Hamburger SV:Steffen Baumgart wird HSV-Coach

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Bald wohl auch in Hamburg im T-Shirt an der Seitenlinie: Steffen Baumgart. (Foto: Ronny Hartmann/AFP)

Laut übereinstimmenden Medienberichten übernimmt der ehemalige Trainer des 1. FC Köln die Mannschaft des Zweitligisten - nun also doch. Für Baumgart ist es ein Job, den er sich schon lange vorstellen konnte.

Von Thomas Hürner, Hamburg

Vielleicht wäre das ja auch eine Pointe zu viel gewesen. Wie hätte das auch ausgehen sollen? Fast eine Woche lang war angenommen worden, dass das im Fußball gern verwendete Wörtchen "ausgerechnet" am vergangenen Samstag zum Einsatz kommen würde: Da hätte sich Steffen Baumgart ausgerechnet bei einem Auswärtsspiel in Rostock wieder auf einen Trainerstuhl setzen können, in jener Stadt also, in der er geboren wurde und einige Jahre für den FC Hansa spielte. Noch dazu hätte es sich ausgerechnet um den Trainerstuhl des Zweitligisten Hamburger SV gehandelt - jenes ruhmreichen Traditionsklubs, den Baumgart anfeuert, seit dieser nun schon eine ganze Weile schlafende Riese noch eine Riesennummer war.

Nun, aus diesem Pointenfeuerwerk wurde nichts, das hätte Hanseaten ohnehin nur aufgeschreckt. Am Montag wurde dann eine Meldung in roter Signalfarbe verschickt, die in Rostock keine gekränkten Seelen hinterlässt und in Hamburg endlich wieder etwas Zuversicht verbreiten dürfte: Baumgart, 52, wird laut übereinstimmenden Medienberichten Trainer des HSV und dort mit einem Vertrag bis 2025 ausgestattet. Trainer und Verein wird sicher nicht zu viel unterstellt, wenn man davon ausgeht, dass sie ihr fürs Erste letztes gemeinsames Vertragsjahr in der ersten Liga verbringen wollen.

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Wer sich die Exegese dieser Meldung genau anschaut, wird schnell merken, dass die Parteien schon länger etwas für sich übrig hatten. Bereits im Sommer 2021 hatte der Hamburger Sportvorstand Jonas Boldt Interesse an Baumgart angemeldet, der zu diesem Zeitpunkt jedoch schon beim 1. FC Köln im Wort stand. Im vergangenen Dezember, als Boldt über eine Weiterbeschäftigung des Trainers Tim Walter grübelte, war Baumgarts produktive Zeit in Köln in ihren Endzügen, aber noch nicht beendet. Und während Walter weiter seinen offensiven Radikalansatz verfolgte, obwohl sich Boldt dafür nicht mehr ganz so radikal begeistern wollte, gab sich Baumgart wenig Mühe, sein Interesse an einem Trainerjob zu verbergen. Trotzdem rief Boldt nach Walters Freistellung dem Vernehmen nach eine ganze Woche nicht an - bis er das am Sonntagabend offenbar tat, am Tag nach einer erneut mauen HSV-Leistung beim 2:2 in Rostock.

Baumgart wird nun einen Trainerjob übernehmen, den er sich lange vorstellen konnte, aber leicht wird dieser Job dadurch nicht. Seit einer Dekade werden in Hamburg Trainer verschlissen, nur die wenigsten waren nach ihrem Wirken beim HSV glücklichere Trainer. Baumgarts Vorgänger Walter hat es zweieinhalb Jahre ausgehalten und dort einen mutigen Offensivfußball installiert, dem es allerdings an jener Balance fehlte, die es für einen Aufstieg braucht. Diesen Nachlass soll der neue Coach nun mit der Seriosität eines Trainers ergänzen, der weiß, wie es geht: Mit dem SC Paderborn ist Baumgart von der dritten Liga bis in die Erstklassigkeit aufgestiegen, gebraucht hat er dafür zwei Spielzeiten. In Hamburg bleiben ihm in dieser Saison dafür zwölf Spiele.

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