FC Bayern:Neun Monate bis zur nächsten Meisterschaft

Eintracht Frankfurt v Bayern Muenchen - DFL Supercup 2018

Gut gelaunt in Frankfurt: die Bayern Thiago (links) und Franck Ribéry.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der FC Bayern tritt beim Sieg im Supercup so dominant auf, dass es ausgeschlossen scheint, dass in dieser Saison ein anderes Team Deutscher Meister wird.
  • Beim 5:0 gegen Frankfurt zerstreut das Team von Niko Kovac jegliche Zweifel daran.
  • Am stärksten verkörpert Stürmer Robert Lewandowski die Dominanz.

Von Johannes Aumüller, Frankfurt

Ja, etwa so wie am Sonntagabend dürfte es in neun Monaten wieder aussehen. Die Spieler des FC Bayern werden sich in der Mitte des Spielfeldes versammeln, dann ergeht ein goldener Konfettiregen über sie, der Stadionsprecher lobpreist sie für ihren Erfolg, und dann schnappen sich die Münchner die Trophäe, um sie ihrer Anhängerschaft zu präsentieren. Der eine Unterschied wird sein, dass es sich in neun Monaten nicht um einen 53 Zentimeter großen Pokal handeln wird, den der Sieger eines Wettbewerbs namens Supercup erhält, sondern um eine Schale von 59 Zentimetern Durchmesser, die gemeinhin der deutsche Meister übernehmen darf. Der zweite Unterschied: dass es bei den Feierlichkeiten etwas emotionaler zugehen wird.

Wobei: Das mit dem zweiten Unterschied wird vielleicht schwierig, weil eine erhöhte Emotion ja als Voraussetzung hätte, dass der Titel recht frisch errungen wäre und nicht schon ein paar Wochen zuvor.

Lewandowski verkörpert die Dominanz

Die Bundesliga-Saison 2018/19 ist exakt null Spieltage alt, aber trotzdem scheint es in der Branche ausgeschlossen zu sein, sich einen anderen Ausgang vorzustellen als den siebten Meistertitel in Serie für den FC Bayern. Und am Sonntag tat das Team des neuen Trainers Niko Kovac beim 5:0 (2:0) in Frankfurt auch alles, um diesen Eindruck zu untermauern - auch wenn es nur der Supercup war und sie Glück hatten, dass Mats Hummels gegen Ende der ersten Hälfte nach einer Notbremse nicht Rot sah.

Es war jedenfalls auffällig, wie ehrgeizig die Münchner auftraten, wie flott sie nach vorne kombinierten und wie wenig sie hinten zuließen. Selbst der ungünstigste Moment erwies sich im Nachhinein als weniger schlimm als befürchtet, weil der verletzungsbedingt ausgewechselte David Alaba lediglich eine schwere Knieprellung erlitt. Aber niemand verkörperte die Dominanz so stark wie Angreifer Robert Lewandowski.

Gleich drei der fünf Tore in Frankfurt erzielte der Pole, die ersten beiden mit dem Kopf (21./26.), das dritte mit dem linken Fuß (54.), und möglicherweise wäre ihm noch ein Tor gelungen, aber nach einem Ellbogenschlag von Gegenspieler David Abraham mitsamt folgender Rangelei nahm ihn Kovac lieber vom Platz. Für solche Torquoten schätzen sie Lewandowski, 29, in München, seit er sich 2014 ihrem Klub anschloss - und dennoch war das keine ganz gewöhnliche Situation.

Denn es liegen ein paar anstrengende gemeinsame Monate hinter dem FC Bayern und seinem Vorzeige-Stürmer. Im Frühjahr galt Lewandowski nämlich nicht nur als der Mann, der in der Bundesliga verlässlich viele Tore schießt (30, 30, 29 in den vergangenen drei Jahren). Sondern auch als der Mann, der in ganz großen Spielen wie einem Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid viel zu wenig in Erscheinung tritt und es manchmal auch an der nötigen Körperspannung vermissen lässt. Den WM-Sommer hatte dann Lewandowskis neuer Berater Pini Zahavi mit der Bemerkung eröffnet, dass sein Mandant die Münchner zur neuen Saison verlassen werde - nicht zuletzt in der Hoffnung, dass Lewandowski das Turnier in Russland als große Bühne nutze.

Tür zu für jegliche Wechselwünsche

Aber es ist nun etwas anders gekommen als von Herrn Zahavi gedacht. Lewandowskis Auftritt bei der WM blieb ziemlich überschaubar, und wirklich nahe kam er einem Wechsel nicht. In England ist das Transferfenster nun geschlossen, und bei seinem Herzensverein Real Madrid ist nach dem Abschied von Cristiano Ronaldo zwar eine Planstelle frei, aber die Königlichen zeigen gerade so gar kein Interesse an Lewandowski. Und zudem haben die Bayern-Bosse die Transfer-Tür schnell zugemacht. Sie dürften zwar auch gesehen haben, dass Lewandowski gegen Real zu wenig in Erscheinung trat und dass seine Körpersprache bisweilen etwas nachlässig daherkam, aber sehr gute Mittelstürmer sind eben ein rares Gut, und bezahlbare sehr gute Mittelstürmer sind ein noch rareres. Im Sommer kursierte gar die Anekdote, dass Lewandowskis neuer Berater bei der Klubführung nicht einmal einen Termin bekommen habe.

Also blieb Lewandowski. Trainer Kovac redete zweimal mit ihm, einmal während der WM und einmal vor dem Trainingslager am Tegernsee. Und jetzt hoffen sie, dass der Angreifer sich als vollumfängliches Mitglied des Münchner Kaders begreift. Lewandowski selbst schwieg zwar nach dem Spiel in Frankfurt, aber dafür übernahmen die anderen Vertreter des FC Bayern die Lobpreisungen.

"Das war die perfekte Antwort auf sämtliche Attacken und Fragen", sagte etwa Thomas Müller. "Ein Weltklassestürmer" sei Lewandowski, meinte Trainer Kovac, dazu müsse man nicht mehr viel sagen. Und Sportchef Hasan Salihamidzic verdiente sich den Preis für das am weitesten gehende Lob, indem er mitteilte: "Ich habe mir gewünscht, dass Robert explodiert. Und er hat mal wieder bewiesen, dass er einer der besten oder vielleicht sogar der beste Stürmer der Welt ist."

So erfreut sich der Klub erst mal wieder an Lewandowski. Und es wird eine der Kernfragen der Saison sein, ob er das auch noch tut, wenn im Frühjahr die Ernstphase der Champions League gegen die ganz großen internationalen Klubs ansteht.

Zur SZ-Startseite
Eintracht Frankfurt - Bayern München

FC Bayern im Supercup
:Lewandowski zürnt und schweigt

Der Bayern-Stürmer muss beim 5:0 im Supercup einiges ertragen - und bestraft die Frankfurter mit drei Toren. "Genau die richtige Reaktion", lobt Sportdirektor Hasan Salihamidzic.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: