: Zwei, die sich immer wieder gegenüber stehen. (Foto: Carl Recine/Reuters)

An diesem Sonntag kann Jürgen Klopp wieder einmal zeigen, dass seine Taktik gegen seinen Trainerrivalen Guardiola besonders gut klappt - er baut dabei auf die Künste eines Stürmers.

Von Jonas Beckenkamp

Jürgen Klopp hat in der vergangenen Woche über Kopfschmerzen gesprochen und er hat dabei nicht etwa den Allgemeinzustand der Welt gemeint, sondern tatsächlich das Leben als Trainer mit zu vielen guten Fußballern. Wobei, gibt es das überhaupt? Zu viele Optionen? "Gute Leistungen machen mir nie Kopfschmerzen", sagte er nach dem 5:0 seines FC Liverpool in der Champions League gegen Atalanta Bergamo. Hauptfigur bei dieser äußerst überzeugenden Vorführung der "Reds" war Stürmer Diogo Jota, 23, mit drei Treffern - weshalb Klopp den Portugiesen nun wohl kaum auf die Bank setzen wird.

Die Offensive ist ja bei weitem nicht Klopps größtes Problem in dieser Saison, es zwickt nach dem Ausfall von Virgil van Dijk vielmehr hinten drin. 15 Gegentore musste Liverpool in der Premier League bereits hinnehmen, der zweitschlechteste Wert aller Klubs - kurioserweise stehen Klopp & Co. damit immer noch weit vorne in der Tabelle. Doch die Frage ist: Wie lange noch? An diesem Sonntag muss Englands Meister zum großen Clash nach Manchester, wo Pep Guardiola mit City auf Liverpool wartet. Und wenn es nicht mit dem Teufel zugeht, wird auch Jota, Klopps neuer Angriffstrumpf, wieder mit dabei sein.

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Jotas Bilanz ist nicht so schlecht: Er hat mit seinen Torinstinkten die vergangenen vier Partien seiner Mannschaft geprägt. Neben Mo Salah und Sadio Mané spielt er bislang eine solch herausragende Rolle, dass man sich bei seinen früheren Vereinen schon lautstark wundert. Bei Atlético Madrid kam er 2016 unter Coach Diego Simeone zum Beispiel nicht ein einziges Mal zum Einsatz und wurde prompt wieder heim nach Porto verliehen. Jota war ein dürrer Teenager, seine Zeit kam aber noch. Nach einigem Erfolg in der Heimat entwickelte sich Jota in Wolverhampton zu einem immer lauernden Wuselstürmer. Er ist zwar nur 1,72 Meter groß, aber das stört in Liverpool niemanden. Auch Salah und Mané sind bekanntlich keine Lulatsche, ihre Talente sind eher Technik und Geschwindigkeit. Über Jota, seinen im Oktober auf den letzten Drücker geholten 45-Millionen-Einkauf, sagt Klopp nun: "Er ist viel besser als ich gedacht hätte."

Jotas Tore, seine Haken und Läufe, sind aber derzeit nur ein Thema bei Liverpool. Das andere sind körperliche Versehrtheiten. Kaum eine Woche vergeht, ohne dass Klopp wieder mit langem Gesicht erklären muss, wer nun ausfällt oder gerade nicht so kann, wie er will. Neuester Sorgenkandidat ist ausgerechnet Thiago, der nach seinem passablen Start in England zuletzt wegen einer Knieverletzung zuschauen musste.

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Und auch für das Treffen mit seinem einstigen Förderer und Forderer Guardiola ("Thiago oder nix") reicht die Zeit nicht. "Thiago kommt nicht zurück", erklärte Klopp vor dem Spitzenspiel, das irgendwie nur bedingt ein solches ist - City dümpelt derzeit nur durchs Mittelfeld. "Er ist noch nicht im Training. Wir müssen bei ihm von Tag zu Tag schauen", beschrieb Klopp die Lage bei Thiago nach dessen Ausfall vor gut zwei Wochen gegen den FC Everton.

Ohne die Ballsicherheit des Spaniers, der von den Bayern kam, dürfte Liverpool einmal mehr klassischen Klopp-Fußball zelebrieren: jenes fein austarierte Überfallspiel, das Klopp mittlerweile aber um weitere Elemente verfeinert hat. Liverpool kann es phasenweise ja auch mit dem Ball - und gegen Guardiola lag Klopp in der Vergangenheit ohnehin oft richtig mit seiner Taktik. Trotzdem erwarte er diesmal "das schwierigste Spiel der Welt". Sein Team müsse "mutig sein und gleichzeitig mit allem, was sie haben, verteidigen. Wir müssen unser bestes Spiel auf den Platz bringen, nur so haben wir eine Chance", prognostiziert Klopp. In seiner dezimierten Abwehr hatte er zuletzt sogar die beiden 19-jährigen Youngster Neco und Rhys Williams ausprobiert.

Generell ist nach gerade mal sieben Spieltagen noch nichts entschieden auf der Insel - City hat sogar ein Spiel weniger absolviert, der Abstand ist also überschaubar. "Es ist kein Decider", bemühte sich Klopp eindringlich um Entspannung: "Es sind noch so viele Spiele. Egal, was am Sonntag passiert, entscheidet nicht die Liga." Dafür sei dieses Jahr mit all seinen Wendungen ein viel zu verrückter, unvorhersehbarer Ritt durch die Improvisation.

Bei City haben sich die Dinge zum Beispiel so vertrackt entwickelt, dass Guardiola vor dem Duell zu einer erstaunlichen Erkenntnis gelang: "Wir tun uns derzeit schwer, Tore zu erzielen", gab er zu. Die Zahlen untermauern das: nur neun Treffer in sieben Partien. Das wiederum ist wirklich ein Grund für Kopfschmerzen.

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