Jürgen Klopp beim FC Liverpool:Gegentore "wie Zahnweh"

Lesezeit: 2 min

  • Der FC Liverpool verliert 2:4 bei AS Rom, steht aber trotzdem im Champions-League Finale.
  • Liverpool Trainer Jürgen Klopp sagt: "Es klingt verrückt, aber es ist wahr." Sein Team trifft im Endspiel auf Real Madrid.

Von Carsten Scheele

Jürgen Klopp klang gar nicht wie einer, der gerade den Finaleinzug in der Champions League perfekt gemacht hat. "So kannst du nicht spielen", haderte der Trainer des FC Liverpool, es gäbe "so viel zu verbessern". Seine Viererabwehrkette habe "die ganze Zeit zu tief gestanden, das funktioniert so nicht". Dann zeigte Klopp ein halb gequältes, halb verschmitztes Lächeln. So ganz falsch war es letzlich ja doch nicht gelaufen an diesem Abend.

2:4 (2:1) hatte Liverpool das Halbfinal-Rückspiel am Mittwochabend gegen AS Rom verloren, es war laut Klopp der schlechteste Auftritt der Briten in dieser Champions-League-Saison, vor allem in der zweiten Halbzeit. Trotzdem genügte er für den Finaleinzug. Das Hinspiel hatte Liverpool 5:2 gewonnen, 7:6 hieß das in der Endkalkulation. "Es klingt verrückt, aber es ist wahr", sagte Klopp. Seine Mannschaft fährt nach Kiew, zum Finale am 26. Mai, wenn es gegen Real Madrid geht.

"Jeder will für ihn durchs Feuer gehen"

Nach 2013 mit Borussia Dortmund (1:2 im Finale gegen die Bayern) steht Klopp damit zum zweiten Mal in seiner Trainerkarriere im Finale. Zwei Endspielteilnahmen in fünf Jahren, das ist eine ziemlich gute Bilanz. Diesmal mit Liverpool, das er seit 2015 trainiert, mit einer Mannschaft, die ihm so bedingungslos folgt wie 2013 der BVB. "Jeder will für ihn durchs Feuer gehen", sagte Loris Karius, Liverpools Torwart. Einen Tag nach dem dramatischen Aus der Bayern kann sich der deutsche Fußball immerhin über drei Teilnahmeberechtigungen fürs Endspiel freuen: Neben Klopp und Karius (beide Liverpool) ist bei Real noch Toni Kroos dabei. Wäre bei den "Reds" nicht Emre Can verletzt, würde sogar ein vierter Deutscher mitmachen.

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Es wird diesmal ein Finale der Verwundbaren: Die Bayern hatten Real Madrid am Dienstag ziemlich nah an den Abgrund gestoßen, nur ein Tor fehlte und der Titelträger von 2016 und 2017 wäre raus gewesen. Ganz ähnlich bei Liverpool: Hätte die Partie in Rom nur zehn Minuten länger gedauert, die AS hätte dem Klopp-Team in dieser Verfassung vermutlich noch zwei Treffer eingeschenkt.

Dabei hatten Sadio Mané (9.) und Georginio Wijnaldum (26.) Liverpool früh in Richtung Finale bugsiert, James Milner mit einem Eigentor aus dem Slapstick-Schulbuch zwischenzeitlich den Ausgleich verschuldet (15.). Rom brauchte nach der Halbzeit vier Tore - ein fast unmögliches Unterfangen. Die Italiener schafften immerhin noch drei: durch Edin Džeko (52.), den früheren Wolfsburger, sowie den Belgier Radja Nainggolan (86. und 90.+4, Foulelfmeter). Gegentore "wie Zahnweh" habe man erlitten, haderte Klopp, "das braucht kein Mensch". Ganz knapp wurde es nicht mehr, auch wenn sich Rom hinterher über zwei angeblich nicht gegebene Elfmeter echauffierte. Nach dem verwandelten Elfmeter zum 2:4 pfiff der Schiedsrichter direkt ab.

Im Finale sieht Klopp seine Mannschaft gegen Real trotzdem nicht chancenlos. "Wir können nicht mehr Erfahrung haben als Real Madrid", sagte der Trainer, "aber wir werden wirklich brennen." In der Tat ist es seiner Mannschaft wohl mehr als jeder anderen zuzutrauen, sich in einen Rausch zu spielen, in einem einzigen Spiel die Gesetzmäßigkeiten des Fußballs außer Kraft zu setzen - auch gegen Cristiano Ronaldo und die Madrilenen, auch dank des diesmal unauffälligen Stürmers Mo Salah, der Real sicherlich mehr beschäftigen wird.

Ganz nach dem Motto "All inclusive football", das Klopp schon nach dem Halbfinal-Hinspiel ausrief. Schießt Real im Endspiel drei Tore, wird Liverpool halt versuchen, vier zu machen.

Mit Material von dpa und sid

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