Fußball:Bayern-Wunschzettel: Als Weltmeister in Urlaub

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Agadir (dpa) - Nach einer kurzen Ehrenrunde im Münchner Schneeregen schalteten die Herbstmeister des FC Bayern sofort um in den WM-Modus - der fünfte Titel soll ihr historisches Fußball-Jahr 2013 krönen.

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Agadir (dpa) - Nach einer kurzen Ehrenrunde im Münchner Schneeregen schalteten die Herbstmeister des FC Bayern sofort um in den WM-Modus - der fünfte Titel soll ihr historisches Fußball-Jahr 2013 krönen.

Um kurz vor Mitternacht (Ortszeit) landete der große Turnierfavorit am Samstag im angenehm milden Agadir, wo allen voran der beim 3:1 (1:0) gegen den Hamburger SV weitgehend geschonte Franck Ribéry gleich am Gepäckband von den Marokkanern für Erinnerungsfotos belagert wurde. Erst Weltmeister, dann Ferien - diese Marschroute gab der Franzose für die letzte Arbeitswoche eines intensiven Jahres aus: „Natürlich müssen wir zwei Spiele noch gewinnen. Holen wir den Titel, dann wird es ein guter Urlaub für den Kopf und die Familie.“

In der Bundesliga hat der Titelverteidiger sein „Soll für 2013 erledigt“, wie Karl-Heinz Rummenigge nach der vorzeitig gesicherten 19. Herbstmeisterschaft mit dem Rekordergebnis von 44 Punkten nach 16 Spieltagen bemerkte. „Das Jahr ist so oder so gut“, meinte der Bayern-Chef unabhängig vom Verlauf der letzten Dienstreise, bei der der Champions-League-Sieger am Dienstag (20.30 Uhr/ARD) im Halbfinale auf Guangzhou Evergrande trifft. „Die chinesische Mannschaft kenne ich nicht so sehr“, gab Ribéry zu. Klar sei aber: „Wir sind Favorit!“

Auch am Sonntagabend bei der ersten Pressekonferenz der Münchner in Agadir war Ribéry der gefragteste Mann und „glücklich“ als Muslime in Marokko zu sein. Sein Titelhunger ist auch am Ende eines Jahres der Superlative wie der von Manuel Neuer ungestillt. Man wolle im Kampf gegen die „Clubs auf der ganzen Welt versuchen, wirklich die Nummer 1 zu sein“, sagte Neuer. „Die Club-Weltmeisterschaft ist für uns das letzte Ziel in diesem Jahr. Wir sind sehr erfolgreich gewesen und wollen es zu einem krönenden Abschluss schaffen.“ Das nach 15 Minuten eigentlich geheime Training nahe des Stade Adrar verfolgten einige schaulustige Einheimische von den lehmigen Hügeln nahe des Spielfeldes.

Nach Meisterschale, DFB-Pokal, Champions-League-Pott und dem europäischen Supercup möchten die Münchner auch als erste deutsche Mannschaft die WM-Trophäe erobern. „Wir hätten dann alles gewonnen, was an wichtigen Titeln mitzunehmen ist“, betonte Rummenigge. Mit im Gepäck in Marokko: Der mit rot-weißen Bändern geschmückte Königsklassen-Henkelpott, den die Münchner vor Palmen in Szene setzten. Ein bisschen Urlaubsfeeling kam bei dem Anblick mit wolkenlosem Himmel schon auf.

Beim Erfolg im kalten München gegen den HSV, der im Gegensatz zu seinen letzten Gastspielen (2:9, 0:6, 0:5) diesmal nicht in München unterging, war am Tag zuvor zu beobachten, dass die Bayern-Stars körperlich und mental „dem Ende des Jahres Tribut zollen“, wie Matthias Sammer sagte. Der Sportvorstand war einerseits „total happy“ über den 17. Sieg im 17. Ligaheimspiel 2013, die Art und Weise aber hatte ihm missfallen: „Wir müssen es uns leichter machen. Es kann doch nicht sein, dass wir zum Schluss nach dem 2:1 noch halb anfangen zu zittern.“

Pierre-Michel Lasogga brachte die Hamburger mit seinem 9. Saisontor in der 86. Minute noch einmal heran. Xherdan Shaqiri sorgte in der Nachspielzeit für die Entscheidung. Die ersten beiden Tore beim 950. Ligasieg der Bayern hatten Mario Mandzukic (42.) und Mario Götze (53.) erzielt. „Ich glaube, dass wir uns zum Abschluss des Jahres noch mal steigern müssen, sowohl im Kopf als auch in den Füßen“, sagte Sammer zum WM-Unternehmen. „Der Titel würde uns noch einmal einen Schub geben für nächstes Jahr“, erklärte Shaqiri.

Pep Guardiola nimmt den in Europa oft unterschätzten Wettbewerb sehr ernst. „Wir kämpfen um den Titel als beste Mannschaft der Welt“, betonte der Spanier, der das Turnier zweimal mit dem FC Barcelona gewinnen konnte (2009, 2011). „Ich denke, es wird ein Erlebnis“, bemerkte Götze zum exotischen Ausflug nach Nordafrika.

Die 24. deutsche Meisterschaft ist den Bayern mathematisch schon zu 83,3 Prozent sicher. Denn nach 15 von 18 Herbstmeisterschaften war der Rekordchampion auch am Saisonende Erster. „2014 wollen wir ähnlich erfolgreich sein wie 2013“, kündigte Kapitän Philipp Lahm an und ergänzte: „Wir können besser spielen als gegen den HSV.“

Dessen Trainer Bert van Marwijk war „böse“, aber auf andere Weise als eine Woche zuvor nach dem 0:1 gegen Augsburg. „Wir hatten die Chance, einen Punkt zu holen, dann muss man das auch tun“, haderte der Niederländer: „Wir müssen wirklich alles tun, um das letzte Spiel gegen Mainz zu gewinnen.“

Rätselhaft bleibt die Sprunghaftigkeit des Hamburger Teams. „Wenn man gegen Bayern dreimal so viele Torchancen hat wie gegen Augsburg, dann sollte man sich hinterfragen“, empfahl der starke Marcell Jansen Selbstkritik. „Wir haben auf die Kritik der letzten Woche reagiert“, betonte dagegen Lasogga. „Wir haben unsere Chancen nicht so eiskalt genutzt wie die Bayern“, beklagte der Torjäger und forderte: „Gegen Mainz müssen wir drei Punkte einfahren.“

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