Lukas Podolski zur EM 2021:Löws letzter Anwalt

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Ein Herz und eine Kickerseele: Joachim Löw und Lukas Podolski, hier vor Podolskis Abschiedsspiel im März 2017. (Foto: MIS/Imago)

Früher sorgte Lukas Podolski als Klassenclown für prächtige Laune im Nationalteam, da war meist noch alles gut. Jetzt ist gerade gar nichts gut - aber immerhin hält der Kölner Emotionsbolzen zu Joachim Löw.

Glosse von Johannes Schnitzler

Lukas Podolski hat Joachim Löw aus einigen Bredouillen gerettet. Meistens mit Toren. Einmal auch mit seiner Schlagfertigkeit. Gemeinsam mit Bastian Schweinsteiger bildete er jahrelang das DFB-Comedy-Duo "Poldi & Schweini". Wie bei Max und Moritz war vor ihnen keine Autorität sicher. Der Waldorf-Pädagoge Löw verzieh den beiden Pfiffikussen aber jeden Quatsch, und mit den Jahren etablierten sich seine Klassenclowns, die 2004 noch unter seinem Vorgänger und Chef Jürgen Klinsmann debütiert hatten, als emotionales Kraftzentrum seines Teams.

Auch als sich das Gesicht ihrer gemeinsamen Tage in Falten zu legen begann, hielt er zu seinen ergrauenden Ziehsöhnen. Diese dankten ihm die Treue mit dem WM-Titel 2014 - und mit kämpferischer Loyalität, auf und neben dem Platz. Als während der EM 2016 in Frankreich ein Video kursierte, das Löw beim Griff in den Schritt und anschließendem Schnüffeltest zeigte, sagte Podolski in einer Pressekonferenz den entwaffnenden Satz: "Ich denke, achtzig Prozent von Euch und ich kraulen sich auch mal an den Eiern, von daher ist alles gut."

Und damit war alles gut.

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Jetzt ist gerade gar nichts gut. Nach dem 0:2 im EM-Achtelfinale gegen England sagte Podolski, ihm habe bei seinen Nachfahren im DFB-Trikot "dieser Ehrgeiz, dieser Wille, dieser Kampfgeist" gefehlt. "Das wirkte alles so trostlos", sagte der 36-Jährige im Bild-Podcast. "Wenn man die Gesichter der Spieler sieht - da rührt sich nichts. Da könnte glaube ich ein Feuer im Stadion ausbrechen, die würden weiter auf dem Rasen bleiben." Löw sei das aber nicht anzukreiden, natürlich: "Wir haben ja nicht zehn andere Spieler, die nicht nominiert wurden, aber unbedingt hätten dabei sein sollen."

Podolski selbst war 2017 aus der DFB-Elf zurückgetreten. In seinem 130. und letzten Länderspiel verabschiedete sich der Linksfuß auf für ihn typische Art: Mit einem orgiastischen Spannstoß in den Winkel. Deutschland gewann 1:0 - der Gegner damals: England. Podolski, der Kölner Emotionsbolzen, wurde dafür von der Dortmunder Süd-Tribüne gefeiert. Im selben Spiel gab übrigens ein gewisser Timo Werner, wie der Sport-Informationsdienst notierte, "als 87. Spieler in der Ära von Bundestrainer Joachim Löw 77 Minuten lang ein unauffälliges Debüt".

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