Fußball:«Ekelhafter» Abend für Brych: Karriereknick vor WM?

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Frankfurt/Main (dpa) - Auf dem Regelheft des Deutschen Fußball-Bundes ist Felix Brych der Coverboy. Der smarte Jurist aus München gilt als der neue Topmann der Schiedsrichtergilde. Am Freitagabend erlebte der Referee die Bundesliga-Begegnung zwischen 1899 Hoffenheim und Bayer Leverkusen als einzigen Albtraum.

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Frankfurt/Main (dpa) - Auf dem Regelheft des Deutschen Fußball-Bundes ist Felix Brych der Coverboy. Der smarte Jurist aus München gilt als der neue Topmann der Schiedsrichtergilde. Am Freitagabend erlebte der Referee die Bundesliga-Begegnung zwischen 1899 Hoffenheim und Bayer Leverkusen als einzigen Albtraum.

Brych gab das Phantomtor von Stefan Kießling - dabei soll der 38-Jährige nächstes Jahr bei der WM in Brasilien pfeifen. Ungeachtet des Skandalspiels stellt die UEFA Brych gleich vor die nächste Herausforderung: Am Dienstag leitet er den Champions-League-Hit zwischen dem AC Mailand und dem FC Barcelona.

Im Flutlicht der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena sah Brych nicht, was später auf allen Fernsehkanälen rauf und runter lief: Dass der Kopfball von Kießling in der 70. Minute am Pfosten vorbei ging und nur durch ein Loch im Netz im Tor landete - ein kurioses Kapitel für die Bundesliga-Geschichte. „Es hat mir keiner gesagt, dass der Ball nicht im Tor war“, beklagte sich der Münchner später sichtlich konsterniert. Da ahnte er wohl schon, was auf ihn einprasseln würde.

Brych hatte keine TV-Bilder zur Kontrolle, keine Hilfe von seinen Assistenten, die Hoffenheimer Spieler und Trainer protestierten nicht in dem Moment, das kurze Gespräch mit Kießling auf dem Platz machte ihn auch nicht schlauer bei seinen „leichten Zweifeln“ an der Rechtmäßigkeit des Treffers. Der Referee stand am Ende da wie ein Depp. „Für mich ist das jetzt auch keine tolle Situation, ein Tor zu geben, das keins war“, sagte Brych, der dennoch den Gang vor die Kameras und Mikrofone nicht scheute.

Der Angestellte des Bayrischen Fußball-Verbandes gilt eigentlich als Nachfolger von Deutschlands WM- und EM-Referee Wolfgang Stark: Brych pfiff 2012 bei den Olympischen Spielen in London, war vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) vergangene Saison zum „Schiedsrichter des Jahres“ gewählt worden und durfte beim Confederations Cup in Brasilien ran. Der smarte Spielleiter steht auf der vorläufigen FIFA-Liste für die WM 2014. Bisher hätte es niemand gewundert, wenn dieses Mal Brych und nicht Stark für die WM nominiert werden würde.

Falls das Skandalspiel von Hoffenheim, das die FIFA auch bei der juristischen Aufarbeitung beschäftigen wird, ein Karriereknick für Brych bedeutet, wäre dies bitter für ihn. „Ekelhaft“, so DFB-Abteilungsleiter Lutz Michael Fröhlich sei die Situation für den Unparteiischen am Freitagabend gewesen.

Herbert Fandel, Vorsitzender der DFB-Schiedsrichter-Kommission, machte das, was er immer tut, wenn einer seiner Spitzenreferees sich einen Fauxpax leistet - er nahm ihn in Schutz. „Felix Brych ist einer der weltbesten Schiedsrichter. Jeder kann sich vorstellen, dass diese Entscheidung ihn ganz besonders ärgert und beschäftigt“, sagte er. „Aber es war eine Verkettung unglücklicher Umstände und am Ende bleibt bedauerlicherweise stehen, dass ein Tor gegeben wurde, welches keines gewesen ist.“

Die Wut der Hoffenheimer Fans bekam Brych deutlich zu spüren. Die Stadionregie in der Rhein-Neckar-Arena spielte unmittelbar nach dem Schlusspfiff die Szene mit Kießling auf der Anzeigetafel ein. „Es war kein Tor! Es war kein Tor!“, brüllte Stadionsprecher Mike Diehl - und holte sich später eine Rüge von 1899-Sportchef Alexander Rosen ein, der diese Aktion ziemlich unnötig fand. Brych nahm in dem Moment jedenfalls die Beine unter den Arm und machte, dass er in die Kabine kam. Wenn es nach Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler gegangen wäre, dann hätten die Hoffenheimer die Szene gleich unmittelbar nach dem kuriosen Nicht-Tor einspielen sollen. Bei 1899 Hoffenheim wäre das vielleicht noch gut gegangen. Bei anderen Vereinen hätten die Fans dann wohl die Zäune eingerissen.

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