Fußball-WM in Frankreich:Die Bundestrainerin schreibt mit der Bundeskanzlerin

Aber auch gegen Nigeria zeigte sich, dass die ganze Mannschaft dieser Forderung nachkommt. Magull zum Beispiel nahm häufig die seit der Verletzung von Dzsenifer Marozsán vakante Spielmacher-Position ein, mit vielen kreativen Momenten. Später sagte sie kritisch: "Ich glaube, wir können einfach viel, viel mutiger sein. Dass wir es können, hat man in einigen Szenen gesehen." Das hieß aber auch: in vielen anderen Szenen nicht. Magull war nicht nur Vorlagengeberin zum 1:0, sondern holte kurz danach auch noch einen Strafstoß raus, den Sara Däbritz in der 27. Minute verwandelte. Es war ihr drittes Tor im vierten Spiel dieser WM.

Und dann war da noch Lea Schüller, die in ihrem dritten WM-Spiel überhaupt erstmals in der Startformation stand und nach einem Fehlpass Nigerias in der 82. Minute ihr neuntes Tor im 16. Länderspiel erzielte. Wer von der Bank kommt, ist da, auch das gibt Sicherheit. "Das war ein Schritt in die richtige Richtung", sagte Schult. "Es ist ja schön, wenn man sich im Turnier entwickelt als Turniermannschaft. So kann es weitergehen."

Fünf von neun Treffern gelangen bisher nach Standards, die das Team zu seiner Waffe auserkoren hat und die umso wichtiger sind, da es am Spielfluss noch hapert. "Wenn der Ball im Tor ist, ist er im Tor", sagte Popp dazu. "Dat ist mir egal, wie." In dem von zahlreichen Unterbrechungen geprägten Spiel gegen Nigeria profitierte die Mannschaft zudem von Videobeweis-Entscheidungen zu ihren Gunsten.

Ein Netz, das individuelle Fehler auffängt

In den ersten knapp drei Turnierwochen ist ein Netz gestrickt worden, das individuelle Fehler auffangen kann; gepaart mit der auffallend kämpferischen Leistung, die fußballerische Defizite ausgeglichen hat, und einem steigenden Selbstbewusstsein, das sich auch in einer zunehmenden Präsenz der Mannschaft spiegelt. Wirklich rund läuft es jedoch noch immer nicht, teilweise zeigt die Mannschaft Unkonzentriertheiten, die China, Spanien, Südafrika und Nigeria nur nicht zu nutzen wussten - Gegner eines anderen Kalibers, wie im Viertelfinale am Samstag Schweden oder Kanada, wahrscheinlich schon. "Es ist nicht selbstverständlich, dass wir das Viertelfinale erreicht haben. Das war eine tolle Leistung bei schweren Bedingungen", sagte Voss-Tecklenburg. "Aber wir müssen schauen, dass wir in bestimmten Phasen des Spiels eine größere Sicherheit bekommen und uns nicht aus dem Konzept bringen lassen."

Die Bundestrainerin hatte an diesem Abend auch eine Weile warten müssen, bis sie auf dem Podium der Pressekonferenz Platz nehmen konnte. Aber auch sie ließ sich von nichts die gute Stimmung kaputt machen. Voss-Tecklenburg hatte ohnehin eine gute Ablenkung. "Das ist nicht so schlimm", sagte sie, "ich schreibe gerade SMS mit der Bundeskanzlerin."

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