FC Bayern verpflichtet Mandzukic:Bömbchen mit großer Sprengkraft

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Stürmer Mario Mandzukic verlässt den VfL Wolfsburg und schließt sich dem FC Bayern an. Präsident Uli Hoeneß hat angekündigt, eine "Bombe" für den Angriff zu verpflichten. Mandzukic mag im Vergleich zu Edin Dzeko eher ein Bömbchen sein - doch hat er während der EM deutlich an Sprengkraft gewonnen.

Boris Herrmann

Mario Mandzukic macht gerade Urlaub in Kroatien. Mit Reiselust hat das wenig zu tun, eher mit Heimweh. Der Stürmer Mandzukic, 26, stammt aus der Nähe von Zagreb. Mit seinem Nationalteam ist er in der EM-Vorrunde ausgeschieden. Er hat jetzt mal ein wenig Zeit für die Familie. Gleichzeitig wird nun ein Kommentar wieder interessant, den der Wolfsburger Trainermanager Felix Magath schon vor geraumer Zeit in Sachen Mandzukic abgab: "Reisende soll man nicht aufhalten."

Zweikampfstark, bissig - und extrem selbstbewusst: Mario Mandzukic. (Foto: dapd)

Wohl kein anderer Profi im großen Spielerpool des VfL Wolfsburg hat in den vergangenen zwölf Monaten derartiges Fernweh verspürt wie Mandzukic. Mit Magath hat er sich nie so recht verstanden. Am liebsten hätte er den Verein schon im Winter verlassen. Jetzt ist es so weit. Die nächste Reise wird Mandzukic nach München führen, in die Stadt seines neuen Arbeitgebers. Am Mittwoch bestätigte der FC Bayern, dass Mandzukic nach der sportärztlichen Untersuchung einen Vierjahresvertrag erhält.

Dem Vernehmen nach wird der FC Bayern 13 Millionen Euro an den VfL überweisen, Mandzukic soll angeblich in München 3,5 Millionen Euro im Jahr verdienen. Damit ist gleichzeitig die Personalie Edin Dzeko vom Tisch. Der ehemalige Wolfsburger Meisterstürmer (derzeit Manchester City) hätte die Münchner wohl mindestens das Doppelte, wenn nicht das Dreifache gekostet.

Präsident Uli Hoeneß hat bekanntlich angekündigt, eine "Bombe" für den Angriff zu verpflichten. Mandzukic mag im Vergleich zu Dzeko eher ein Bömbchen sein. Während der EM in Polen und der Ukraine hat er aber nicht nur aus Sicht der Münchner deutlich an Sprengkraft gewonnen. Bis zum Beginn des Halbfinales lag er gemeinsam mit Alan Dsagojew (Russland), Cristiano Ronaldo und Mario Gomez an der Spitze der Torjägerliste (alle drei Treffer).

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Neben den Bayern meldeten deshalb auch Tottenham Hotspur, Lokomotive Moskau, Juventus Turin sowie der neureiche französische Hauptstadtklub Paris Saint-Germain Interesse an. Für den kolportierten ganz großen Karriereschritt zum FC Barcelona war das Interesse (von Vereinsseite) offenbar nicht groß genug. Wenn nicht alles täuscht, dann handelt es sich bei Mandzukic und dem FC Bayern beiderseits um eine B-Lösung mit höchst interessanter Perspektive.

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Es steht außer Frage, dass Mario Mandzukic, der in Wolfsburg noch einen Vertrag bis 2014 hatte, ein hochbegabter Angreifer ist. Sein Selbstbewusstsein ist allerdings mindestens ebenso groß wie sein Talent. Er hat den VfL im vergangenen Jahr vor dem Abstieg gerettet, er war der beste Spieler in einem komplizierten Team. Das hat er intern mit Ansprüchen auf die Kapitänsbinde und ein Spitzengehalt verbunden. Auch daran ist die Beziehung zu Magath gescheitert.

Spannend wird nun die Frage, auf welcher Stufe der Hackordnung er sich in München wiederfinden wird. In zwei Wolfsburger Jahren erzielte Mandzukic in 56 Spielen 20 Tore. Darüber kann Bayerns Stammstürmer Mario Gomez nur lächeln. Sein neuer kroatischer Konkurrent ist trotzdem keiner, der sich gemeinsam mit dem Rückkehrer Claudio Pizarro klaglos auf die Bank setzen wird. Mandzukic mag nicht die Eleganz von Dzeko haben, dafür aber gilt er als extrem bissig. Er ist ein Ballbehaupter. Seine Zweikampfstärke dürfte im Kreis der Bundesliga-Stürmer einzigartig sein.

Wenn der Mandzukic-Deal demnächst unter den genannten Konditionen besiegelt wird, dann hätte Magath - vordergründig - genau jenes Geschäft gemacht, das ihm vorschwebte. Mit Hollands Torschützenkönig Bas Dost und dem ehemaligen Bayern-Profi Ivica Olic hat er ambitionierte, aber mutmaßlich bescheidenere Mandzukic-Vertreter verpflichtet.

Auf den zweiten Blick handelt es sich aber auch für Wolfsburg bloß um eine akzeptable B-Lösung. Denn eine der wichtigsten Transferregeln Magaths lautet: Helfe niemals der Konkurrenz, verkaufe keine begabten Spieler innerhalb der eigenen Liga!

© SZ vom 28.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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