FCB besiegt Manchester City:Der Bayern-Express rollt

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Zehn Pflichtspielsiege, 28:0 Tore: Nach anfänglichen Problemen gewinnt der FC Bayern souverän mit 2:0 gegen Manchester City und baut seinen geradezu unheimlichen Lauf aus. Zwei einfache Treffer von Mario Gomez in der ersten Halbzeit erleichtern den Münchnern ein Spiel, das zum Schluss in einer Demonstration endet. Für einen Mittelfeldspieler bleibt hinterher nur das Prädikat "Weltklasse".

Der Fußballwortschatz bot viele Begriffe mit gleicher Bedeutung an: Ein "echtes Kräftemessen" hatte Trainer Jupp Heynckes erwartet, andere sprachen aus der Tiefe des Phrasenschweins von einem Härtetest, einem Prüfstein, einer Standortbestimmung. Es war klar, dass Manchester City kein Gegner sein wird, den der FC Bayern ähnlich locker herspielen kann wie fast alle bisherigen Widersacher in dieser Saison.

Alles im Griff: Bastian Schweinsteiger und seine Mitspieler hatten gegen Manchester City nur zu Beginn leichte Probleme.  (Foto: AFP)

Auf das Endergebnis hatte diese zutreffende Einschätzung aber auch am Dienstag keinen Einfluss. Die Bayern siegten in einer Partie auf hohem Niveau einfach weiter auf bewährte Art und Weise, 2:0 durch zwei Abstauber von Mario Gomez (38./45.+1). Zehn Pflichtspiele haben sie nun gewonnen, Tore: 28:0. In der so hart eingestuften Champions-League-Herbstgruppe A sind es schon fünf Punkte Vorsprung auf den neureichen Co-Favoriten Manchester.

"In den ersten 25 Minuten taten wir uns schwer gegen ein sehr gutes Manchester, da ließen wir uns im Mittelfeld zu sehr in die Defensive drängen", fasste Heynckes kompakt zusammen, "aber wir haben zum richtigen Zeitpunkt die Tore erzielt. Die zweite Halbzeit war dann wie aus einem Guss, da waren wir wieder sehr homogen und haben den Gegner souverän beherrscht".

Mittelstürmer Gomez konnte seinem Instinkt vertrauen, er fand es "schön, bei den Toren an der richtigen Stelle zu stehen, obwohl man gesehen hat, dass ich durch meine blöde Verletzung zuletzt aus dem Rhythmus gekommen bin. Aber da merkt man das Vertrauen des Trainers". Der erteilte Franck Ribéry und Bastian Schweinsteiger ein Sonderlob: "Das war Weltklasse!"

In seiner Aufstellung fehlte der grippekranke Holger Badstuber. Der Innenverteidiger hatte zuletzt im stark verbesserten defensiven Gesamtkonzept zu alter Sicherheit gefunden, alle 990 Wettkampf-Minuten der Saison bestritten. In seiner Abwesenheit verteidigten in der Abwehrmitte erstmals gemeinsam: Daniel van Buyten - und Jerome Boateng, der im Juli Zugereiste, der auf seine alten Kollegen aus Manchester traf.

Heynckes bedauerte Badstubers Absenz, verwies aber darauf, dass genau für solche Fälle sein Rotationsprinzip nütze: "Wir haben hinten schon in den letzten Wochen mit allen Dreien gespielt. Ich vertraue Daniel und Jerome!" Ins defensive Mittelfeld rotierte Luiz Gustavo rein und Timoschtschuk wieder raus, das war zu erwarten. Arjen Robben? Saß nach verheilter Verletzung als Trumpf auf der Bank.

City-Trainer Robert Mancini bot aus seinem reichen Sortiment an Luxusstürmern den früheren Bundesliga-Schützenkönig Edin Dzeko und den frisch erworbenen Argentinier Sergio Agüero auf. Die Angriffe ankurbeln sollten der Spanier David Silva und der Franzose Samir Nasri, den Manchesters Scheich aus Abu Dhabi kürzlich dem FC Arsenal abkaufte. Mancini hatte angekündigt, sein Starensemble mutig attackieren zu lassen.

Und in der Tat: ManCity legte los, als sei es ein Heimspiel in der feuerrot beleuchteten Münchner Arena: selbstbewusst, laufstark, ballsicher. Schon nach zwei Minuten sah sich Boateng gegen Silva im Strafraum zu einer gewagten Grätsche veranlasst, wie er sie manchmal im Repertoire hat. Ein Elfmeter wäre keine Fehlentscheidung gewesen: "eine Fifty-Fifty-Szene", gab Bayerns Sportdirektor Nerlinger zu, "manche pfeifen ihn", sagte auch Boateng, der sich über das Zu-Null sehr freute: "Manchester City ist schließlich nicht irgendjemand."

Manuel Neuer, der seit 928 Pflichtspiel-Minuten unbezwungene Torwart, musste gegen Dzeko (4.) und Yaya Touré (25.) parieren: "Manchester war eine spielstarke Elf, die uns alles abforderte, wir taten uns am Anfang schwer, die Zuordnung zu finden." Die Bayern versuchten sich frei zu schwimmen, Ruhe ins Spiel und die eigenen Aktionen zu bekommen.

Bayern in der Einzelkritik
:Clever, geschmeidig, makaayhaft

Jérôme Boateng grätscht beim 2:0 gegen Manchester City hinten riskant, aber effektiv, Franck Ribéry schnurrt über den Platz wie eine hochtourige Premiummaschine und Mario Gomez glänzt mit zwei wundervollen Abstaubern - und erinnert an einen ganz ausgebufften Stürmer. Die Bayern in der Einzelkritik.

Andreas Burkert, Fröttmaning

"Auch bei uns können ja einige Fußball spielen", hatte Heynckes trotzig angemerkt, als man ihm die klangvollen Namen beim Gegner vorlas. Die ersten Torschüsse seiner Elf versuchte alle Bastian Schweinsteiger, einer von sieben deutschen Nationalspielern, denen Bundestrainer Joachim Löw oben in der Loge zusehen konnte. Die erste wirklich gefährliche Szene leitete Franck Ribéry bei einem Konter ein, Thomas Müllers Schuss blockte Verteidiger Clichy (34.).

Bayern in der Einzelkritik
:Clever, geschmeidig, makaayhaft

Jérôme Boateng grätscht beim 2:0 gegen Manchester City hinten riskant, aber effektiv, Franck Ribéry schnurrt über den Platz wie eine hochtourige Premiummaschine und Mario Gomez glänzt mit zwei wundervollen Abstaubern - und erinnert an einen ganz ausgebufften Stürmer. Die Bayern in der Einzelkritik.

Andreas Burkert, Fröttmaning

Nach zähem Beginn klappten nun die von Heynckes geforderten Tempowechsel mit Zug zum Tor: Gomez zu Müller nach rechts, Müller zur Mitte, Schweinsteiger am Fünfmeterraum mit der Riesenchance - drüber (36.). Kurz darauf bog der überragende Ribéry, wie man ihn kennt, von links dynamisch nach innen, seinen Flachschuss wehrte Joe Hart im Stile eines englischen Torhüters ab, kurz und frontal nach vorn, den ersten Nachschuss von Müller parierte Hart im Stile eines deutschen Torwarts, aber den zweiten versenkte Mario Gomez - 1:0 (38.).

Der Knoten war gelöst, plötzlich zeigte sich die Anfälligkeit der City-Abwehr. Ein Check von Kompany an Ribéry (43.) war bereits die dritte Szene des Abends, die unter Elfmeter-Verdacht stand, zuvor hatte erneut Boateng Glück gehabt nach hartem Intervenieren gegen Richards.

Der ungarische Referee blieb bei seiner kulanten Linie - den Bayern war's egal, weil noch vor der Pause das 2:0 fiel: Wieder staubte Gomez aus kurzer Entfernung ab, nachdem Hart im Anschluss an eine Freistoßflanke van Buytens Kopfball reflexartig abgewehrt hatte. "Es war schon au' relativ lange schwierig für die Bayern", badenserte Löw in der Halbzeit, "aber 2:0 isch natürlich schön!"

Die zweite Hälfte hatten die Bayern klar unter Kontrolle. Gomez hätte fast seinen nächsten Tor-Dreierpack vollendet (58.). Schweinsteigers fünften Torschuss lenkte Hart um den Pfosten (73.), später verhinderte er nochmals das dritte Tor von Gomez (78., Kopfball nach Freistoß Kroos).

Mancini wechselte Dzeko aus und brachte De Jong - einen Rüpel fürs defensive Mittelfeld (55.), später kam Verteidiger Kolarow und nicht der draußen schmorende Torjäger Tevez - mal was Neues bei Nullzwo. Heynckes schenkte dem Publikum eine emotionale Schluss-Szene: Unter tosendem Beifall kam Robben (90.), Ribéry ging vom Feld.

© SZ vom 28.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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