Bundesliga:Briel geht: Umbruch in Hoffenheim „bisschen größer“

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Stuttgarts Borna Sosa (r) in Aktion gegen Hoffenheims Finn Becker (l). (Foto: Tom Weller/dpa)

Hoffenheim will im Sommer eine neue Mannschaft zusammenstellen. Nach dem unerwarteten Abstiegskampf steht Manager Alexander Rosen in der Bringschuld.

Ulrike John und Matthias Jung, dpa

Stuttgart (dpa/lsw) - Jede Menge Aufräum- und Aufbauarbeiten stehen bei der TSG 1899 Hoffenheim nach einer enttäuschenden Saison an. „Jetzt geht es darum, Schlüsse zu ziehen“, erklärte Sportchef Alexander Rosen nach dem am Ende erfolgreich bestrittenen Abstiegskampf und kündigte an, dass sich der Kader des Tabellenzwölften der Fußball-Bundesliga im Sommer deutlich verändern werde. „Unsere Mannschaft wird schon ein anderes Gesicht haben“, sagte der 44-Jährige nach dem etwas glücklichen 1:1 zum Saisonfinale beim VfB Stuttgart. „Der Umbruch wird etwas größer sein.“ Das gilt auch für die Geschäftsführung.

Frank Briel verlässt das Führungsgremium der Kraichgauer. Der 48-Jährige war in den vergangenen 13 Jahren einer von drei Geschäftsführern der Fußball-Spielbetriebs GmbH   und vor allem für die Finanzen - seit 2018 aber auch für sportliche Belange - verantwortlich. „Ich habe nun mehr als ein Drittel meines Lebens bei der TSG verbracht und für mich im Laufe des vergangenen Jahres die Entscheidung getroffen, dass nach dieser Saison Schluss sein wird und ich mich gerne noch einmal neu orientieren möchte“, sagte Briel in einer TSG-Mitteilung vom Montag.

Nachdem die Hoffenheimer in der abgelaufenen Saison unerwartet in den Abstiegskampf gestürzt waren, stand zuletzt vor allem Rosen als Direktor Profifußball in der Kritik. Mäzen Dietmar Hopp hatte sich jedoch vor Rosen gestellt. Die TSG müsse in der Transferphase vor ihrer 16. Saison im Oberhaus einen deutlich zweistelligen Millionen-Überschuss erwirtschaften, um finanziell eine „schwarze Null“ zu erreichen, erklärte Rosen. Dabei hatte der Club im Winter den französischen Angreifer Georginio Rutter zu Leeds United verkauft, was den Kraichgauern bis zu 40 Millionen Euro einbringen kann. In der Tabelle der Etats ordnete Rosen seinen Verein weiter zwischen Platz neun und elf ein. 

Als nächster lukrativer Verkaufskandidat gilt Offensivspieler Christoph Baumgartner. „Da braucht man, glaube ich, auch kein sonderlich begabter Fußballfachmann zu sein, um zu wissen, dass dieser Spieler ein Marktinteresse nach sich zieht“, sagte Rosen über den österreichischen Nationalspieler. Baumgartners Vertrag läuft bis 2025. Nach „Kicker“-Informationen verfügt er über eine Ausstiegsklausel, die bei 30 Millionen Euro liegt.    

Die wenig effektiven Leihgaben Kasper Dolberg und Thomas Delaney verlassen jedenfalls den Club; ein Verbleib von Angeliño, Leihgabe von RB Leipzig, gilt als eher unwahrscheinlich. Zudem läuft der Vertrag von Ex-Nationalspieler Sebastian Rudy aus. Das Gerüst der neuen Mannschaft bilden sollen Torjäger Andrej Kramaric, Kapitän und Torhüter Oliver Baumann sowie Mittelfeldspieler Dennis Geiger, der seinen Vertrag kürzlich bis 2027 verlängert hat. 

Zurück kommen die Talente Marco John und Maximilian Beier von der SpVgg Greuther Fürth und von Hannover 96. Doch das sind eher Randnotizen, wenn sich die Hoffenheimer nach der Erfahrung der vergangenen Monate entscheidend verstärken wollen. Unabhängig von Baumgartners Zukunft besteht vor allem in der vordersten Offensive Bedarf, da Munas Dabbur nur wenig zum Einsatz kam und Kramaric sich immer mehr zum Ballverteiler dahinter entwickelt hat.  

„Völlig falsch“ wäre es nach Ansicht Rosens, jetzt gleich große Ambitionen für die neue Spielzeit zu verkünden. Die TSG - einst ein Kandidat für das internationale Geschäft - hatte den Klassenverbleib schon nach dem 4:2 in der Vorwoche gegen den künftigen Champions-League-Teilnehmer 1. FC Union Berlin praktisch sicher. „In den letzten zehn bis elf Spielen waren wir gut dabei“, erklärte Trainer Pellegrino Matarazzo. „Der Klassenerhalt ist verdient.“ Der 45-Jährige hatte die Mannschaft im Februar vom glücklosen André Breitenreiter übernommen und war erst mal mit fünf Niederlagen gestartet. 

„Er ist nicht unter dem Druck zusammengebrochen“, sagte Rosen über den früheren VfB-Coach. Er lobte auch das vereinsinterne Krisenmanagement („Wir sind ruhig geblieben“) und die Mannschaft für ihren Endspurt: „Für mich Charakter mit drei Ausrufezeichen dahinter.“ Grundsätzlich, meinte der sichtlich geschaffte TSG-Keeper Baumann etwas weniger begeistert, „müssen wir uns weiter stabilisieren. Es war ein brutales Jahr.“  

© dpa-infocom, dpa:230527-99-846721/6

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