Niko Kovac im SZ-Interview:"Ich kenne und verstehe diesen Verein"

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Hält sich für einen "totalen Pragmatiker": Bayern-Trainer Niko Kovac. (Foto: Johann Groder/dpa)

Mit Frankfurt gewann Niko Kovac den DFB-Pokal, nun startet er als neuer Bayern-Coach in die Saison. Im Interview erklärt er, welchen Fußball er künftig spielen lässt - und weshalb er Jérôme Boateng in München halten will.

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Natürlich ist es immer gut, bescheiden zu sein. Ob er den großen Jupp Heynckes im DFB-Pokalfinale ausgecoacht habe? Nein, das würde er "nie so formulieren", sagt Niko Kovac, 46, der neue Trainer des FC Bayern, im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Wochenend-Ausgabe). Er räumt aber ein, dass ihm dieser Erfolg mit Eintracht Frankfurt bei seiner Ankunft in München geholfen habe. "Die Leute haben mich nach diesem Sieg wahrscheinlich etwas anders wahrgenommen", sagt Kovac, der nicht dem klassischen Muster eines Bayern-Trainers (viele Dienstjahre, viele Titel) entspricht.

Dass sich Kovac dennoch für einen tauglichen Bayern-Coach halt, liegt auch in seiner Biografie begründet. Zwischen 2001 und 2003 spielte Kovac für die Münchner, aus dieser Phase leitet er seine Kenntnisse über die speziellen Regeln der Münchner Kabine ab. Nirgendwo sonst in Deutschland säßen "so viel Topstars auf engem Raum", sagt Kovac "und jeder dieser Topstars hat seinen Anspruch und sein Ego". Er "kenne und verstehe diesen Verein", sagt der Coach und nennt Ottmar Hitzfeld als jene Vergleichsgröße, von er sich "was abgeschaut" habe.

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Gute Gespräche mit Robben und Ribéry

Wie einst Hitzfeld, so eilt auch Kovac der Ruf voraus, in der Kabine ein besonderes Moderationstalent zu besitzen. Im SZ-Interview verrät Kovac, dass er dafür extra Fortbildungen absolviert hat. Er habe zum Beispiel gelernt, dass er "einen deutschen Spieler nicht gleich ansprechen" könne wie einen Südamerikaner. Deutsche Spieler seien "oft sachbezogen", Südamerikaner "dagegen eher personenbezogen, bei ihnen würde ich Kritik eher nicht vor versammelter Mannschaft üben, sondern lieber unter vier Augen".

Diese Fähigkeiten werden besonders gefragt sein in der kommenden Saison, in der Kovac nicht nur die üblichen Titel gewinnen, sondern auch einen sanften Umbruch einleiten soll - ohne dabei alte Klubhelden wie Arjen Robben und Franck Ribéry zu vergrätzen. Er habe mit beiden "gleich am Anfang ein sehr gutes Gespräch geführt", erzählt Kovac, er habe ihnen gesagt, "dass ich hohen Respekt habe vor dem, was sie geleistet haben und noch leisten, und dass ich sie als Führungsfiguren brauche". Aber er habe ihnen eben auch gesagt, "dass es Momente geben wird, in denen Trainer und Spieler anderer Meinung sein werden" - etwa, wenn er die beiden mal auf die Bank setzen wird.

Was den Stil angeht, den seine Mannschaft künftig spielen soll, gibt sich Kovac weniger dogmatisch als viele seiner Vorgänger. Er sei durchaus ein Anhänger des Ballbesitz-Fußballs, aber eben auch "ein totaler Pragmatiker". Er fände es "schwierig, irgendwohin zu gehen und zu sagen: Ich will nur das, das und das. Du kannst gerne 200 km/h fahren wollen, aber nicht, wenn dein Auto nur 100 schafft." Alles hänge immer von der Frage ab: "Was habe ich unter der Haube?"

Und immerhin traut der junge, neue Trainer sich auch schon, seinen mächtigen Vorgesetzten Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge eine kleine Empfehlung zu geben. Kovac will den Verteidiger Jérôme Boateng bekanntlich gerne behalten: "Mit ihm, Mats Hummels und Niklas Süle habe ich drei Weltklasse-Verteidiger, und die brauche ich auch." Sollte der Nationalspieler doch noch verkauft werden, meint Kovac, "gehe ich davon aus, dass wir über Ersatz nachdenken".

Außerdem erzählt Kovac im Interview von seiner Herkunft aus einer Gastarbeiterfamilie im Berliner Wedding, von seinem Wunsch nach einem Studium und von seinem Glauben. Er sei gläubiger Christ, sagt er, und versuche, sich dementsprechend zu verhalten - aber Gott sei Dank, ergänzt er schmunzelnd, gebe es "ja auch die Beichte".

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SZ PlusNiko Kovac im Interview
:"Ich bin ein totaler Pragmatiker"

Der neue Bayern-Trainer Niko Kovac erklärt, wie wichtig der Pokalsieg mit Frankfurt für seinen Start in München war - und warum man in der Kabine des FC Bayern etwas über Hierarchie lernen kann.

Von Christof Kneer und Benedikt Warmbrunn

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