Wahl zum Fifa-Präsidenten:Infantino setzt zum Solo an

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Muss bei der Wahl keinen Gegner fürchten: Gianni Infantino. (Foto: REUTERS)

Dem mächtigsten Mann im Weltfußball scheint eine zweite Amtszeit an der Fifa-Spitze sicher zu sein. Sein einziger Gegner: die Schweizer Justiz.

Kommentar von Johannes Aumüller

Formal scheint jetzt alles bereitet zu sein für Gianni Infantino und seine avisierte zweite Amtszeit an der Spitze des Fußball-Weltverbandes. Am Mittwochmittag teilte die Fifa mit, wie viele Kandidaturen für den Chefposten innerhalb der Frist eingegangen sind: Genau eine - die von Gianni Infantino. Kein Gegenkandidat ist nominiert worden für den Kongress, zu dem sich die Fußballgemeinde am 5. Juni in Paris einfindet. Ein solches Solo gab es zuletzt 2007.

Das heißt nicht, dass Infantino, 48, felsenfest an der Spitze thront. An seiner Amtsführung gibt es viel Kritik, hinter den Kulissen ist die Nervosität hoch, und die kurzfristige Ankündigung des früheren Schweizer Nationalspielers Ramon Vega, ins Präsidenten-Rennen einsteigen zu wollen, hat diese noch verschärft.

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Vega schaffte es mit seiner Ad-hoc-Aktion zwar nicht mehr, unter den 211 Verbänden der Fifa die notwendigen fünf Unterstützer für eine offizielle Kandidatur zu sammeln. Offenbar trauten sich selbst Infantino-kritische Föderationen nicht, mittels eines Herausforderers in die offene Opposition zu treten. Auch das sagt wieder einiges aus über das Binnenklima in der globalen Fußballfamilie.

Infantinos Solo-Kandidatur kein gutes Zeichen für den Fußball

Aber zumindest einen Gegenspieler gibt es für Infantino in den nächsten Wochen trotzdem: die Schweizer Justiz. Dort braut sich ein brisantes Verfahren zusammen. In Infantinos Heimat, dem Kanton Wallis, untersucht ein Sonderstaatsanwalt die Beziehungen zwischen Infantino sowie seinem Jugendfreund und heutigen Oberstaatsanwalt Rinaldo Arnold. Der Jurist hatte für Infantino vertrauliche Treffen mit dem Chef der Berner Bundesanwaltschaft eingefädelt; eines fand just zu einem Zeitpunkt statt, als die Behörde in einem Vorgang ermittelte, in den Infantino involviert war. Arnold wiederum erhielt Einladungen zu großen Events des Weltfußballs. Beide Seiten weisen Fehlverhalten entschieden zurück. Aber sollten die Untersuchungen in ein formales Verfahren münden, wäre es kaum denkbar, dass Infantino im Juni in Paris antritt.

Doch unabhängig davon ist Infantinos Solo-Kandidatur kein gutes Zeichen für den Fußball. Es schien nahezu unmöglich zu sein, dass die Fifa nach der Dauerregentschaft von Sepp Blatter (1998 bis 2015) einen noch schlimmeren Eindruck erwecken könnte, aber Infantino hat selbst das hingekriegt - etwa indem er kritische Geister von der Spitze der Ethik- und der Compliance-Kommission abberief. Nach innen setzte er bei und seit der Wahl die traditionellen Köder ein, mit denen sich die Zustimmung der kleinen und mittleren Nationalverbände an Land ziehen lässt. Er ließ das Teilnehmerfeld der WM auf 48 Teams ausdehnen, und er versprach, dass alle Föderationen pro Jahr sechs Millionen Dollar bekommen sollen.

Aber manch Verband fragt sich bereits, ob er das Geld wirklich erhält. Drängt sich doch der Eindruck auf, dass es finanziell nicht rosig aussieht und die Fifa dringend neue Mittel auftreiben muss. In diesem Zusammenhang ist auch ein umstrittenes Projekt zu sehen, das Infantino seit geraumer Zeit vorantreibt. Er will die Rechte für zwei Wettbewerbe (neue Klub-WM, globale Nationen-Liga) sowie im diskreten Beigeschäft offenkundig weitreichende Fifa-Rechte an ein mysteriöses Konsortium veräußern - für 25 Milliarden Dollar. Im Fußball-Kernmarkt Europa gibt es dagegen erheblichen Widerstand.

Es ist bedauerlich, dass die Uefa und andere Infantino-kritische Verbände keinen Gegenkandidaten aufgebaut haben. Aber zugleich wird es interessant sein zu sehen, wie viel Unterstützung der Walliser in Paris wirklich erhält. Als Sepp Blatter 2007 in die Wahl ohne Gegenkandidaten ging, gab es gar keine Abstimmung, sondern nur eine Akklamation. Ein solch peinliches Szenario immerhin dürfte dem Fußball nun erspart bleiben - zu rechnen ist eher mit reichlich Enthaltungen.

© SZ vom 07.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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