Fußball-WM:Uruguay fehlt ein Tor zum Weiterkommen

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Zum Heulen: Uruguay erlebt beim 2:0-Sieg gegen Ghana eine emotionale Achterbahnfahrt. (Foto: Bernadett Szabo/Reuters)

Die Celeste gewinnt 2:0 gegen Ghana, scheidet aber trotzdem aus - weil Südkorea im Parallelspiel Portugal besiegt. Bei Luis Suárez und Co. fließen schon vor Abpfiff Tränen.

Luis Suárez saß bereits Minuten vor dem Abpfiff weinend auf der Bank. Uruguay ist wie Ghana im Kampf um das WM-Achtelfinale gescheitert. Zwar gewannen die Südamerikaner wieder nach einem Elfmeter-Fehlschuss der Afrikaner, doch freuen konnte sich darüber keiner. Zwölf Jahre nach dem legendären Viertelfinale von Johannesburg siegte die Celeste diesmal mit 2:0 (2:0) in Al-Wakra gegen Otto Addos Ghanaer im letzten Vorrundenspiel, was ihr aber nichts brachte. Fassungslos nahm Suárez nach seiner Auswechslung das 2:1-Siegtor von Südkorea gegen Portugal zur Kenntnis; sein eigenes Team konnte nicht mehr nachlegen.

Giorgian de Arrascaeta von Flamengo Rio de Janeiro schoss vor 43 443 Zuschauern das zuvor sieg- und torlose Uruguay mit einem Doppelpack (26. und 32. Minute) zum letztlich bedeutungslosen Sieg. Ghana hingegen vergab die große Chance, mit dem Einzug ins Achtelfinale als drittes afrikanisches Team nach Marokko und dem Senegal WM-Geschichte zu schreiben.

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Im Parallelspiel brachte Ricardo Horta die bereits zuvor für die K.o.-Phase qualifizierten Portugiesen um Cristiano Ronaldo in der 5. Minute in Führung. Young-Gwon Kim (27.) und Hee-Chan Hwang (90.+2) drehten die Partie für den Außenseiter. Für die Südkoreaner, die einen Tag nach dem Erfolg Japans über Spanien für den nächsten Coup einer asiatischen Mannschaft sorgten, war es erst der dritte Achtelfinal-Einzug bei der elften WM-Teilnahme.

Die Vorarbeit zum ersten Tor Uruguays bei dieser WM gab Suárez, der 2010 zum Feindbild vieler Ghanaer geworden war. Der damals 23-Jährige hatte vor zwölf Jahren im Viertelfinale kurz vor Ende der Verlängerung ein fast sicheres Tor von Ghana auf der Torlinie mit seinen Händen verhindert und dafür Rot gesehen. Den fälligen Strafstoß aber verschoss Asamoah Gyan für die Black Stars, die im Elfmeterschießen scheiterten. "Das ist für mich keine Revanche, sondern ein normales Spiel", hatte Ghana-Coach Addo vor dem Wiedersehen beider Team in Al-Wakra gesagt.

Der verschossene Elfmeter Ghanas wird zum Knackpunkt

Tatsächlich wiederholte sich die Geschichte ein Stück weit. André Ayew, Sohn der ghanaischen Fußballlegende Abédi Pelé, verschoss wie Gyan 2010 einen Elfmeter, den Uruguays Torhüter Sergio Rochet gegen Mohammed Kudus verursacht hatte. Ayew wurde dabei sichtlich von der langen Verzögerung vor dem Strafstoß verunsichert - Rochet tauchte schnell genug in die Ecke ab und parierte. Der deutsche Schiedsrichter Daniel Siebert hatte zunächst fälschlicherweise auf Abseits entschieden und musste vom Videoschiedsrichter auf das Foul hingewiesen werden.

Auch sonst wirkte Siebert bei der Leitung des emotionalen und intensiven Spiels wenig souverän. Zum Ende der ersten Halbzeit verwehrte Siebert Uruguay einen möglichen Foulelfmeter und auch nach gut einer Stunde einen glasklaren, obwohl der Videoassistent ihn nach einem klaren Foulspiel von Daniel Amartey an Darwin Núñez noch einmal zum Studium der Videobilder gebeten hatte.

Knackpunkt des Spiels war der verschossene Elfmeter Ghanas. Die Afrikaner reagierten fassungslos und geschockt und kassierten schnell zwei Gegentore. Uruguay zeigte indes die bislang beste Turnierleistung und agierte wesentlich leidenschaftlicher als in den vergangenen beiden Partien gegen Südkorea (0:0) und Portugal (0:2). Das Team von Trainer Diego Alonso steckte auch den verletzungsbedingten frühzeitigen Ausfall von Führungsspieler Rodrigo Betancur von Tottenham Hotspur nach nur gut einer halben Stunde gut weg.

Ghanas Nationalcoach Addo reagierte zur Halbzeit und nahm sowohl den Elfmeter-Fehlschützen als auch dessen Bruder Jordan Ayew vom Feld. Ghana versuchte mit neuem Mut noch einmal alles und hatte sogar Glück, dass Siebert nach Amarteys Foul Uruguay den Strafstoß verwehrte. Doch Uruguay spielte souverän und routiniert bis zum Ende, wenngleich Ghana nie aufgab. Der bald 36 Jahre alte Suárez wurde nach 65 Minuten unter großem Jubel von Uruguays Fans ausgewechselt. Doch als er von Südkoreas Siegtreffer erfuhr, sackte Uruguays Superstar auf der Bank geschockt zusammen und vergrub sein Gesicht unter seinem Trikot.

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