Fußball:Mario Götze - vom WM-Helden zum Prügelknaben

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München (dpa) - Pep Guardiola ließ sich bei der Personalie Mario Götze nicht in die Karten schauen.

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München (dpa) - Pep Guardiola ließ sich bei der Personalie Mario Götze nicht in die Karten schauen.

„Er ist eine Option“, antwortete der spanische Starcoach vor dem Halbfinal-Rückspiel ausweichend auf die Frage nach den besonderen Qualitäten des Fußball-Weltmeisters für eine Aufholjagd gegen den FC Barcelona. Der 44-Jährige mochte vor der fast unlösbaren Champions-League-Aufgabe nicht über einzelne Spieler sprechen. Er blieb bei grundsätzlichen Einschätzungen. „Mario ist ein Spieler, der in der Nähe des Strafraums und im Strafraum große Qualität hat.“

Greift Guardiola auf diese Qualitäten am Dienstag zurück? Oder gibt es für den seit Tagen von allerlei Seiten kritisierten Götze den nächsten Dämpfer? Die Tempodribbler Franck Ribéry und Arjen Robben fehlen, ein 0:3 muss aufgeholt werden - nach der Rolle als Bankdrücker im Hinspiel wäre die nächste Nichtberücksichtigung für Götze in der Startelf ein fatales Signal über dessen Stellenwert unter Guardiola. Zumal der Trainer selbst erkannt hat: „Mario ist ein sensibler Spieler.“

Vom Können her ist der 37-Millionen-Mann Götze eigentlich ein Akteur, der nach dem nahenden Umbruch im Münchner Luxuskader eine prägende Figur für die Zukunft sein müsste. 15 Tore in 44 Pflichtspielen für die Bayern sind wahrlich keine schlechte Saisonbilanz. Aber einen Aha-Effekt hatte Götze noch nicht in München. Ein Stück weit steht er trotz des bis 2017 laufenden Vertrages in seiner immerhin zweiten Bayern-Saison am Scheideweg.

„Ich kann mich über seine Leistung nicht beklagen. Er ist ein junger Spieler, sein Potenzial ist groß. Ich bin zufrieden, sein Trainer zu sein“, lobte Guardiola wie fast alle Spieler auch Götze. Allerdings ist bekannt, dass der Coach lieber den Brasilianer Neymar als Offensivkünstler bekommen hätte.

Auf den erst 22-jährigen Götze, der mit seinem Siegtreffer im WM-Finale von Rio zu einem deutschen Fußball-Helden aufstieg, prasselt viel Kritik ein. „Der Mario Götze ist ein großartiges Talent“, erklärte Ehrenpräsident Franz Beckenbauer und stieß mit seinen plakativen Aussagen an die Spitze der Kritiker vor. „Manchmal kommt er mir noch ein bisschen vor wie ein Jugendspieler, der leichtfertig die Bälle weggibt.“ Götze müsse erwachsener werden und am Körpereinsatz arbeiten. Er soll sich ein Beispiel nehmen an Suárez. Der ist auch nicht größer, aber viel stabiler.

Der Vergleich mit dem bissigen Barça-Stürmer aus Uruguay passt vielleicht nicht ganz, aber bei der Körpersprache kann der Fußball-Genius Götze in der Tat zulegen. Selbst gute Auftritte wie der gegen Augsburg (0:1), als er über elf Kilometer lief, an der Hälfte der 16 Bayern-Torschüsse beteiligt war und bei 84 Ballkontakten gute Zweikampfwerte aufwies, gehen unter. Ein Vorangeher ist er (bisher) nicht.

In allen K.o.-Spielen der Münchner in der Königsklasse kam Götze in seiner Bayern-Zeit zum Einsatz. Meist von Beginn an, aber in den entscheidenden Halbfinal-Duellen gegen Real Madrid 2014 und im Hinspiel in Barcelona erst als Joker in der Schlussphase. Zudem wurde der Nationalspieler beim Halbfinal-Aus im Pokal gegen Dortmund erst spät eingewechselt, verschoss später seinen Elfmeter.

In München wird der Offensivspieler noch geschützt. „Das ist auch unsere Verpflichtung, diesen Jungen jetzt in einer nicht einfachen oder schwierigen Situation zu unterstützen“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Einen Messi-Moment wie im WM-Finale 2014, als ihn Joachim Löw mit den Worten „Zeig der Welt, dass du besser bist als Messi“ starkredete, erwartet am Dienstag keiner von Götze. Aber gerne würde der 43-malige Nationalspieler beweisen, dass er auch für den Club in großen Spielen Spuren hinterlassen kann.

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