FC Bayern:Der wertgeschätzte Serge Gnabry

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Offenbar einiges zu besprechen: Serge Gnabry und Robert Lewandowski im Training. (Foto: Christof Stache/AFP)

Nach zähen Verhandlungen will der Nationalspieler nun seinen Vertrag beim FC Bayern verlängern. Ein denkbarer Sturm ohne Robert Lewandowski nimmt damit Formen an.

Von Sebastian Fischer

An diesem Samstag hat der FC Bayern seine Fans zur großen Kadervorstellung in die Arena eingeladen. Es gibt ein öffentliches Training der Mannschaft, das zu solchen Anlässen übliche Tamtam - und einen Programmpunkt, der nicht ganz so einfach zu lösen ist: Was passiert, wenn Stadionsprecher Stephan Lehmann bei der Präsentation des Aufgebots für die Saison 2022/23 bei der Nummer neun angekommen ist? Werden die Zuschauer dann pfeifen und buhen? Werden sie zum Abschied winken? Oder ist Robert Lewandowski womöglich schon gar nicht mehr dabei?

Seit Mittwoch trainiert der Weltfußballer nach seinem Sommerurlaub wieder an der Säbener Straße, doch seitdem könnte es täglich das letzte Training des 33-Jährigen in München gewesen sein - sollte der FC Bayern irgendwann doch auf das Angebot des FC Barcelona eingehen, von dem nun schon seit Wochen die Rede ist. Am Freitag hieß es einmal mehr, die Katalanen hätten, mit welchen Mitteln auch immer, ihre Offerte nochmals verbessert.

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Für den Stadionsprecher Lehmann gab es derweil allerdings auch eine hoffnungsvolle Meldung: Die Nummer sieben kann er relativ beruhigt in der Arena ausrufen. Serge Gnabry soll übereinstimmenden Medienberichten zufolge das Angebot des FC Bayern zur Verlängerung seines im Jahr 2023 auslaufenden Vertrages zwar noch nicht unterschrieben, aber angenommen haben. Auch diese Verhandlungen hatten sich monatelang hingezogen. Und zuletzt waren sie in ihren möglichen Auswirkungen ein Teil der schier unendlichen Transfersaga um Lewandowski.

Gnabry, 27, wäre mit seinem im kommenden Sommer auslaufenden Vertrag in diesem Sommer auf dem Markt gewesen, dem Vernehmen nach war zum Beispiel der FC Chelsea interessiert. Allerdings: Insbesondere im Fall eines Abschieds von Lewandowski könnte der FC Bayern auf Gnabry kaum verzichten.

Wie Mané kann Gnabry auch in der Mitte spielen

Der Nationalspieler hat in den vergangenen Jahren so ziemlich jede Position im Angriff übernommen; am häufigsten kam er auf dem Flügel zum Einsatz, manchmal und ausgesprochen gern spielte er aber auch in der Mitte. Ähnlich ist es bei Sadio Mané, dem größten Namen unter den Münchner Zugängen in diesem Sommer. Gehören nun beide in der kommenden Saison zur Mannschaft, genauso wie die Flügelspieler Leroy Sané und Kingsley Coman, wäre eine Bayern-Aufstellung ohne klassischen Stamm-Mittelstürmer denkbar. Dazu passt die Experimentierfreude von Trainer Julian Nagelsmann, der sich variablen Fußball wünscht; dazu passt auch, dass Manés und Gnabrys Interessen von derselben Berateragentur vertreten werden.

Zudem ist Gnabry Teil jener Spielergeneration des Geburtsjahrgangs 1995, die im Nationalteam eine prägende Rolle einnimmt und das auch beim FC Bayern weiter tun soll: Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Sané und Gnabry kennen sich seit Jugendspielerzeiten, in München hat bisher nur Gnabry aus diesem Quartett keinen langfristigen Vertrag. Innenverteidiger Niklas Süle, ebenfalls 1995 geboren, ging in diesem Sommer ablösefrei zu Borussia Dortmund. Insbesondere dieses Szenario wollte der FC Bayern verhindern.

Noch im vergangenen Sommer galt die Situation für Gnabry als nahezu ideal: Nagelsmann wurde da schon zum zweiten Mal sein Trainer, nach einem Jahr bei der TSG Hoffenheim, von wo aus Gnabry 2018 schließlich nach München wechselte. Damals, so geht jedenfalls die Legende, sollen Spieler und Trainer auf Anhieb voneinander begeistert gewesen sein.

Auch in München war der Start verheißungsvoll, Gnabry kam 2021 als einer der Ersten aus dem Sommerurlaub, in den ersten neun Saisonspielen schoss er sechs Tore, die Vertragsverlängerung schien zwangsläufig zu sein. Gegen Stuttgart gelangen ihm einmal drei Tore und zwei Vorlagen in einem Spiel. Doch im Laufe des Jahres streute Gnabry auch immer mal wieder Partien ein, in denen man seine großen Stärken vermisste, die Kreativität und den Drang zum Tor. Beim Aus in der Champions League gegen Villarreal saß Gnabry lange auf der Bank. Und häufig war plötzlich dieses Modewort von unzufriedenen Fußballern in zähen Vertragsverhandlungen zu lesen: mangelnde Wertschätzung.

Oft ist das nur eine Umschreibung für die mangelnde Erfüllung hoher Gehaltsvorstellungen. Ob es diesmal mehr war, wird man wohl erst mal nicht erfahren, da es nun eine Einigung gibt. Vielleicht hat es Gnabry aber auch überzeugt, wie die Bayern-Mannschaft der Zukunft aussieht. Dass Robert Lewandowski nicht mehr dazugehören möchte, dürfte er allerdings aus erster Hand wissen: Es gibt Fotos aus dieser Woche, die beide im innigen Gespräch auf dem Trainingsplatz zeigen.

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