Fußball:Nach Katar-Alptraum will Belounis Emir-Bruder verklagen

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Paris (dpa) - Nach seiner aufsehenerregenden Alptraum-Story in Katar bläst Zahir Belounis zum Gegenangriff: Der französisch-algerische Fußball-Profi will nun deshalb unter anderem den Bruder des Staatsoberhaupts des umstrittenen WM-Gastgebers von 2022 vor Gericht ziehen.

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Paris (dpa) - Nach seiner aufsehenerregenden Alptraum-Story in Katar bläst Zahir Belounis zum Gegenangriff: Der französisch-algerische Fußball-Profi will nun deshalb unter anderem den Bruder des Staatsoberhaupts des umstrittenen WM-Gastgebers von 2022 vor Gericht ziehen.

Belounis, der im Emirat über ein Jahr lang gegen seinen Willen festgehalten worden war, werde den Präsidenten seines Ex-Vereins Al-Jaish, Scheich Joaan bin Hamad Al-Thani, der Bruder des Emirs Scheich Tamim bin Hamad Al-Thani ist, sowie den Chef seines ersten Clubs im Emirat, MTA, Gamaan Al-Hamad, verklagen, erklärte der Anwalt des Spielers, Frank Berton, in Paris.

Nach seiner langen Leidensgeschichte hatte Belounis erst am 28. November in seine französische Heimat zurückkehren können. Nach den Angaben von Anwalt Berton will der 33-Jährige bei der Pariser Staatsanwaltschaft Klage wegen Betrugs, Arbeit unter unmenschlichen Bedingungen und Erpressung einreichen.

Der Kicker war 2007 mit Ehefrau Johanna nach Katar gegangen, wo er zunächst zwischen 2007 und 2010 für MTA auf Torejagd ging, bevor er zum Zweitligisten Al-Jaish wechselte. Den Armeeclub führte er auf Anhieb in die erste Liga. Nachdem er sich über seit mehr als zwei Jahren ausstehende Gehaltszahlungen beschwert und seinen Arbeitgeber verklagt hatte, wurde ihm fast eineinhalb Jahre lang die Ausreise verweigert und das Leben zur Hölle gemacht.

Belounis wurde Opfer des in Katar herrschenden sogenannten Kafala-Systems, wonach jeder der rund 1,3 Millionen Gastarbeiter im Golfstaat nahezu als „Besitz“ des jeweiligen Arbeitgebers, des „Kafils“ gilt. Dieser darf auch den Reisepass einbehalten und die Ausreise verweigern. „Vor ein paar Jahren hätte ich nie gedacht, dass ich zum Gefangenen eines Sponsors werden kann. Sie können dich zerstören, wenn es mal nicht gut läuft“, sagte Belounis jetzt.

Vor Belounis hatten andere, bekanntere Fußball-Profis das Kafala-System an den Pranger gestellt. „Ich wurde wie ein Sklave behandelt“, das System sei „barbarisch“, sagte etwa erst vor ein paar Wochen der marokkanische Nationalspieler Abdeslam Ouaddou (34).

Während seiner Odyssee in Katar hatte Belounis Bittbriefe an Botschafter der WM 2002, darunter Zinedine Zidane und Pep Guardiola, geschrieben sowie mit Hungerstreik und sogar Selbstmord gedroht. Belounis berichtete, auch seine Ehefrau Johanna und seine zwei Töchter hätten sehr viel gelitten. Der Weltverband FIFA griff in den Streit nicht ein.

Die Arbeitsbedingungen im Emirat werden nicht erst seit der Vergabe der WM durch die FIFA kritisiert. Betroffen sind nicht nur Fußballer, sondern vor allem Tausende Wanderarbeiter auf Baustellen des aufstrebenden Golfstaates. Zuletzt hatte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International alarmierende Berichte über menschenunwürdige Arbeitsbedingungen veröffentlicht. Diese werden von den Verantwortlichen in Katar aber ebenso energisch bestritten wie die Vorwürfe, Bestechung habe bei der Vergabe der WM 2022 eine entscheidende Rolle gespielt.

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