Fußball:Hannover am Ende: Die Zweitliga-Planung beginnt

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Frankfurt/Main (dpa) - Noch lange nach dem Schlusspfiff stand Thomas Schaaf regungslos vor seiner Trainerbank. Der Chefcoach von Hannover 96 ist jetzt mit Unterbrechungen seit 37 Jahren als Spieler und Trainer in der Fußball-Bundesliga dabei.

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Frankfurt/Main (dpa) - Noch lange nach dem Schlusspfiff stand Thomas Schaaf regungslos vor seiner Trainerbank. Der Chefcoach von Hannover 96 ist jetzt mit Unterbrechungen seit 37 Jahren als Spieler und Trainer in der Fußball-Bundesliga dabei.

Am Samstagabend wusste er nach dem 0:1 (0:1) bei Eintracht Frankfurt genau: Das war's. Hannover 96 wird am Ende der Saison absteigen. Einen Rückstand von zehn Punkten wird diese Mannschaft in den verbleibenden sieben Spielen kaum mehr aufholen. Nicht in dieser Besetzung, nicht in dieser Form. Jetzt beginne die Planung für die Zweite Liga, bestätigte Geschäftsführer Martin Bader dann auch einen Tag nach dem Spiel.

Schaaf selbst sagt immer noch: „Wir werden weiter alles versuchen.“ Das sei man „auch unseren Fans schuldig. Aber der Abstand wird immer größer, die Spiele immer weniger. Die Situation wird dadurch nicht einfacher, manche sagen sogar: unmöglich.“ Hannovers Torwart Ron-Robert Zieler gehört dazu. Der Weltmeister wiederholte in Frankfurt immer wieder den Satz: „Wenn wir letzte Woche schon gesagt haben, dass wir ein Riesen-Wunder brauchen, dann brauchen wir heute noch ein größeres.“ Das sei alles „extrem enttäuschend“.

12 der vergangenen 13 Spiele hat der Tabellenletzte jetzt verloren. Die Bilanz unter Schaaf wird auch von Woche zu Woche schlechter. Mittlerweile steht sie bei neun Niederlagen in zehn Spielen.

Dass das entscheidende Tor von Änis Ben-Hatira (32. Minute) aus einer Abseitsposition heraus entstand und dass Hannover in der zweiten Halbzeit ein Elfmeter verweigert wurde, gibt dem Ganzen noch eine tragische Note hinzu. An dem Gesamtbefund ändert das aber nichts. Diese Mannschaft hat kein Bundesliga-Format. Sie hat den Glauben an die eigene Rettung längst verloren. Was man jetzt beim Blick auf die Tabelle noch tun könne, wurde Edgar Prib nach dem Spiel gefragt. Seine Antwort war nur: „Einfach nicht draufgucken.“

Ein Gutes hat diese frustrierende Situation immerhin: Der Verein hat jetzt Planungssicherheit. Er kann sich mit einem deutlichen zeitlichen Vorsprung auf andere Clubs für die nächste Zweitliga- Saison neu aufstellen. Immer mehr Beobachter haben aber den Eindruck: 96 ist gerade dabei, selbst diesen Vorteil aufs Spiel zu setzen.

Noch immer ist nicht klar: Wird Schaaf den Weg in die 2. Bundesliga mitgehen oder nicht? „Es gibt dazu nichts Neues“, sagte er auch am Sonntag noch einmal. „Wir prüfen die Strukturen. Ich kann mir die Zweite Liga prinzipiell vorstellen. Natürlich macht man sich intern Gedanken. Aber das hat man vom ersten Tag an gemacht.“

Eine andere Frage ist längst auch: Wäre Schaaf für den Neuaufbau überhaupt der richtige Mann? Für den 54-Jährigen sprechen nach wie vor seine Erfahrung und seine Vita. Auch bei Eintracht Frankfurt wurde es nicht besser, als er den Verein im Sommer verließ.

Vorzuweisen hat Schaaf in Hannover aber bislang: nichts. Die auch von ihm mit verpflichteten sechs Neuzugänge helfen dem Verein nicht weiter. Seine ständigen taktischen wie personellen Rochaden haben die Mannschaft eher verunsichert als stabilisiert. „Dinge, die er aus seiner Erfahrung angeschoben hat, greifen nicht. Dann veränderst du wieder etwas, und dann greift das auch nicht“, sagte Bader bei „Sky“. Auch Schaaf verteidigte sich erneut: „Wir müssen alles versuchen. Wir müssen alle Themen anreißen. Leider bringen wir es nie zu Ende.“

Die Länderspielpause kommt dem Tabellenletzten nun gerade recht, um seine Zukunft zu planen. Das Tempo habe dabei „zugenommen“, die Trainerfrage „gehen wir jetzt an“, sagte Bader am Sonntag. Sicher ist vorerst nur, dass Schaaf nicht schon vor dem Saisonende hinwerfen wird. „Ich bin noch da, und ich gehe meinen Weg weiter“, sagte er.

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