Fußball:Draxlers Regenbogen-Zeichen

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Kopenhagen (dpa) - Die aufmerksam registrierte regenbogenfarbene Kapitänsbinde am linken Oberarm trug Julian Draxler mit Stolz. Und das Stück Stoff löste beim jungen Fußball-Weltmeister auf Anhieb die von Joachim Löw erhoffte Wirkung aus.

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Kopenhagen (dpa) - Die aufmerksam registrierte regenbogenfarbene Kapitänsbinde am linken Oberarm trug Julian Draxler mit Stolz. Und das Stück Stoff löste beim jungen Fußball-Weltmeister auf Anhieb die von Joachim Löw erhoffte Wirkung aus.

„Er hat auf jeden Fall die Mannschaft angetrieben, auch verbal in der Kabine. Er hat auf dem Platz Verantwortung übernommen, hat gute Wege gemacht, viele Aktionen gehabt“, lobte der Bundestrainer Draxler nach dem 1:1 der jungen deutschen Nationalmannschaft gegen Dänemark.

Der Probelauf in Kopenhagen war aber nur der Startschuss. Der gerade 23 Jahre alte Jungstar Draxler darf auch beim Confederations Cup in Russland den in diesem Sommer pausierenden Torwart Manuel Neuer als Kapitän auf Zeit vertreten. „Das ist eine große Ehre. Ich versuche, das dem Bundestrainer natürlich auch zurückzuzahlen“, sagte Draxler zu später Stunde im Kabinentrakt des Brøndby-Stadions.

In den sozialen Netzwerken wurde sofort eifrig über die Farbe der Binde diskutiert. Die Regenbogenfahne ist ein Symbol der Schwulen- und Lesbenbewegung, aber sie steht ebenso für die internationale Friedensbewegung. Der Hintergrund klärte sich schnell auf. Es war eine Aktion des dänischen Fußballverbandes für Offenheit und Vielfalt. Diese habe der DFB „selbstverständlich“ mitgetragen, berichtete der Verband.

„Unsere Mannschaft steht für Toleranz, Offenheit und Vielfalt, gegen jegliche Form von Diskriminierung und Gewalt“, erklärte Teammanager Oliver Bierhoff in Kopenhagen. Auch Dänemarks Kapitän und Torschütze Christian Eriksen trug eine Binde mit den Regenbogenfarben.

Auffällig war Draxlers Auftreten auch ansonsten. Er forderte von Anfang an die Bälle und versuchte, mit hohem Engagement dem Spiel der völlig neu formierten Nationalelf im Mittelfeld Struktur zu geben. „Ich denke, dass wir auf jeden Fall bewiesen haben, dass wir nicht nur zum Spaß hier sind. Wir wollen schon was erreichen“, verkündete Draxler mit Blick auf die spannende Confed-Cup-Aufgabe in Russland.

In den maximal fünf Turnierspielen wird Draxler das DFB-Team auch anführen. „Natürlich muss er noch in die Rolle hineinwachsen, er ist noch jung. Das ist ein Prozess. Ich glaube, dass er es beim Confed Cup gut macht. Das ist für ihn auch eine gute Erfahrung“, äußerte Löw. Sollte Draxler beim Confed Cup mal eine Spielpause erhalten, übernähme dessen Weltmeister-Kollege Shkodran Mustafi. „Sie sind beide schon länger dabei, kennen die Abläufe und Ideen“, sagte Löw.

Der Bundestrainer sieht in dem bei Paris St. Germain weiter gereiften Draxler einen Akteur, „der in den nächsten Jahren, in der nächsten Generation nach Neuer, Khedira, Hummels oder Boateng“ das Nationalteam anführen könne. Auch Teammanager Oliver Bierhoff war in Kopenhagen angetan: „Julian hat eine sehr gute Präsenz gehabt. Man hat direkt gemerkt, dass er Initiative ergreift und die Führungsrolle hier übernehmen will. Auch das sind wichtige Aspekte.“

Eine Premiere war es für Draxler nicht, die DFB-Auswahl anzuführen. Vor der WM 2014 durfte er beim 0:0 beim Test gegen Polen in Hamburg, als Löw insgesamt zwölf Debütanten einsetzte, schon einmal die Binde tragen. Mit 20 Jahren wurde er damals zum jüngsten Kapitän der DFB-Historie. „Ich gehöre mittlerweile zu denen, die schon ein bisschen längere Zeit dabei sind, seit 2012“, bemerkte Draxler. Er will nun schnell in seine neue Rolle hineinwachsen. Sein Hauptjob aber bleibe ein anderer, betonte er: „In erster Linie bin ich immer noch der Julian, der Fußball auf dem Platz zu spielen hat.“

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