Nächster Spielabbruch in Frankreich:Die Gewalt nimmt kein Ende

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Tribünen in Flammen: Lyon-Hooligans und Anhänger des FC Paris gehen beim Pokalspiel mit bengalischen Feuern aufeinander los. (Foto: Julien Mattia/Imago Images)

Beim Pokalspiel zwischen dem FC Paris und Lyon beschießen sich Hooligans mit Feuerwerkskörpern - unbeteiligte Zuschauer flüchten auf den Rasen. Offenbar haben die Ausschreitungen einen rechtsradikalen Hintergrund.

Von Stefan Galler, München

Erst am vergangenen Donnerstag hatten die französischen Fußballverbände sowie das Innen-, Justiz- und Sportministerium einen neuen Aktionsplan vorgestellt, um gegen die zuletzt immer massivere Fangewalt vorzugehen. Dass dringender Handlungsbedarf besteht, stellte sich dann am Freitagabend unter Beweis - zum wiederholten Mal in dieser Saison.

Beim Pokalspiel zwischen dem Zweitligisten FC Paris und Olympique Lyon, der Mannschaft von Trainer Peter Bosz, kam es am Ende der Halbzeitpause unmittelbar vor dem geplanten Wiederanpfiff zu schweren Ausschreitungen und Schlägereien auf den Tribünen. Fans beider Lager bewarfen sich gegenseitig mit Feuerwerkskörpern, zahlreiche unbeteiligte Zuschauer flüchteten auf den Rasen. Die Spieler gingen zurück in die Kabinen, nach 45 Minuten folgte der endgültige Abbruch der Begegnung beim Stand von 1:1.

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In Frankreich begann sofort die Aufarbeitung der Vorfälle. Sportministerin Roxana Maracineanu forderte den Fußballverband (FFF) auf, nun endlich einzugreifen. Am Montag soll der Disziplinarausschuss des Verbands zusammenkommen. Olympique Lyon reagierte, indem vorerst keine eigenen Anhänger mehr mit zu Auswärtsspielen reisen dürfen. Darüber hinaus kündigte der Verein an, künftig all diejenigen aus dem Stadion verbannen zu wollen, "die durch ihre Taten Feinde des Fußballs sind". Bereits am 21. November wurde das Heimspiel von OL gegen Marseille abgebrochen, nachdem dessen Kapitän Dimitri Payet von einer vollen Wasserflasche aus der Lyon-Kurve getroffen worden war.

Gut möglich, dass der Maßnahmenkatalog noch verschärft wird

Wie die Sportzeitung L'Équipe berichtet, sollen unter den gewaltbereiten Lyon-Hooligans, die am Freitag im Stade Charléty in Paris randalierten, Neonazis und Anhänger der identitären Bewegung Frankreichs gewesen sein. Das hätten erste Auswertungen von Bildern aus sozialen Netzwerken und Fotoagenturen ergeben. Offenbar wird die Fanszene in Lyon seit einigen Jahren mehr und mehr von Rechtsradikalen unterwandert. Dies betrifft nicht den größten Fanklub "Bad Gones", der im heimischen Groupama Stadium auf der Nordtribüne beheimatet ist, sondern die weniger straff organisierten Ultras auf der Südtribüne.

Vorfälle hatte es etwa im September 2018 gegeben, als ein OL-Hooligan nach dem 2:1-Erfolg in der Champions League gegen Manchester City auf dem Rasen den Hitlergruß zeigte, oder zuvor im März 2018, als am Rande eines Spiels gegen ZSKA Moskau Nazi-Symbole auf den Zuschauerrängen zu sehen waren. Die L'Équipe zitiert einen bei Olympique gut vernetzten Spielerberater: "Es gibt eine Randgruppe gewalttätiger Typen von ganz rechts. Wenn die Lyonnais so tun, als wüssten sie es nicht, dann sind sie Heuchler und Lügner."

Gut möglich, dass angesichts der Vorfälle vom Freitag der tags zuvor verabschiedete Maßnahmenkatalog noch verschärft wird. Bisher wurde beschlossen, dass ein Spiel künftig automatisch abgebrochen wird, wenn ein Spieler oder Schiedsrichter durch ein Wurfgeschoss verletzt wird, Plastikflaschen sollen zunächst bis zum Ende der laufenden Saison aus den Stadien verbannt werden. Dazu kommen individuelle Strafen gegen Randalierer, etwa Stadionverbote oder Bußgelder.

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