Fußball:Gedankenflut bei Nürnbergs Fiel: Uzuns Tore-Abschied

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Der Nürnberger Jan Gyamerah erzielt per Strafstoß den Treffer zum 2:0. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Von Cristian Fiel und dem 1. FC Nürnberg fällt eine Riesenlast ab. Der Klassenerhalt ist endlich gesichert. Fiel ist sichtlich aufgekratzt. Sein Sturmjuwel verabschiedet sich.

Von Martin Moravec, dpa

Nürnberg (dpa/lby) - Im Moment des gesicherten Klassenerhalts schoss dem aufgewühlten Nürnberger Trainer Cristian Fiel „unfassbar viel“ durch den Kopf. In der Hocke hielt er an der Seitenlinie unmittelbar nach dem Schlusspfiff des erlösenden 3:0 (1:0) am Samstag in der 2. Fußball-Bundesliga gegen die SV Elversberg noch einmal inne. „Diese letzten Wochen, es gab schon mal einfachere“, räumte der 44-Jährige auf der Pressekonferenz ein.

In diese letzten Wochen gehören ein krasser Leistungsabfall inklusive fünf Niederlagen am Stück, Spekulationen über einen Abgang Fiels zu Hertha BSC, die Trennung nach rund vier Jahren von Sportvorstand Dieter Hecking und viele nervenzehrende Momente, ehe der vorzeitige Klassenverbleib am vorletzten Spieltag mit nun 40 Punkten doch feststand.

„Fragst du mich: War das anstrengend? Boah, wie Sau“

Fiel empfand neben vielen anderen Emotionen nun auch Erleichterung, „dass du diesen Sieg holen konntest und dass wir uns schon mal keine Gedanken machen müssen, in welcher Liga wir in der nächsten Saison spielen“, äußerte er aufgekratzt. Nun können die Nürnberger die letzte Saisondienstreise zum Hamburger SV am nächsten Sonntag sogar ohne Existenzdruck antreten und nochmal das eine oder andere auch personell probieren.

Fiel wird seine erste komplette Saison als Cheftrainer im Profibereich in Erinnerung behalten - ohne jeden Zweifel. „Fragst du mich: War das anstrengend? Boah, wie Sau“, sagte er. „Dass ich das eine oder andere ändere: hundertprozentig.“ Aus so einer Saison nehme man „echt viele Learnings mit“, wie sich Fiel selber neudeutsch sagen hörte.

Lockt Hertha BSC? Fiel verweist auf seinen Vertrag

Aber nimmt er diese Erkenntnisse vielleicht sogar zu einem anderen Verein mit? Fiel wird mit Ligarivale Hertha BSC in Verbindung gebracht. Die Berliner wollen angeblich nicht mehr mit Pal Dardai weitermachen. „Ich habe ja Vertrag hier, deshalb mache ich mir darüber keine Gedanken“, antwortete Fiel nach dem erst sechsten Heimsieg auf die Frage, ob er auch nächstes Jahr Coach in Franken sei.

Gedanken über Spekulationen rund um Hertha BSC mache er sich „gar nicht, gar nicht“, versicherte der geschaffte Coach. „Als ob ich dafür noch Zeit gehabt hätte, um mir über solche Sachen Gedanken zu machen.“

Uzun bereitet vor und trifft selber

Vor 34 031 Zuschauern sorgten Felix Lohkemper (43. Minute), Kapitän Jan Gyamerah (52. Handelfmeter) und Supertalent Can Uzun (64.) mit ihren Toren dafür, dass sich Fiel nicht auch noch Gedanken über den Absturz in die Drittklassigkeit machen musste. „Wir haben ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht, einfach den Fußball gespielt, den wir in den letzten Wochen haben vermissen lassen“, befand Innenverteidiger Jannes Horn.

Uzun, seit 2019 im Verein, verschaffte sich einen Abschied nach Maß. Der 18-Jährige bereitete mit einem Steilpass Lohkempers Führungstreffer vor und setzte mit seinem 16. Saisontor - nie war jemand in seinem Alter in der 2. Bundesliga so treffsicher - den Schlusspunkt unter seine Nürnberger Zeit.

„Für ihn hat es mich einfach nochmal gefreut, dass die Fans applaudiert haben, als er ausgewechselt wurde. Jetzt hatte er nochmal einen schönen Abschluss“, sagte Horn über Uzun, der in der 80. Minute ausgewechselt wurde.

Fiels Geschenk an Uzun

Der türkische A-Nationalspieler, zuvor fünfmal ohne Tor, ist in Hamburg gelb-gesperrt, sein Wechsel zu Eintracht Frankfurt für angeblich rund zehn Millionen Euro Ablöse gilt aus ausgemacht. Uzuns Startelfeinsatz war trotz weiter mauer Trainingsleistungen ein letztes Geschenk von Fiel. „Er hat eine außergewöhnliche Saison gespielt, was Tore betrifft. Für mich war klar, dass ich ihm die Möglichkeit gebe, sich von seinem Jugendverein zu verabschieden“, berichtete der Nürnberger Coach.

Der „Club“ verliert sein „Mega-Talent“, wie ihn Horn nannte. Dafür erhalten die Franken aber eine Menge Geld für neues Personal. „Die letzten Wochen waren nicht so einfach. Wir sind froh, dass wir es heute so gut hinbekommen haben“, sagte Uzun und bedankte sich bei den heimischen Fans. „Es war eine unglaubliche Unterstützung.“

© dpa-infocom, dpa:240511-99-995856/5

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