FC Bayern nach dem 4:1 gegen Bremen:Erleichtert zu "De rodn Wepsn"

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Mit dem 4:1 gegen Werder Bremen kehrt der FC Bayern an die Tabellenspitze der Bundesliga zurück. Der Sieg war wichtig - auch angesichts des Besuchs einiger Fanklub-Weihnachtsfeiern am Sonntag. Und wichtig war der Tag auch für Arjen Robben. Trotz leiser Kritik von Franck Ribéry.

Thomas Hummel, Fröttmaning

Die Spieler des FC Bayern München es sind gewohnt, nüchtern ihre Vorstellungen zu analysieren. Thomas Müller zum Beispiel sagte am Samstag zu der Frage, warum sich die Mannschaft gegen den SV Werder Bremen 70 Minuten lang so schwer getan hatte: "Bremen war tief gestanden, nach vorne waren wir vielleicht nicht ganz so zwingend."

Gruß an die Familie: Arjen Robben.  (Foto: dpa)

Das war eine perfekte Zusammenfassung, der nichts hinzugefügt werden muss. Und ja, erklärten die Profis, die Rückeroberung von Platz eins in der Tabelle durch das Unentschieden der beiden Borussias ist dem Münchner Hochglanz-Verein angemessen. Da gehören wir hin, keine Frage.

Das 4:1 gegen Werder Bremen wird da verbal abgeheftet wie die x-te Steuererklärung im Finanzamt. Gewonnen? Klar, normal. Nächste Aufgabe, bitte.

Angesprochen aber auf den Sonntag entkam den Spielern des FC Bayern ein Stöhnen der Erleichterung. An diesem zweiten Advent besuchen alle Profis je einen Fanklub bei dessen Weihnachtsfeier, ein traditioneller Vorgang, bei dem das Band zwischen Volk und Verein gefestigt wird. 500 Fanklubs hatten sich beworben, 26 erhielten den Zuschlag.

Mario Gomez fährt zu "De rodn Wepsn" nach Zeilarn bei Burghausen, Frank Ribéry nach Bonbruck bei Vilsbiburg (hoffentlich mit Navigationsgerät), Manuel Neuer ist bei den Red-White Bombers Denkendorf zu Gast, Philipp Lahm in Möckenlohe im Landkreis Eichstätt. "Für die Fanklub-Weihnachtsfeier war der Sieg heute sehr wichtig", erklärte der Kapitän.

Mit der dritten Niederlage in der Bundesliga hintereinander wäre das sonst ein anstrengender Ausflug gewesen. In so einem bayerischen Wirtshaus kommt nach dem dritten Weißbier die Wahrheit auf den Tisch und das dritte Weißbier ist im Zweifel schon bestellt, wenn der hohe Gast erst den Raum betritt. "Wer den FC Bayern verfolgt und kennt, der weiß: Wenn man gewinnt und Tabellenführer ist, dann ist alles gut, wenn man nicht gewinnt und nicht Tabellenführer ist, dann nicht", philosophierte Thomas Müller. Er darf die Weihnachtsfeier in Unterneukirchen zwischen Altötting und Garching an der Alz beglücken.

FC Bayern in der Einzelkritik
:Ausgeschimpft und doch sehr glücklich

Daniel Van Buyten gibt beim 4:1 gegen Bremen wieder einmal den besten Innenverteidiger-Mittelstürmer der Welt, Holger Badstuber liefert sich ein Mecker-Duell mit Doppeltorschütze Franck Ribéry und Arjen Robben jubelt bei seinen beiden Treffern erst verbissen und dann entspannt. Die Bayern in der Einzelkritik.

Thomas Hummel, Fröttmaning

Aus der Fassung geriet an diesem Nachmittag auch Arjen Robben. Sicher war auch er froh, zu "D'Höslwanger Stroich" mit einem schönen Erfolg fahren zu dürfen. Doch Tränen hätte dem Niederländer das wohl nicht in die Augen getrieben.

FC Bayern in der Einzelkritik
:Ausgeschimpft und doch sehr glücklich

Daniel Van Buyten gibt beim 4:1 gegen Bremen wieder einmal den besten Innenverteidiger-Mittelstürmer der Welt, Holger Badstuber liefert sich ein Mecker-Duell mit Doppeltorschütze Franck Ribéry und Arjen Robben jubelt bei seinen beiden Treffern erst verbissen und dann entspannt. Die Bayern in der Einzelkritik.

Thomas Hummel, Fröttmaning

Robben hat nach eigenem Bekunden die schwerste Verletzung seiner Karriere hinter sich, was einiges bedeuten will bei einem Mann, der schon Muskelrisse, Probleme mit Achillessehnen und Knie hatte und dem der Beiname "Kristall-Robben" nacheilt. Nun waren es Rückenprobleme, eine Schambeinentzündung und eine Leistenverletzung, und das hatte den sehr selbstbewussten 27-Jährigen offenbar mehr zugesetzt, als bislang nach außen gedrungen war.

Sein Comeback gegen Borussia Dortmund und Villarreal zuletzt hatte nicht gerade für Euphorie gesorgt: Robben wurde kritisiert. Nun wechselte ihn sein Trainer Jupp Heynckes gegen Bremen nach 60 Minuten beim Stand von 1:1 ein, acht Minuten später gab es Elfmeter, und wer trat an? Arjen Robben. Er ging damit ein großes Risiko ein, denn ein Fehlschuss hätte die Kritik anschwellen lassen wie die niederländische Nordsee bei Sturmflut. Doch Robben traf, lief geradewegs in Richtung seiner Familie auf der Haupttribüne und ließ einen mächtigen Jubelschrei los.

Darauf später angesprochen, sagte er in der ARD: "Ja, die Familie", und Arjen Robben schluchzte fast, so berührt war er in diesem Moment, "das ist eine schwere Zeit, das darf man nicht unterschätzen." Mit glasigen Augen sprach er: "Mein letztes Jahr war sehr schwierig. Ich war nicht so sicher, dass ich wieder zurückkommen kann, auf meinem Niveau." Danach wollte er nichts mehr sagen, er lief an all den anderen wartenden Mikrofonen und Bleistiften schneller vorbei als zuvor am Bremer Linksverteidiger Aleksandar Ignjovski.

Besonders nach seinem zweiten verwandelten Elfmeter wirkte Arjen Robben ähnlich von sich überzeugt wie zu seinen besten Zeiten. Einmal nahm er es mit vier Bremer Gegenspielern auf. Er wird das für die Bayern bedeutungslose Champions-League-Spiel bei Manchester City als nächsten Wettkampftest bekommen.

Auch in einem anderen Fall hat Robben die Realität bereits wieder eingeholt: Die Art und Weise, wie er spielt, finden nicht immer alle Mitspieler gut. Zum zweiten Elfmeter, den auch Mario Gomez hätte schießen können, sagte sein Flügel-Kollege Franck Ribéry im Aktuellen Sportstudio: "Ich dachte, dass Mario diesen zweiten Elfer macht. Für ihn, für sein Selbstvertrauen. Ich glaube, Mario hat gut gespielt heute, viel für die Mannschaft gearbeitet."

Ribérys Botschaft zu später Stunde: "Ich glaube, wir müssen ein bisschen an alle Spieler denken." Damit war nicht ausschließlich Arjen Robben gemeint. Große Gefühle und Freudentränchen hin oder her.

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