Fußball:Stolzer DFB-Debütant Wagner: 29 Jahre gewartet

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Kopenhagen (dpa) - Sein verschmutztes Trikot mit der Nummer 9 trug Sandro Wagner wie eine Trophäe aus dem Brøndby-Stadion.

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Kopenhagen (dpa) - Sein verschmutztes Trikot mit der Nummer 9 trug Sandro Wagner wie eine Trophäe aus dem Brøndby-Stadion.

Der so spät berufene und öffentlich polarisierende Hoffenheimer Mittelstürmer wirkte nach dem 1:1 gegen Dänemark noch eine Spur glücklicher und stolzer als seine fünf Teamkollegen, die in Kopenhagen ebenfalls erstmals in der Fußball-Nationalmannschaft auflaufen durften.

„Ich habe 29 Jahre auf diesen Tag gewartet“, sagte Wagner zur Bedeutung dieses 6. Juni 2017 in seiner Vita als Fußballer. Das für ihn historische Trikot mit den vier Weltmeistersternen tauschte er nicht mit einem dänischen Gegenspieler. „Das behalte ich“, sagte der U21-Europameister von 2009 mit leuchtenden Augen.

„Ich habe es mir immer gewünscht. Ich muss das jetzt alles verarbeiten. Es war eine Riesenfreude. Das war noch ein absolutes sportliches Ziel, ein Traum von mir. Schön, dass ich mir den erfüllen konnte“, erzählte Wagner, im Fußball-Zeitalter der falschen Neuner wie Mario Götze noch ein Mittelstürmer klassischer Prägung.

Wagner durfte wie der Gladbacher Lars Stindl (28) und Torwart Kevin Trapp (26) von Paris St. Germain in der Startelf ran. In der zweiten Spielhälfte wechselte Joachim Löw auch noch die Neulinge Amin Younes (Ajax Amsterdam), Kerem Demirbay (Hoffenheim) und Marvin Plattenhardt (Hertha BSC) ein. Beim ersten Test vor dem Confederations Cup ließ der Bundestrainer bei einem Sextett „Kindheitsträume“ wahr werden.

Die Neuen sorgen für frischen Wind, wie Teammanager Oliver Bierhoff erfreut registrierte: „Man hat bei allen Spielern die Vorfreude gemerkt. Gerade die Neulinge, die sind aufgeregt, die sind gerne dabei.“ Und natürlich wollen sie jetzt mehr. „Für mich selbst möchte ich immer das Maximum erreichen“, sagte Wagner. Viele Einsatzzeiten in Russland - und am besten „jedes Spiel gewinnen“. Es stecke „viel Qualität und Mentalität in der Mannschaft“, ergänzte Stindl.

„Wir sind mehr oder weniger vom Strand hergekommen“, bemerkte Wagner zum komplizierten Start der Mannschaft direkt nach einem Kurzurlaub. Löw zollte gerade den Neulingen Respekt für ihr Auftreten, besonders dem in der Startformation aufgebotenen Trio Stindl, Trapp, Wagner. „Sie hatten überhaupt keine Anlaufzeit, waren sofort präsent.“

Der fehlerfreie Trapp glänzte im Tor mit tollen Reflexen und einer guten Spielauslösung mit dem Fuß. Wagner habe vorne viel gearbeitet, immer zwei Innenverteidiger gebunden, lobte Löw: „Er war körperlich sehr präsent, hat viel Laufarbeit verrichtet.“ Und Stindl habe es „ganz geschickt gemacht, zwischen den Linien zu spielen.“ Technisch sehr sauber, schwärmte Löw: „Er hatte viele Ballkontakte und war schwer zu greifen für die Dänen, weil er immer die Positionen ein bisschen verändert hat.“ Feine Fußballer wie Stindl mag Löw.

Schon am Samstag geht es in der WM-Qualifikation weiter. Wagner will dann - „wenn ich spiele“ - in Nürnberg gegen Fußballzwerg San Marino sein in Kopenhagen in heißen Zweikämpfen mit Gladbachs Abwehrhüne Jannik Vestergaard zweimal knapp verpasstes Premierentor im Nationaltrikot erzielen. „Das wäre natürlich super“, sagte er.

Sechs Länderspiel-Debüts am 6. Juni 2017. Wer weiß, was aus den Neulingen in Löws Confed-Cup-Team wird? Aus den USA übermittelte Bastian Schweinsteiger am Spieltag eine Twitterbotschaft. Der Weltmeister erinnerte an sein Länderspieldebüt am 6. Juni 2004 in Kaiserslautern gegen Ungarn, das übrigens mit einer Niederlage endete (0:2). „Es markierte den Beginn von vielen spannenden Spielen.“

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