Chelsea-Trainer Mourinho:Süffisante Nadelstiche gegen Bayern

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"Ich hätte da noch was zu sagen." José Mourinho hat sich in Sachen Pep Guardiola zu Wort gemeldet. (Foto: imago)
  • Der FC Bayern hat das Hinspiel im Champions-League-Halbfinale gegen den FC Barcelona 0:3 verloren.
  • Was für Pep Guardiola eine bittere Niederlage ist, kommt Chelsea-Trainer José Mourinho sehr gelegen.
  • Auf einer Pressekonferenz setzt er süffisante Nadelstiche gegen seinen Rivalen.

Von Martin Schneider

Als Pep Guardiola vom Aus des FC Chelsea in der Champions League gegen Paris Saint-Germain erfahren hat, soll er in seiner Kammer in der Allianz Arena laut gejubelt haben. So laut, dass man es offenbar durch die Tür gehört hat und nun darüber berichten kann. Unklar ist, ob er sich über das Aus eines ernstzunehmenden sportlichen Konkurrenten oder einfach nur über das Aus von José Mourinho gefreut hat. Letzteres ist nicht unwahrscheinlich. Dass die beiden sich nicht mögen, ist einer der oft erzählten Geschichten des Weltfußballs. Jetzt hat José Mourinho der Geschichte nochmal ein weiteres Kapitel hinzugefügt.

Natürlich wählte er dazu einen Moment, in dem sein Erzfeind angeschlagen ist. Und wann ist Guardiola schonmal so angreifbar wie nach dem 0:3 gegen Barcelona am vergangenen Mittwoch? Also legte The Special One los. Und zwar richtig. "Die Leute sehen das falsch. Es gib Teams. Und es gibt Teams mit Lionel Messi. Das ist etwas anderes. Er spielte im Champions-League-Finale mit Trainer Frank Rijkaard, er spielte im Finale mit Trainer Guardiola und er wird - wenn alles normal läuft - das Finale mit Luis Enrique spielen. Und wenn irgendwann - sagen wir Anthony (Portugiesisch für Max Mustermann, Anm d. Red.) der Trainer von Messi sein wird, dann spielt Anthony mit Messi im Champions-League-Finale."

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"Länder, wo der Zeugwart den Titel holen kann"

Zack. Man muss das ja eigentlich nicht übersetzen, was Mourinho damit gemeint hat. Vorige Woche hat er übrigens noch gesagt: "Ich hätte intelligent sein und mich für eine einfachere Liga entscheiden können, wie einige Kollegen es getan haben. Länder, wo es einfacher ist, Meister zu werden und wo sogar der Zeugwart den Titel gewinnt." Müßig zu erwähnen, wer in diesem Satz "einige Kollegen" sind.

Mourinho war definitiv in Form. Man mag sich nicht vorstellen, mit welchem Grinsen er das Spiel am Mittwoch im Camp Nou verfolgt hat. Also plauderte er weiter und schwärmte hemmungslos für Lionel Messi und wie er versucht hat, den Argentinier aufzuhalten. "Immer, wenn ich gegen Messi gespielt habe, habe ich Stunden damit verbracht, ihn zu studieren und zu überlegen, wie wir ihn stoppen. Oft waren wir dabei erfolgreich. Manchmal waren wir nicht erfolgreich."

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Die einzige Möglichkeit, gegen ihn zu spielen, sei im Kollektiv. Er habe nie die Anweisung gegeben, ihn komplett auzuschalten, denn das sei unmöglich. Man könne es Messi nur möglichst schwer machen. "Ich denke, Manndeckung ist der schlechteste Weg. Weil er besser ist als jeder andere Spieler." Pep Guardiola hatte es am Mittwoch übrigens zumindest zu Beginn mit Manndeckung versucht. In der Liga am Samstag, beim 2:0-Sieg des FC Barcelona gegen Real Sociedad, war Messi beim 2:0-Sieg der Katalanen übrigens ausnahmsweise nicht erfolgreich (Tore: Neymar und Pedro).

"Es ist nicht schlimm, im Halbfinale zu fehlen, wenn Messi da ist"

Zwischendurch streute Mourinho noch die Tatsache ein, dass er als englischer Nationalcoach die zwei Achter Steven Gerrard und Frank Lampard in ihren großen Jahren viel besser aufgestellt hätte. Aber das war an diesem Tag nur ein Eigenlob am Rande.

Die Süffisanz, mit der Mourinho seine Elogen auf Messi ausbreitete, hatte etwas ungewollt Komisches, weil natürlich jeder wusste, was er damit bezwecken will. Er ging sogar so weit, angesichts seines eigenen Scheiterns zu sagen: "Wenn man nicht im Halbfinale dabei ist und sich Messi anschauen kann, tut es dir nicht leid, nicht dabei zu sein. Du genießt es stattdessen." Er glaube übrigens nicht, dass Messi den FC Barcelona jemals verlassen wird. Klub und Spieler gehörten zusammen.

Mourinho ist in England übrigens schon Meister, den League Cup hat er gewonnen, im FA-Cup ist er ausgeschieden. Die Saison ist für ihn quasi beendet und eigentlich hat er keine richtige Aufgabe mehr. Und irgendwie muss sich ein José Mourinho eben beschäftigen.

© SZ vom 10.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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