Guardiola beim FC Bayern:Hört mit dem Unsinn auf

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  • Emotionaler Auftritt von Pep Guardiola vor dem Rückspiel in der Champions League gegen den FC Barcelona.
  • Der Bayern-Trainer dementiert das Gerücht, er könnte zu Manchester City wechseln, und hält eine Rede in eigener Sache.
  • Er sei nicht in München, um der beste Trainer der Welt zu sein.

Von Thomas Hummel

Es war ein Moment der körperlichen Ermüdung. Der Oberkörper von Pep Guardiola sackte tatsächlich leicht nach unten, als er dort saß auf dem Podium des Pressesaals der Allianz Arena. Was ist dran an ManCity? Zack. Totalerschlaffung.

Die Reaktion von Pep Guardiola steht sinnbildlich für vieles, was an diesem Fußballgeschäft anstrengend sein kann. Wie die Branche sich selbst im Gespräch hält und finanziert. Mit Gerüchten und Spekulationen, mit angeblichen Exklusivinformationen und angeblich sicheren Quellen. Worauf ein Dementi folgt, das dann wieder dementiert werden könnte. Die Medien und der Fußball - sie leben gut voneinander. Das Spekulationsobjekt Pep Guardiola aber findet das diesmal merklich strapaziös.

"Oh, Jungs", sagte er. Und damit war eigentlich schon alles gesagt. Oh, Jungs! (Sportjournalisten und Experten in Fußballsendungen sind immer noch selten Frauen). Oh, Jungs, das stand für: Bitte hört doch mit dem Unsinn auf. Wörtlich ging es im guten, wenngleich grammatikalisch nicht perfekten Deutsch des Spaniers weiter: "Ich habe 200 Millionen Mal gesagt an der Säbener Straße: Ich habe ein Jahr mehr Vertrag, nächste Saison ich werde hier bleiben. Das ist alles."

Bayern-Trainer Pep Guardiola
:"Nächste Saison werde ich hier bleiben"

Die Gerüchte um Pep Guardiolas Zukunft sind entkräftet: Vor dem Rückspiel des FC Bayern gegen Barcelona bestätigt der Coach, dass er seinen Vertrag in München erfüllen wird.

Guardiola wird seinen Vertrag bis 2016 beim FC Bayern München erfüllen. Der Trainer hat sich nicht mit Manchester City auf einen Wechsel in diesem Sommer verständigt. Guardiola musste dementieren, weil am Wochenende ein katarischer Fernsehsender genau das vermeldet hatte. Guardiola sei sich mit Manchester City einig. Der reiche englische Klub wird zwar nicht von Katar finanziert, sondern von den Vereinigten Arabischen Emiraten aus. Doch das liegt aus Europas Warte nahe genug beisammen, um sichere Quellen dahinter vermuten zu können.

Dann befeuerte Dietmar Hamann (Münchner, Ex-Bayern-Profi, Ex-ManCity-Profi) in seiner Funktion als TV-Experte beim TV-Sender Sky die Angelegenheit. Eine "gut informierte Quelle" habe ihm eine SMS geschickt, nach der es "wahrscheinlich oder sehr gut möglich" sei, dass Guardiola nächste Saison in Manchester arbeite. Na, dann muss es ja stimmen.

Das alles kommt in einem Moment des Misserfolgs. Vier Spiele hat der FC Bayern zuletzt verloren, die Elfmeter-Niederlage im Pokal-Halbfinale gegen Dortmund eingerechnet. Das ist dem FC Bayern mehr als 23 Jahre lang nicht passiert und Guardiola in seiner Trainerkarriere überhaupt noch nie. Und am Dienstag kommt der FC Barcelona zum Champions-League-Rückspiel nach München, mit einem 3:0-Vorsprung.

Guardiola erzählte so einiges über das Rückspiel. Er kürte den FC Barcelona zur besten Mannschaft der letzten 15 bis 20 Jahre in Europa. Er sagte zig Mal, dass sein FC Bayern es trotzdem probieren werde, den Rückstand aufzuholen. Er erklärte weitere zig Mal, dass seine Mannschaft nicht kopflos nach vorne rennen würde, sondern erst einmal gut verteidigen und den Ball kontrollieren müsse. Er betonte, dass sie dennoch besser angreifen müsse, um Torchancen zu schaffen.

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Doch so richtig emotional wurde Pep Guardiola an diesem Montag erst wieder, als es noch einmal um Pep Guardiola ging.

Ob er denn fürchte, dass eine weitere Niederlage an seinem Image als einer der weltbesten Trainer kratze? Diesmal folgte ein Monolog, in dem sich die Wörter fast überschlugen.

"Ich bin nicht hier, um der beste Trainer der Welt zu sein, das ist ...", er überlegte kurz und sagte dann tatsächlich: "... scheiße." Er sei hier, um so glücklich wie möglich zu sein, um dem Verein und seinen Spielern zu helfen. Er tue in München das gleiche wie in Barcelona: sein Bestes. "Am Ende ist das genug für die Leute, für den Verein, für die Journalisten, für die Spieler - oder nicht. Dann tut es mir leid, Entschuldigung."

Pep Guardiola war merklich angefasst. Die Kritik in den vergangenen Tagen und Wochen hat ihm offenbar zugesetzt. Er wirkt seit einiger Zeit irritiert, dass der Gewinn der Deutschen Meisterschaft offenbar nichts zähle, und dass auch die Verletztenmisere nicht gesehen werde. Im vergangenen Jahr habe der Klub die früheste Meisterschaft der Bundesliga-Geschichte gefeiert, in diesem Jahr ist er wieder Meister, vier Spieltage vor Schluss, "trotz tausend Millionen Problemen".

Dennoch bezeichnete er sich als "glücklichen Mann". Es sei ein Traum für ihn, in München zu sein. Es sei ein Traum gewesen, als ihn der FC Bayern angerufen habe mit der Bitte, hier Trainer zu werden. Ob er nun dieses eine Spiel gewinnen werde oder nicht, werde daran nichts ändern.

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Vielleicht hat er auch die süffisanten Sätze gelesen, die am Wochenende aus England kamen. Von seinem Lieblingsfeind José Mourinho. Der Trainer des FC Chelsea arbeitet sich seit Jahren an Guardiola ab, ist mit ihm aus seiner Zeit bei Real Madrid in herzhafter Abneigung verbunden. Mourinho hatte nun zusammengefasst gesagt: Es sei egal, wer in Barcelona Trainer ist, weil der Klub Lionel Messi habe. Mit dem könne auch "Anthony" (eine Art englischer "Max Mustermann") das Champions-League-Finale erreichen.

Guardiola antwortete, dass er für seine Erfolge nie zuerst sich selbst gepriesen habe: "Ich habe es tausend Millionen Mal in Barcelona gesagt: Ich habe gewonnen, weil ich diesen Super-Verein mit diesen Super-Spielern hatte." Auch in München seien die Spieler für die Erfolge verantwortlich. "Ich sitze in meine Suite und dort kann ich ihnen helfen, mehr nicht."

Auch auf die Kritik an seiner Spielweise ging der 44-Jährige ein. Guardiola steht für Ballbesitz und Kontrolle, nicht für den schnellen Konterfußball. "Ich weiß, ich bin ganz anders als es sich die Leute wünschen", klagte er. Das habe er gleich bemerkt, als er in München ankam. Doch gerade jetzt, ohne seine beiden schnellen Arjen Robben und Franck Ribéry, könne seine Mannschaft keinen Überfallfußball spielen: "Sie sind seit drei Monaten nicht hier. Also musst du dein Spiel anpassen."

Es bleibt das Gefühl, dass sich Guardiola missverstanden fühlt. Dennoch wird er versuchen, den Ansprüchen gerecht zu werden. Am Dienstag. Und in der nächsten Saison.

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