French Open:Zeitenwende im Tennis?

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Er zieht den Aufschlag nicht voll durch, weil die Fehlerquote sonst zu hoch wäre?

Ja, er hat hier in dem Turnier den drittschnellsten Aufschlag gespielt mit 222 km/h. Er serviert den aber sehr selten. Die Durchschnittsgeschwindigkeit bei seinem ersten Aufschlag liegt bei 170 bis 180 km/h.

Obwohl er mit 1,85 Meter nicht der größte Spieler ist.

Wenn er seine Quote in Zukunft verbessert, dann erhält er mehr freie Punkte. Das gleiche gilt für seinen Return. Er darf sich nicht mehr so viele Fehler leisten, wenn er auf den zweiten Aufschlag geht. Da muss er seine Position besser variieren. Das sind Sachen, die man nicht im Training üben kann. Da braucht er die Erfahrung aus großen Matches gegen große Spieler. Davon hat er in diesem Jahr mehrere gehabt, das ist ein Glück für ihn. Deshalb tut er sich auch in diesem Jahr wesentlich leichter als noch im Vorjahr.

Wäre Thiem ohne die verletzungsbedingten Absagen von Roger Federer und Rafael Nadal ins Halbfinale gekommen?

Natürlich waren die Absagen ein Riesenvorteil für Dominic. Er hätte sonst schon in der Runde der letzten 16 gegen Nadal spielen müssen. Und es wäre vermessen zu sagen, dass er diese Partie gewonnen hätte. Aber ausgeschlossen wäre es auch nicht gewesen. Mir hätte das sogar getaugt: Für seine Entwicklung wäre es gut gewesen, wenn er gegen Nadal gespielt hätte. Sagen wir so: Der Einzug ins Halbfinale ist für seine Entwicklung unbezahlbar. Aber der Sieg gegen Marcel Granollers...

... der von Nadals Absage profitiert hat, eine Runde weiter kam und dann gegen Thiem verlor ...

... hat ihm definitiv weniger gebracht, als eine Niederlage gegen Nadal auf dem Court Philipp Chatrier gebracht hätte. Gegen den größten Sandplatzspieler aller Zeiten in Paris zu spielen, das hat Dominic schon einmal gehabt.

Vor zwei Jahren hat er glatt verloren. Inzwischen wirkt er reifer und stärker. Erleben wir gerade die schon ewig vorhergesagte Zeitenwende im Tennis? Löst eine neue Generation von Spielern die alte ab?

Es gibt noch beide Generationen. Die eine ist noch nicht abgelöst, denn Djokovic wird sich sicher noch eine Zeit lang vorne halten. Andy Murray genauso. Die Nummer eins und zwei sind einzementiert. Stan Wawrinka dahinter bewegt sich auch nicht viel ...

Und Federer und Nadal?

Die fehlen verletzt. Sind aber spielerisch noch immer über die nächste Generation zu stellen. Wenn Federer zehn Mal gegen Dominic spielt, wird er neunmal gewinnen. Das gilt für Nadal genauso. Aber die neue Generation, sie wartet.

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