Internationaler Fußball:Neuer Streit um Länderspiele

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Die spanische Liga will ihre südamerikanischen Spieler, wie Luis Suarez von Atletico Madrid, nicht für die anstehenden Länderspiele abstellen. (Foto: Juan Medina/Reuters)

Weil die Fifa die Abstellungsperiode in Südamerika verlängert hat, stellen sich die spanische und englische Liga gegen den Weltverband. Dahinter steht die grundsätzliche Frage: Wer darf wann über Spieler verfügen?

Von Martin Schneider

Der Weltfußballverband Fifa befindet sich im offenen Konflikt mit zwei mächtigen Ligaverbänden. Sowohl die Klubs der englischen Premier League als auch die der spanischen La Liga wollen für die anstehenden Länderspiele der WM-Qualifikation in Südamerika keine Spieler abgeben, das teilten beide Ligen in einem entsprechenden Statement mit.

Die Premier League begründet den Schritt mit Sorgen vor Quarantäne, da einige Länder auf Roten Listen stehen und bei einer Rückkehr eine zehntägige Isolation gegen die Spieler verhängt würde. La Liga gibt einen anderen Grund an. Man könne die "einseitige Entscheidung" der Fifa, den Abstellungszeitraum für Südamerika um zwei auf insgesamt elf Tage zu verlängern, nicht akzeptieren, hieß es in der Mitteilung. Man unterstütze Klubs, die ihre Spieler nicht abgeben wollen und werde notfalls gerichtlich dagegen vorgehen.

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Die DFL sagte auf Anfrage, Entscheidungen in Bezug auf Abstellungsperioden müssten den Interessen der Klubs und der nationalen Ligen Rechnung tragen. "Eine Verlängerung der Abstellungsperiode um zwei Tage sowie eine Abstellungsverpflichtung trotz Quarantäne-Pflichten tun dies nicht", heißt es in der Stellungnahme. Man befinde sich mit den Profiklubs im Austausch - in Deutschland betrifft der Vorgang weit weniger Spieler als in Spanien (25) und England (fast 60). Am Mittwoch verschickte Fifa-Präsident Gianni Infantino wiederum eine Mitteilung, worin er die Klubs und Ligen bat, sich "solidarisch zu verhalten".

Weil während der Corona-Pandemie einige WM-Qualifikationsspiele nicht ausgetragen werden konnten, muss die Fifa diese nun nachholen und will in einem Länderspielfenster darum drei statt zwei Partien austragen. Das ist auch in Europa so - allerdings braucht das gleiche Vorhaben in Südamerika wegen der langen Anreise mehr Zeit. Bei einer Quarantäne würden die Spieler in England zehn Tage fehlen, in Spanien würden sie den vierten Spieltag am 11. und 12. September sehr wahrscheinlich verpassen. Infantino schreibt, er habe den britischen Premier Boris Johnson in einem Schreiben um die "nötige Unterstützung" bei Quarantänebestimmungen gebeten. Er rufe alle dazu auf, "dafür zu sorgen, dass Nationalspieler für die anstehenden WM-Qualifikationsspiele abgestellt werden".

Schon das "World League Forum", ein Zusammenschluss von 40 Profiligen weltweit, darunter auch alle großen europäischen Ligen, kritisierte die Fifa. Der Weltverband habe die Entscheidung zur Verlängerung des Länderspielzeitraums einseitig getroffen und außerdem die Regelung nicht erweitert, Spieler bei drohender Quarantäne von der Abstellungspflicht zu befreien. DFL-Chef Christian Seifert ist stellvertretender Vorsitzender der Organisation.

Der Streit findet auch vor dem Hintergrund globaler Machtkämpfe um den Fußball statt

Hinter dem Konflikt steht auch die für den Fußball sehr entscheidende Frage, wer wann über Fußballer verfügen kann. Die Spieler sind zwar Angestellte ihrer Klubs, allerdings tragen diese ihre Wettbewerbe in der Organisationsstruktur der Fifa aus und sind laut deren Regularien dazu verpflichtet, Spieler für Länderspiele freizugeben. Sollten sie das nicht tun, kann die Fifa sie sanktionieren. In der Vergangenheit klappte das bis auf Ausnahmen weitgehend reibungsfrei, auch wenn Vereine wie der FC Bayern sich immer mal wieder beschwerten, wenn Uneinigkeit über den Fitnesszustand herrschte, etwa beim Franzosen Lucas Hernández.

Die aktuelle Auseinandersetzung findet auch vor dem Hintergrund globaler Machtkämpfe um die Architektur des Fußballs statt. In Europa versuchten Klubs zuletzt eine Super League außerhalb der Organisationsstruktur der Uefa zu gründen, Fifa-Präsident Gianni Infantino hat seine Pläne einer aufgeblähten Klub-WM immer noch nicht aufgegeben. Der bekam am Mittwoch immerhin 201 Millionen Dollar von der US-Justiz für die Fifa zugesprochen - als Entschädigung für das korrupte Verhalten von Fifa-Funktionären. Das Geld sei von Bankkonten dieser Funktionäre beschlagnahmt worden und soll in einen Weltfußball-Wiedergutmachungsfonds fließen.

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