Fußball:Juve und «neuer Messi» Dybala drängen Barça an den Abgrund

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Turin/Barcelona (dpa) - Das zerfurchte Gesicht und die roten Augen von Luis Enrique sagten schon alles. Nach dem 0:3 des FC Barcelona im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League bei Juventus überkamen den Trainer in Turin böse Erinnerungen.

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Turin/Barcelona (dpa) - Das zerfurchte Gesicht und die roten Augen von Luis Enrique sagten schon alles. Nach dem 0:3 des FC Barcelona im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League bei Juventus überkamen den Trainer in Turin böse Erinnerungen.

„Ich hatte das Gefühl, einen Alptraum wiederzuerleben“, erklärte der 46-Jährige in Anspielung auf das 0:4 der Katalanen im Achtelfinale bei Paris Saint-Germain.

Noch nie - auch nicht an der Seine - hatte der Coach so geknickt gewirkt. Er murmelte vor den Journalisten: „Das war traurig, das war schlimm.“ Regisseur Andrés Iniesta klagte: „Wir haben fast alles falsch gemacht.“ Barças deutscher Torwart Marc-André ter Stegen räumte nach der Pleite gegen die Elf seines Nationalteamkollegen Sami Khedira ein: „Das war eine harte Nacht.“

Die in Barcelona erscheinende Zeitung „Sport“ schrieb am Mittwoch bereits vom „Ende einer Ära“. Der Kader müsse sofort umgekrempelt werden. Die harte Kritik reichte in den spanischen Medien von „lächerliche Leistung“ bis „Verfallsdatum abgelaufen“. In Italien sieht man unterdessen eine Wachablösung in Europa herannahen. „Juventus macht Angst, Juventus könnte Geschichte schreiben“, jubelte die Zeitung „Gazzetta dello Sport“.

Schafft es Juve, in der Königsklasse nach 1985 und 1996 zum dritten Mal ganz oben zu landen? Von Tiefstapelei hält Coach Massimiliano Allegri jedenfalls nichts. Es gibt keinen Grund, den Enthusiasmus zu dämpfen, sagte er. Khedira jubelte auf Twitter: „FORZA JUVE“. Der erste Schritt Richtung Halbfinale sei getan.

Bei der Revanche für das Finale von 2015, das Barcelona in Berlin mit 3:1 gewann, deutete sich auch eine andere Wachablösung an. Der junge Argentinier Paulo Dybala brachte den italienischen Serienmeister mit einem Doppelpack (7./22.) vor dem dritten Tor durch Giorgio Chiellini (55.) auf Kurs Halbfinale - und stellte seinen Landsmann und fünfmaligen Weltfußballer Lionel Messi eklatant in den Schatten.

„Der neue Messi“, titelte die „Corriere dello Sport“. „La Joya“, das „Juwel“, wie der 23-Jährige genannt wird, wurde auch in Spanien als Nachfolger seines fast sechseinhalb Jahre älteren Nationalteamkollegen gefeiert. Von einer „Krönung“ war die Rede. Coach Allegri lobte den Mann, der auch von Barcelona umworben wird: „Er hat all seine Qualitäten unter Beweis gestellt.“

Als Messi 2006 seinen ersten von insgesamt vier CL-Titeln gewann, saß der damals zwölfjährige Dybala noch im heimischen Córdoba vor dem Fernseher und bewunderte sein Idol. Nach dem Sieg vom Dienstag sagte er: Ich bin unglaublich glücklich, von diesem Moment habe ich geträumt, seit ich ein Kind bin. Die „Gazzetta dello Sport“ meinte: „Der Moment ist gekommen, Europa zu erobern.“

Noch muss die verjüngte Alte Dame - die am Dienstag in Torwart Gianluigi Buffon und Leonardo Bonucci nur zwei Akteure des Endspiels von 2015 aufbot - am nächsten Mittwoch das Rückspiel überstehen. Der sensationelle 6:1-Sieg von Messi & Co. im Achtelfinal-Rückspiel gegen PSG ist in Erinnerung. Und in den europäischen Wettbewerben machte Barça immerhin schon dreimal ein 0:3 wett.

Doch selbst Luis Enrique, der gegen Paris auch nach der 0:4-Hinspielpleite auf Optimismus gemacht hatte, scheint bereits das Handtuch geworfen zu haben. „Dieses Mal kann ich nicht so recht an eine erfolgreiche Aufholjagd glauben.“ Wohl auch deshalb, weil sich die Juve-Abwehr mit nur zwei Gegentreffern in neun Spielen als die stärkste der Champions League präsentiert. Dybala beteuert: „Wir werden nicht die Fehler wiederholen, die Paris gemacht hat.“

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