Leipzig in Heidenheim:Ein Auswärtssieg stinkt nicht

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Mal wieder rechtzeitig zur Stelle: Leipzigs Torjäger Loïs Openda erzielt fünf Minuten vor Schluss den Siegtreffer für RB. (Foto: Harry Langer/dpa)

Nach einer Protestaktion mit Buttersäure gegen RB Leipzig entschuldigt sich Heidenheims Trainer Schmidt bei den Gästen. Die Sachsen setzen ihre Siegesserie durch das 2:1 fort und sind der Qualifikation für die Champions League schon ganz nah.

Von Maik Rosner, Heidenheim

Hinterher drehten sich viele Gespräche weniger um das Fußballspiel zwischen dem 1. FC Heidenheim und RB Leipzig, sondern mehr um die unangenehme Begleiterscheinung der Begegnung. Buttersäure war offenbar in der Nacht vor dem Spiel von Anhängern des FCH im Gästeblock verteilt worden, wie der Verein bestätigte. Eine kurzfristige Reinigungsaktion milderte den typischen Gestank nach Erbrochenem zwar etwas ab, beseitigt werden konnte er aber nicht.

Sogar mit mehr als 50 Metern Abstand roch es noch streng, wie Frank Schmidt nach dem Spiel berichtete. "Es hat auch bei uns gestunken an der Bank", sagte Heidenheims Trainer und verurteilte diese eklige Protestform gegen das "Konstrukt" RB Leipzig: "Da schäme ich mich." Man könne seine Meinung anders äußern, erinnerte er, "aber sowas geht nicht. Deswegen kann man sich nur entschuldigen bei RB Leipzig". Die Polizei nahm Ermittlungen auf. Wie Schmidt zweifelte auch Leipzigs Trainer Marco Rose an der Intelligenz des Täters oder der Täter. "Auf die Idee zu kommen, das eigene Stadion mit Buttersäure zu besudeln, da muss man schon echt ein ganz helles Kerlchen sein", sagte Rose. "Der herrliche Duft eines Auswärtssieges", kommentierte die Social-Media-Abteilung seines Arbeitgebers süffisant.

Immer wieder sieht sich RB Leipzig seit seiner Gründung im Jahr 2009 Protesten ausgesetzt, und zuweilen werden dabei Grenzen des guten Geschmacks (oder nun: Geruchs) überschritten. Im August 2016 war beim DFB-Pokalspiel zwischen Dynamo Dresden und Leipzig sogar ein abgetrennter Bullenkopf in den Stadioninnenraum geworfen worden. Ein Jahr zuvor waren bereits Heidenheimer Anhänger damit aufgefallen, dass sie den Mannschaftsbus der Leipziger bei der Ankunft mit symbolischen Geldscheinen bewarfen, auf denen das Konterfei des 2022 verstorbenen Red-Bull-Milliardärs Dietrich Mateschitz abgebildet war.

Neue Perspektive: Leipzigs Trainer Marco Rose musste das Spiel einer Gelbsperre wegen von der Tribüne aus verfolgen. (Foto: Harry Langer/dpa)

Nun war es für RB Leipzig nicht nur olfaktorisch ein schwieriges Spiel, sondern auch sportlich. Umso größer fiel die Freude bei den Sachsen über den 2:1 (1:0)-Sieg aus, den Rose wegen seiner Gelbsperre von der Tribüne aus verfolgt hatte. Seine Assistenten Alexander Zickler und Marco Kurth coachten die Mannschaft vertretungsweise. Benjamin Sesko (42.) und Loïs Openda (85.) führten den schon sechsten Sieg in Serie mit ihren Toren herbei. Die Heidenheimer hatten sich zwar als gewohnt widerspenstig erwiesen und durch den eingewechselten Nikola Dovedan zwischenzeitlich ausgeglichen (69.). Doch am Ende trug Leipzig den knappen Erfolg davon, eine Woche vor dem Vergleich mit Verfolger Borussia Dortmund, den Rose bis 2022 trainiert hatte. Auch für das Ziel, am Saisonende vor dem BVB zu bleiben, sei es "ein sehr wichtiger Sieg" gewesen, befand Rose.

Am nächsten Samstag tritt Leipzig gegen Dortmund an. Seinen Champions-League-Platz hat RB aber schon so gut wie sicher

Wenn Dortmund am kommenden Samstag in Leipzig antritt, könnte RB mit einem weiteren Sieg schon für eine kleine Vorentscheidung im Ringen um Tabellenplatz vier sorgen. Ihre aktuelle Position wollen die Leipziger unbedingt behaupten. "Wir haben den Anspruch, mindestens unter die ersten Vier zu kommen", sagte Torwart Peter Gulacsi. Dabei dürfte das gar nicht zwingend nötig sein, um sich erneut für die Champions League zu qualifizieren. Aller Voraussicht nach reicht dafür auch Platz fünf. Zu verdanken haben die Leipziger ihre fast schon gesicherte Qualifikation für die Königsklasse maßgeblich jenen Ligakonkurrenten, die noch im Europapokal vertreten sind.

Weil der FC Bayern und Dortmund in der Champions League sowie Bayer Leverkusen in der Europa League in der vergangenen Woche jeweils ins Halbfinale eingezogen waren, hat die Bundesliga den fünften Startplatz für die Königsklasse schon fast sicher. Um in jedem Fall in der Jahreswertung der Uefa vor der Konkurrenz aus England und Frankreich zu bleiben, fehlen höchstens noch zwei Siege der deutschen Klubs im Europapokal. Nötig wären die aber nur, wenn Aston Villa sowie Paris Saint-Germain und Olympique Marseille im Europapokal maximal erfolgreich sein sollten. Gut möglich also, dass Leipzig gar nichts mehr dafür tun muss, um auch in der kommenden Saison an der Champions League teilzunehmen. Kurioserweise könnte Dortmund im Halbfinale der Königsklasse gegen Paris Saint-Germain dazu beitragen. Doch natürlich wollen die Leipziger die Qualifikation für Europas Eliteliga aus eigener Kraft schaffen. Am besten und ohne Rechnerei geht das aus ihrer Sicht, wenn sie den vierten Tabellenplatz vorm BVB behaupten.

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