Und der Gewinner ist ... Katar! Diesmal hält zwar kein offizieller Vertreter des Fußball-Weltverbandes ein Zettelchen in die Höhe, wie im Dezember 2010, als der damalige Fifa-Boss Sepp Blatter feierlich den Ausrichter des WM-Turnieres 2022 verkündete. Aber es ist auch so das Ergebnis dieses ungewöhnlichen und nicht zuletzt von den Corona-Umständen geprägten Transfersommers.
Zwischen (selbstverschuldet) darbenden Großklubs wie dem FC Barcelona und zurückhaltenden Bundesligisten gibt es in Europa von ManCity bis zum FC Chelsea ja ohnehin nur noch eine Handvoll Superreicher, die meinen, richtig zulangen zu können. Aber Katar Saint-Germain, pardon Paris Saint-Germain, toppt alle, auch wenn sich das nicht in gigantischen Ablösen niederschlägt. Lionel Messi hat Frankreichs Hauptstadt-Klub, der seit einem Jahrzehnt zum Sportimperium des kleinen Emirates gehört, verpflichtet, Italiens Torwart Donnarumma und den Haudegen Ramos, den begehrten Rechtsverteidiger Hakimi und den Mittelfeldstrategen Wijnaldum; und der Klub hat sogar dem Werben von Real Madrid widerstehen können, das für Superflitzer Kylian Mbappé ein Paket von fast 200 Millionen Euro aufgerufen hätte.
Internationaler Transfermarkt:Ein Ausnahmetalent als Trostpflaster
Real Madrid verpflichtet den umworbenen Franzosen Eduardo Camavinga, der Wechsel von Kylian Mbappé scheitert offenbar am Widerstand von Paris Saint-Germain. In Paris hofft man nun, dass Mbappé doch noch verlängert - auch wegen Lionel Messi.
Wohl dem, der sich all das leisten kann für das große Ziel, nach diversen gescheiterten Anläufen endlich (und dann immerhin passgenau zur Heim-WM in Katar im Spätherbst 2022) die Champions League zu gewinnen. Aber dieser Transfersommer liefert im sportlichen Bereich den passenden Beleg dafür, wie das Emirat ein Jahr vor dem Beginn des umstrittenen Turniers im Fußball plangemäß auf dem Höhepunkt seiner Macht ist - trotz allen Menschenrechtsverstößen und sonstigen fragwürdigen politischen Vorgängen.
Der Einfluss ist sowohl bei der Fifa als auch bei der Uefa groß
Es ist schon ein paar Jahre her, dass der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger Katar mal das "Krebsgeschwür" des Weltfußballs nannte - was zu einer Klage gegen ihn führte, die das Landgericht Düsseldorf abwies, weil die Äußerung von der Meinungsfreiheit gedeckt sei. Aber inzwischen hat es, um im Bild zu bleiben, noch ein paar Metastasten gegeben, weil der Weltfußball das Geschwür nicht behandelt, sondern im Gegenteil dessen Wuchern befeuert.
In allen Bereichen ist der Einfluss von Katar und seinen Millionen gigantisch. Die Fifa pflegt unter der Führung von Gianni Infantino eine rätselhafte Nähe. In Europas Fußball zählt der katarische Funktionär Nasser Al-Khelaifi, Chef eines heimischen Staatsfonds und von Paris Saint-Germain, als Uefa-Vorstand und Vorsitzender der Klub-Vereinigung ECA zu den maßgeblichsten Akteuren. Bei der WM-Qualifikation wirkt das als Gastgeber für das Turnier schon qualifizierte Emirat als Gast im europäischen Teil des Wettbewerbe mit. Die staatliche Flugzeuglinie Qatar Airways wiederum sponsert zugleich die Fifa, die Uefa und den FC Bayern - und war zudem beim DFB im Gespräch.
Da ist es dann kaum verwunderlich, wenn die Fußballszene mit der Fifa an der Spitze an den skandalumtosten WM-Zuschlag und andere dubiose Themen der Vergangenheit nicht wirklich rangeht. Und wenn Mahnungen von Menschenrechtlern, dass trotz aller gegenteiligen Beteuerungen die Lage für die Arbeitskräfte im Land weiter sehr schlecht ist, weithin ungehört verhallen oder sogar verharmlost werden. Die deutsche Nationalelf war eine löbliche Ausnahme, als sie sich im Frühjahr bei Länderspielen auch mit öffentlichen Aktionen für Menschenrechte positionierte - auch wenn sie dies nun nicht mehr fortsetzen will, wie der DFB am Mittwoch mitteilte. Der Fußball ist so durchdrungen von Katar, dass das Emirat machen kann, was es will.