Schalke gegen Bochum in der Bundesliga:Hauen und Stechen mit Ball

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Der Mann des Tages und konsternierte Statisten: Schalkes Sebastian Polter (Mitte) feiert das 3:1 - zu Ungunsten der Bochumer. (Foto: Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

In einem ebenso intensiven wie fehlerhaften Kellerduell setzt sich Schalke 04 mit 3:1 durch und atmet nach dem ersten Saisonsieg auf. Der VfL Bochum hingegen bleibt weiter punktlos.

Von Philipp Selldorf, Gelsenkirchen

Das Revierderby zwischen Schalke 04 und dem VfL Bochum war ein Spiel, das die Freunde von Sportwetten herausforderte. Die Erwartungen ließen zwischen Heim- und Auswärtssieg jede gleichwertig plausible Annahme zu. Worauf man sich aber verlassen durfte: Dass der Ball nicht mit spielerischer Leichtigkeit durch die Reihen perlen würde. Angesichts der Bedeutungsschwere der Partie durfte man mit jeder Menge Kampf, beiderseits hohem Kilometergeld und dem regen Zutun des Zufallsfaktors rechnen, und diese Erwartungen wurden auch nicht enttäuscht.

Das Hauen und Stechen mit Ball entschieden am Ende die Schalker für sich, indem sie durch den eingewechselten Angreifer Sebastian Polter in der Schlussminute der Nachspielzeit den Treffer zum 3:1 setzten. Das Publikum in der Gelsenkirchener Arena verließ das Haus in euphorischer Stimmung: Die Leute hatten keiner Gala beigewohnt, aber sie hatten im sechsten Spiel den dringend ersehnten ersten Sieg ihrer Mannschaft erlebt. VfL Bochum wartet dagegen weiter auf den ersten Punkt dieser Spielzeit.

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Die Schalker verdienten sich den Erfolg, weil sie in der neuralgischen Phase der Partie Mitte der zweiten Halbzeit die Initiative ergriffen und sich beim Stand von 1:1 stärker für den Sieg streckten als der VfL. Simon Terodde war zwar nicht unter den Torschützen, aber er löste mit einem energischen Vorstoß samt Lattenschuss den zündenden Moment für eine Angriffswelle aus. Wenig später erzwangen die Schalker die erneute Führung, bezeichnenderweise beförderte der Bochumer Verteidiger Erhan Masovic den Ball über die eigene Torlinie (73. Minute). Es war ein Tor, das den ungeordneten Charakter der Partie wiedergab. Der Wille war die wichtigere Komponente als der Verstand.

Kein Abend für Schönheitspreise: Der eigewechselte Sebastian Polter (unten) lässt sich vom Bochumer Anthony Losilla plätten und holt wieder einen Freistoß - und damit Zeit - heraus. (Foto: Benjamin Westhoff/Reuters)

Der VfL hatte, wie die Bilder nach dem Abpfiff bezeugten, an der Niederlage schwer zu tragen. Weiterhin stehen die Bochumer punktlos am Tabellenende, für Trainer Thomas Reis könnte der Abend folgenreich sein. Die Disharmonien mit der Klubführung in den vergangenen Wochen sind das eine, die anhaltende Erfolglosigkeit das andere. "Die Jungs sind sehr geplättet in der Kabine, aber für mich geht's immer weiter", äußerte sich ein sichtlich niedergeschlagener Reis.

Auch der Auftritt des VfL hat nicht dazu beigetragen, die bedrohte Stellung des Trainers zu stützen. Zu harmlos blieb die Offensive, zu anfällig war die Deckung über die beiden Flügel, (viel) zu hoch die Ballverlustquote. Angreifer Simon Zoller ergriff dennoch Partei für den Coach: "Der Trainer kam vor drei Jahren und hat uns aus der Scheiße gezogen, wir haben hier zwei Jahre eine Erfolgsgeschichte geschrieben." Er werde sich erst Sorgen um seinen Job machen, wenn ihm seine Mannschaft nicht mehr folge, aber das sei am Samstagabend nicht der Fall gewesen, sagte Reis.

Eine Ahnung von Torgefahr lässt auf Bochumer Seite lediglich der früh für Takuma Asano eingewechselte Gerrit Holtmann erkennen

Besser ins Spiel waren die Schalker gestartet, die ersten Minuten sahen sogar ausgesprochen ansprechend aus. Tom Krauß, Schalkes stärkster Spieler, und Florian Flick organisierten eine effektvolle Mittelfeldzentrale und verschafften den Hausherrn dadurch die Spielkontrolle. Terodde kam zu zwei guten Torgelegenheiten (7., 15.), vom VfL war zunächst sehr wenig zu sehen. Eine Ahnung von Torgefahr ließ lediglich der für Takuma Asano nach vier Minuten eingewechselte Gerrit Holtmann erkennen. Mit dem schnellen Linksaußen hatte Schalkes ersatzweise eingesprungener Außenverteidiger Henning Matriciani große Mühe. Allmählich entwickelte sich damit auch eine gewisse Bochumer Präsenz, die sie auch vor Alexander Schwolows Tor brachte. Einmal fehlte Zoller bloß ein halber Schritt zum mutmaßlich sicheren Tor.

In eben diese Phase fiel die Schalker Führung. Torwart Manuel Riemann, zuletzt wegen Übermotivation aufgefallen, wehrte einen Schuss von Marius Bülter ungünstig ab, Dominick Drexler nutzte es im Nachfassen aus (38.). Schalke führte zur Pause 1:0 und erhielt Applaus für einen zumindest energiegeladenen Auftritt.

Ratlos, sprachlos, punktlos: Die Mannschaft des VfL Bochum ist erst das dritte Team in der Bundesliga-Geschichte, das nach dem sechsten Spieltag blank dasteht. (Foto: Benjamin Westhoff/Reuters)

Der Ausgleich durch Zoller, der in einen Schuss von Philipp Hofmann stolperte (und Glück hatte, dass Maya Yoshida das Abseits aufhob), bescherte den Bochumern bald den Ausgleich (51.), doch sie konnten die anschließende Verunsicherung des Gegners nicht nutzen. Die Einwechslung von Rodrigo Zalazar verschaffte den Schalkern mehr Angriffsschwung, die Richtung des Spiels änderte sich wieder. Schalke wollte den Sieg und nahm ihn sich. In den Schlussminuten setzten die Hausherren zwar auf das schlichteste aller Mittel: Mauern mit Mann und Maus. Aber die vom japanischen Abwehrchef Yoshida befehligte Deckung stand sicher. Der bisher vielgeschmähte Sebastian Polter inszenierte einige Entlastungsangriffe und holte dabei die Freistöße raus, auf die er es angelegt hatte. Einer davon brachte das erlösende 3:1.

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