Kimmich über Aus von Nagelsmann:"Ich kann sagen, dass der Trainer nicht die Kabine verloren hat"

Kimmich über Aus von Nagelsmann: Die gemeinsame Zeit des Trainers Julian Nagelsmann und des Spielers Joshua Kimmich ist vorerst vorbei.

Die gemeinsame Zeit des Trainers Julian Nagelsmann und des Spielers Joshua Kimmich ist vorerst vorbei.

(Foto: Laci Perenyi/Imago)

Bayerns Mittelfeldspieler Joshua Kimmich widerspricht der Theorie, Julian Nagelsmann sei wegen Dissonanzen mit Spielern gescheitert - Sportvorstand Hasan Salihamidzic verteidigt das Vorgehen des Klubs bei der Trennung.

Joshua Kimmich hat der Theorie widersprochen, der freigestellte Trainer Julian Nagelsmann sei beim FC Bayern am fehlenden Rückhalt der Mannschaft gescheitert. "Ich kann sagen, dass der Trainer nicht die Kabine verloren hat", betonte der DFB-Kapitän nach dem Länderspiel in Mainz gegen Peru (2:0).

"Ich habe schon ein paar Trainerwechsel mitgemacht", führte der Münchner Führungsspieler aus, "es war nicht so, dass sich das intern angedeutet hat, weil die Spieler irgendwie unzufrieden gewesen wären." Ihn habe der Trainerwechsel von Nagelsmann zu Thomas Tuchel daher "überrascht".

Dass Nagelsmann die Kabine verloren habe, hatte Bayerns Sportvorstand Hasan Salihamidzic bei der Vorstellung von Tuchel angedeutet. Am Sonntag sagte er dann im Doppelpass bei Sport1: "Natürlich ist das eine harte Entscheidung gewesen, eine schwere Entscheidung, auch für mich eine emotional schwere Entscheidung." Er habe ein "sehr, sehr gutes Verhältnis" zu Nagelsmann gehabt, ausschlaggebend sei die Leistung des Teams gewesen, die "nicht mehr gestimmt" habe. "Die Leistungen waren ungenügend, das würde er auch bestätigen", so Salihamidzic. Die unglückliche Kommunikation rund um die Trennung erklärte Salihamidzic mit den Verhandlungen mit Nachfolger Thomas Tuchel. "Wir mussten die Zusage abwarten", sagte der 46-Jährige. "Der Erste, den wir angerufen haben, war Julian Nagelsmann." Es ginge "nicht anders". "Wir haben uns fair verhalten, so fair, wie man in diesem Geschäft sein kann."

Am Samstagabend hatte Kimmich die Trennung im ZDF als "kurios" bezeichnet und gesagt: "Am Ende des Tages ist so das Geschäft, wenig Liebe, wenig Herz. Wir müssen lernen, damit umzugehen und auch mit der Entscheidung zu leben." Die Kritik sei aber nicht auf die Bayern-Bosse bezogen, erklärte Kimmich später. Er habe bereits "am eigenen Leib erfahren" müssen, dass im "Geschäft" Profifußball für die echte Zuneigung "wenig Platz" sei.

Die Vorstellung seines neuen Trainers Tuchel am Samstagmittag hat Kimmich "nicht mitverfolgt". Dass Nagelsmann gehen musste, lastet er auch sich und seinen Kollegen an: "Hätten wir unsere Leistung gebracht und unsere Spiele gewonnen, hätte man den Trainer nicht entlassen müssen. Das bedeutet, dass wir Spieler versagt haben."

Nagelsmann "häufiger gesehen als meine Familie"

Auch Kimmichs Mittelfeldpartner Leon Goretzka sprach von einem "Schock", es sei "extrem in diesem Geschäft, wie schnell so was gehen kann". "Wir haben eine extrem enge Beziehung zu Julian gepflegt", sagte Goretzka. Er habe den Trainer wahrscheinlich "häufiger gesehen als meine Familie, wenn so jemand plötzlich nicht mehr da ist aus dem Nichts, ist es erstmal ein Schock für alle, glaube ich".

Dennoch müsse den Klubverantwortlichen vertraut werden, "dass sie das Beste für unseren Verein tun". Die Aussagen von Bayern-Sportvorstand Hasan Salihamidzic wenige Stunden zuvor bei der Tuchel-Vorstellung, laut derer die "die Konstellation zwischen Trainer und Mannschaft" nicht mehr gepasst habe, bestätigte Goretzka für sich nicht. "Ich wäre ja doof, wenn ich jetzt meinem Chef widersprechen würde. Ich persönlich hatte sicherlich keine Risse zu Julian, aber ich weiß nicht, wie das bei anderen Spielern war", sagte der Mittelfeldspieler.

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