HSV besiegt Braunschweig mit 4:0:Zurück mit vier Toren und einem Flickflack

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Starke Offensive: Maximilian Beister, Jacques Zoua und Rafael van der Vaart (von links nach rechts) (Foto: dpa)

Sie können doch noch Fußball spielen: Der Hamburger SV besiegt Eintracht Braunschweig mit 4:0 und überzeugt vor allem mit einem munteren Offensivtrio - und dem eingewechselten Hakan Calhanoglu. Braunschweig dagegen hat noch immer keinen einzigen Punkt.

Von Lisa Sonnabend

Der Blick von Rafael van der Vaart war entschlossen, er tippelte auf und ab, ehe er mit seinen Teamkollegen ins Stadion schritt. Dort sangen die Zuschauer bereits so laut, als wäre der Verein eben zum siebten Mal Deutscher Meister geworden. Doch auch die Gästefans hüpften in ihrem Block und grölten fröhlich. Zwei Vereine aus dem Tabellenkeller sind auch schon unfreundlicher empfangen worden.

Gerade einmal einen Punkt hatte der HSV in den ersten drei Spielen erwirtschaftet, Eintracht Braunschweig noch einen weniger. Das einzig Positive an der trostlosen Saisonbilanz der Vereine: Immerhin eine Mannschaft würde an diesem Nachmittag endlich Punkte sammeln. Es war der HSV. Mit 4:0 (2:0) gewann das Team von Thorsten Fink gegen den Tabellenletzten aus Braunschweig.

Die Statistik hatte schon vor dem Spiel für den HSV gesprochen: 14 Mal schlugen die Hamburger Braunschweig, nur zweimal verloren sie. Allerdings lag das letzte Aufeinandertreffen bereits 28 Jahre zurück. An jenem 23. März 1985 gewann der HSV locker mit 5:0. Doch Druck lässt sich über eine Statistik nicht messen - und der lastete auf dem HSV noch schwerer als auf Braunschweig, denn die Erwartungen sind höher. Nach dem Fehlstart in die neue Saison steht Trainer Fink unter noch genauerer Beobachtung, auch wenn die Klubverantwortlichen ihm sogar im Falle einer Niederlage gegen Braunschweig eine Jobgarantie ausgesprochen hatten.

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Nun kann nur noch Borussia Dortmund den FC Bayern von der Tabellenspitze verdrängen: Mainz 05 kassiert eine bittere Niederlage in Hannover, Aufsteiger Berlin muss sich in Wolfsburg geschlagen geben - und verliert Alexander Baumjohann für viele Monate. Der 1. FC Nürnberg rutscht tiefer in die Krise.

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Zudem sorgten einige Meldungen jüngst für Unruhe in Hamburg: Investor Klaus-Michael Kühne hat sich vor einigen Tagen auf Mallorca mit Felix Magath getroffen, angeblich um mit ihm einen Umsturz beim HSV vorzubereiten. Da der Verein zahlreiche Spieler aussortierte und nicht mehr mit den Profis trainieren ließ, verschlechterte sich der Ruf des HSV, dass ausländische Profis nun von ihren nationalen Gewerkschaften vor einem Wechsel in die Hansestadt gewarnt werden.

Fink sagte vor dem Spiel nur: "Natürlich müssen wir heute gewinnen." Von dem großen Druck, der auf der Mannschaft und dem Trainer lastete, war dann wundersamerweise nichts zu spüren.

Fink setzte diesmal auf eine Raute im Mittelfeld, was sich als cleverer Schachzug erweisen sollte: Denn Rafael van der Vaart lief hinter den beiden Spitzen auf und befand sich ein gutes Stück näher am Tor. Braunschweig wechselte gleich auf vier Positionen im Vergleich zur Vorwoche, erstmals konnte Damir Vrancic wieder mitspielen. Deniz Dogan ersetzte zudem in der Abwehr den verletzten Marcel Correia.

Für den HSV sah es zunächst nicht gut aus. Torsten Lieberknechts Team hatte in den ersten Minuten ähnlich viel Ballbesitz wie Pep Guardiolas FC Bayern und übte Druck aus vor René Adlers Tor. Doch schnell drehte sich die Partie: In der siebten Minute feuerte Adler einen schnellen und weiten Abschlag in die gegnerische Hälfte, Jacques Zoua gab weiter an Maximilian Beister. Der wiederum flankte wunderbar in den Lauf von van der Vaart, der in den Ball sprang und aus kurzer Distanz in die Tormitte traf. Ein Befreiiungsschlag. Nur zwei Minuten später leitete Zoua einen langen Freistoß von van der Vaart mit dem Kopf weiter - Latte (9.).

Finks Team übernahm das Spiel und tauchte immer wieder vor dem Braunschweiger Tor auf - was allerdings auch an der löchrigen Abwehr des Gegners lag. Fortan mimte also der HSV das Guardiola-Bayern, im Gegensatz zu den Münchnern ließen sie jedoch auch hinten kaum Chancen zu.

Feierte sein Tor mit Flic Flac: Jacques Zoua (Foto: dpa)

Das zweite Tor sah dann aus wie eine Zeitlupe des ersten - nur dass der HSV noch einen Ballkontakt weniger benötigte. Adlers Abstoß erreichte diesmal direkt Beister, der setzte sich gegen Deniz Dogan durch, drang in den Strafraum ein und legte mit Übersicht zurück auf Zoua, der nur noch aufs Tor zielen musste (17.). Den Treffer feierte der Kameruner mit einem überschwänglichen Flickflack. Im Vergleich dazu sah der Salto von BVB-Zugang Pierre-Emerick Aubameyang am ersten Spieltag wie eine Übung aus dem Kinderturnen aus.

Es reihte sich nun Chance um Chance. Einmal donnerte van der Vaart einen Weitschuss aufs Eintracht-Tor, doch Daniel Davari sprang im richtigen Moment hoch und beförderte den Ball über den Kasten (23.). Einmal landete ein Van-der-Vaart-Freistoß gefährlich im Strafraum, der Ball knallte an den Eintracht-Pfosten - beinahe ein Eigentor (27.). Einmal feuerte Braunschweigs Simmeon Jackson aus kurzer Distanz im spitzen Winkel aufs HSV-Tor. Adler stand jedoch einmal mehr genau richtig (22.).

Trainer Fink hatte seine Mannschaft nur ein wenig umgestellt, doch sie wirkte komplett verändert: entschlossen, aggressiv und ideenreich. Braunschweig war zwar bemüht, allerdings mit seiner leicht zu überlistenden Defensive ein dankbarer Aufbaugegner.

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Zu Beginn der zweiten Hälfte verlor das Spiel ein bisschen an Dynamik. Immer wieder gelang es jedoch den drei Hamburger Offensivkräften die Braunschweiger in Gefahr zu bringen - ob aus Standardsituationen oder durch herausgespielte Szenen. In der 57. Minute kam Zoua im Strafraum kaum bedrängt zum Kopfball, doch Davari hielt den platzierten Schuss. Wenig später schickte van der Vaart den Ball herrlich zu Beister, der aus etwa 15 Metern abzog, wieder war jedoch der Eintracht-Torhüter zur Stelle.

In der 78. Minute verließ van der Vaart den Platz. Die Kapitänsbinde warf er diesmal nicht auf den Boden, er hob die Arme über den Kopf, klatschte und lächelte. Für ihn kam Hakan Calhanoglu. Gleich bei seinem ersten Ballkontakt zog der talentierte Türke scharf an der Strafraumgrenze ab. Zahlreiche Braunschweiger standen um ihn herum, doch keiner kam auf die Idee, sich dem Ball entgegenzuwerfen, und Torhüter Davari rutschte der Ball dann unter den Armen durch (78.).

In der Nachspielzeit gab es noch einmal Freistoß für den HSV aus knapp 20 Metern. Weil van der Vaart schon auf der Bank saß, trat Calhanoglu an und traf ins linke obere Eck. Sein zweites Bundesligator - und das innerhalb weniger Minuten.

26 Torschüsse, 4:0 - es war noch kein Comeback des HSV, aber immerhin ein eindrucksvolles Lebenszeichen. Braunschweig dagegen hat auch nach vier Spielen noch keinen einzigen Punkt. Doch die Fans hüpfen und singen bestimmt auch übernächste Woche wieder, wenn die Spieler das Stadion betreten.

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