Die topgesetzte Titelverteidigerin Serena Williams hat das drohende Aus im Viertelfinale der French Open gerade noch abwenden können. Die 34-Jährige aus den USA gewann trotz 43 unerzwungener Fehler mit 5:7, 6:4, 6:1 gegen die Weltranglisten-60. Julia Putinzewa (Kasachstan).
Nach 2:09 Stunden Kampf und Krampf verwandelte Williams auf dem Court Philippe Chatrier ihren vierten Matchball und schrie danach ihre Erleichterung heraus. Im Halbfinale von Paris wartet nun am Freitag überraschend die ungesetzte Nürnberg-Gewinnerin Kiki Bertens. Die Weltranglisten-58. aus den Niederlanden entzauberte die letztjährige Semifinalistin Timea Bacsinszky (Schweiz/Nr. 8) mit 7:5, 6:2 und feierte ihren zwölften Sieg in Folge.
Die 24-jährige Bertens ist die erste Holländerin seit 1977, die wieder die Vorschlussrunde eines Major-Events erreichte. "Ich bin einfach nur glücklich. Jetzt will ich weiter Spaß haben", meinte Bertens.
Gegen eine derart niedrig platzierte Kontrahentin wie Putinzewa hatte Williams auf Grand-Slam-Niveau zuletzt vor vier Jahren verloren - ebenfalls bei den French Open. "Ich weiß nicht, wie ich heute noch gewinnen konnte, aber ich habe es irgendwie geschafft", sagte Williams.
Damit hat die Amerikanerin, die bei den Australian Open im Januar das Finale gegen Angelique Kerber verloren hatte, in Roland Garros weiter die Chance, in Sachen Major-Titel zu Steffi Graf (22) aufzuschließen.
Gegen Petkovic-Bezwingerin Putinzewa (21), die erstmals ein Major-Viertelfinale spielte, stand Williams zunächst völlig neben sich. Bei nasskalten Bedingungen (13 Grad Celsius) war die Nummer eins vor allen Dingen läuferisch überhaupt nicht auf der Höhe.
Mit ihrem 24. unerzwungenen Fehler ermöglichte sie der lange fast fehlerfrei agierenden Putinzewa den Gewinn des ersten Satzes. Die Zuschauer quittierten dies mit einem ungläubigen Raunen.
In der Folge ließ Williams ihre nur 1,63 Meter große Gegnerin nach einer 4:1-Führung ausgleichen und musste danach beim 4:4 zwei Breakbälle abwehren. In den entscheidenden Momenten zeigte die jüngere Williams-Schwester dann aber ihre gewohnte Nervenstärke. Die 34-Jährige greift beim bedeutendsten Sandplatzturnier der Welt nach ihrem vierten Paris-Titel seit 2002.
Der Tennis-Weltranglisten-Erste Novak Djokovic hat mit einem ungefährdeten Sieg zum sechsten Mal nacheinander das Halbfinale bei den French Open erreicht. Der Serbe gewann am Donnerstag in Paris 6:3, 7:5, 6:3 gegen den Tschechen Tomas Berdych.
Nach 2:06 verwandelte der Favorit bei nasskaltem Wetter (13 Grad Celsius) seinen zweiten Matchball mit einem Aufschlagwinner. "Ich bin glücklich, dass ich heute zur richtigen Zeit mein bestes Tennis zeigen konnte", sagte Djokovic beim Court-Interview auf Französisch. Seinen Erfolg feierte er mit einem Balljungen, mit dem er die Welle machte. In der Box reckte Djokovic-Coach Boris Becker, der selbst nie das Turnier in Roland Garros gewinnen konnte, zufrieden die Siegerfaust in den grauen Himmel und spendete seinem Schützling Applaus.
Es war im 26. Duell bereits der 24. Sieg für Djokovic, der die French Open bisher noch nie gewinnen konnte. Im Halbfinale am Freitag trifft der Schützling von Boris Becker auf den Österreicher Dominic Thiem.
Weltranglisten-15. aus Österreich bezwang David Goffin aus Belgien (Nr. 12) in 2:51 Stunden mit 4:6, 7:6 (9:7), 6:4, 6:1 und steht in Paris erstmals in einem Grand-Slam-Semifinale. Thiem ist damit nach Thomas Muster und Jürgen Melzer der dritte Spieler aus seinem Land, der die Runde der letzten Vier bei einem Major-Event erreichen konnte. Muster hatte das bedeutendste Sandplatzturnier 1995 sogar gewonnen. Zverev-Bezwinger Thiem holte in Satz zwei und drei jeweils Rückstände auf und ließ seinem Kumpel Goffin im vierten Durchgang dann keine Chance mehr. Für Thiem war es bereits der 41. Sieg im 51. Match des Jahres. Nur Djokovic hat in dieser Saison mehr Partien gewonnen (42:3 Erfolge). Am Mittwoch hatten bereits Titelverteidiger Wawrinka (Nr. 3) und Rom-Sieger Andy Murray (Nr. 2) den Sprung ins Halbfinale geschafft.