Bayern-Verteidiger Stanisic:Münchens Transfermarkt-Gewinner

Lesezeit: 3 min

Viertes Bundesligaspiel des Lebens: Josip Stanisic (links) wird gegen Hertha BSC vom Trainer gelobt. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Der FC Bayern hat in diesem Sommer keinen Neuen für die Problem-Position rechts hinten verpflichtet. Vorerst hat Josip Stanisic aus dem eigenen Nachwuchs überzeugt - und damit eine Vorgabe von Oliver Kahn erfüllt.

Von Sebastian Fischer

Es ist dann doch nicht alles perfekt gelaufen für Josip Stanisic in diesem Sommer. Der Verteidiger des FC Bayern hätte an diesem Donnerstag erstmals für die U21-Nationalmannschaft Kroatiens spielen können, zum ersten Mal wurde der gebürtige Münchner für die Auswahl des Herkunftslandes seiner Eltern berufen. Er ist nun nicht dabei, wegen einer leichten Fußverletzung, die er beim 5:0 gegen Hertha BSC am vergangenen Wochenende erlitt, im vierten Fußball-Bundesligaspiel seines Lebens.

Trotzdem ist auch diese Woche wieder eine gute für ihn, eine mit einer erfreulichen Nachricht: Seit dem Ende der Transferperiode am Dienstag steht fest, dass der FC Bayern in diesem Sommer keinen Rechtsverteidiger verpflichten wird. Auf der Position hat nun vorerst er überzeugt: Stanisic, 21, aus dem eigenen Nachwuchs, der in der vergangenen Saison noch für die zweite Mannschaft in der dritten Liga auflief.

Die Transferperiode begann vor zwei Monaten in München damit, dass Vorstandschef Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic dem neuen Trainer Julian Nagelsmann den Auftrag gaben, den Spagat zu schaffen aus pandemiebedingter Sparsamkeit und hohen Ambitionen. Kahn sagte in der ersten gemeinsamen Pressekonferenz auch: "Wir erwarten vom Trainer, dass er viele junge Spieler nach vorn bringt, die wir vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm haben." Erträge aus dem 2017 eröffneten Nachwuchsleistungszentrum statt teurer Transfers, so konnte man das auch verstehen.

Internationaler Transfermarkt
:Spanisches Transfer-Sudoku

Weil Saul Niguez Atlético Madrid verlässt, kann der Meister Antoine Griezmann aus Barcelona zurückholen. Barça wiederum scheitert bei dem Versuch, die Verpflichtung eines Leipzigers zu stemmen.

Von Javier Cáceres

Stanisic war einer der wenigen Gewinner während Nagelsmanns erster Saisonvorbereitung

Ein paar Tage zuvor hatte Stanisic einen bis 2023 gültigen Profivertrag unterschrieben. Sein Bundesliga-Debüt gab er schon in der Vorsaison unter Hansi Flick. Zu behaupten, dass ihn niemand auf dem Schirm hatte, wäre also falsch. Und doch entwickelte er sich in den folgenden Wochen zu einem der Spieler, die Kahn gemeint haben könnte.

Stanisic, 2017 vom SC Fürstenfeldbruck zu den Bayern gewechselt, war einer der wenigen Gewinner während Nagelsmanns erster Saisonvorbereitung, die vor allem davon geprägt war, dass alle Nationalspieler noch im Urlaub waren. Stanisic spielte solide und flexibel, mal als Innenverteidiger, mal links hinten, mal im defensiven Mittelfeld - und schließlich, nach der Verletzung von Benjamin Pavard, zum Saisonstart als Rechtsverteidiger.

"Sehr verlässlich", "ordentlich", ohne Ausschläge "in Richtung Weltklasse" oder nach unten, so hat Nagelsmann Stanisic beschrieben, wenn er in den vergangenen Wochen nach ihm gefragt wurde. Er hat aber auch gemahnt und von der hohen Erwartungshaltung gesprochen: Sollte Pavard noch mal ausfallen und Stanisic mal nicht in Bestform sein, "ist das dann noch dem Anspruch von Bayern München gerecht, den die Öffentlichkeit an uns hat?" Man müsse bei einem jungen Spieler auch "Schwächeperioden einplanen", sagte er.

Jérôme Boateng
:Mehr Titel als sein neuer Klub

Mit Stolz präsentiert Olympique Lyon den bislang vereinslosen Jérôme Boateng als Zugang. Doch den verfolgen noch private Probleme - er muss sich kommende Woche vor Gericht verantworten.

Von Martin Schneider

Rechts hinten, das ist seit bald zwei Jahren eine Problem-Position beim FC Bayern, seit Joshua Kimmich endgültig ins zentrale Mittelfeld wechselte. Seitdem spielt dort Pavard, der seine Stärken allerdings auch als Innenverteidiger hat, wie Nagelsmann oft betont. Im Sommer 2020 kam kurz vor Ende der Transferperiode als Ergänzung Bouna Sarr, ausgestattet mit einem Vierjahresvertrag - und überzeugte nie. Sarr, 29, tue sich "schwer, die Leistung stabil auf den Platz zu bringen". Er müsse sich "weiter entwickeln" und "die Dinge übernehmen, die ich von ihm will", sagte Nagelsmann jüngst. Viel deutlicher kann Kritik von einem Trainer kaum klingen.

Es gehörte zu den ursprünglichen Plänen, in diesem Sommer Spieler zu verkaufen - das gelang nicht

Es gehörte zu den ursprünglichen Plänen des Klubs, in diesem Sommer Spieler zu verkaufen, bevor neue eingekauft werden können. Das gelang aber weder bei Sarr noch bei Mittelfeldspieler Michael Cuisance, dessen Perspektive auf Einsatzzeit ähnlich schlecht aussieht. Auch der verletzungsanfällige Corentin Tolisso ist noch da. Abgegeben wurden zum Schluss nur noch Ersatztorwart Ron-Thorben Hoffmann zur Leihe nach Sunderland und Ersatz-Innenverteidiger Chris Richards zu erneuten Leihe nach Hoffenheim. Es kam trotzdem Marcel Sabitzer aus Leipzig, Nagelsmanns Wunschspieler.

Das Mittelfeld des Rekordmeisters ist nun auch in der Breite sehr gut aufgestellt. Sabitzer, der in Leipzig auch mal offensiv auf dem rechten Flügel spielte, erhöht noch mal die Qualität und die taktischen Optionen. Dass der FC Bayern defensiv auf dem rechten Flügel weiterhin eine Lücke im Kader hat, die in kommenden Transferperioden wieder ein Thema werden könnte, zeigte sich bislang nur in der ersten Spielhälfte beim 3:2 gegen den 1. FC Köln, als Nagelsmann eine Kette aus drei Innenverteidigern aufstellte - und auf den Flügeln jeweils nur einen Spieler. Der offensivstarke Außenverteidiger Alphonso Davies auf der linken Seite ist dafür prädestiniert, sowohl Pavard als auch Stanisic sind es eher nicht. Ihre Stärken liegen in der Defensive.

Erst mal dürften die Bayern dadurch aber keine Probleme bekommen. Und für ein System mit Viererkette steht bald wieder die Bestbesetzung zur Verfügung: Pavard ist nach seiner Sprunggelenksverletzung bereits wieder im Lauftraining. Stanisic könnte dann vorerst wieder in die zweite Reihe rücken. Ein U21-Nationalspieler dürfte er trotzdem bald sein.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

MeinungFußball
:Katar, überall Katar

Messi geholt, Mbappé gehalten: Der Pariser Transfersommer belegt, wie sich Katar ein Jahr vor der WM auf dem Höhepunkt seiner Fußball-Macht befindet. Das Emirat kann machen, was es will.

Kommentar von Johannes Aumüller

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: