FC Bayern München:Mit blauem Auge davongekommen

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Vor dem Spiel in Bremen beschäftigt sich der FC Bayern mit Interna: Franck Ribéry könnte für Arjen Robbens blaues Auge verantwortlich sein, Bastian Schweinsteiger war erbost über seine Auswechslung gegen Real Madrid. Jupp Heynckes moderiert beide Konflikte geschickt - und plant schon für das Halbfinal-Rückspiel.

Philipp Schneider

Ein Schelm könnte anmerken, dass Arjen Robben in der zweiten Halbzeit besser gespielt hatte, allein, Jupp Heynckes war nicht aufgelegt für derbe Scherze. Die Beule, die Robben nach dem Spiel unterm rechten Auge zur Schau trug, war einfach zu stattlich.

Auslöser des Streits: Franck Ribéry und Arjen Robben diskutieren beim Champions-League-Spiel gegen Real Madrid über die Ausführung eines Freistoßes. (Foto: dpa)

Und so taugt die Geschichte, die sich in der Halbzeit beim 2:1 des FC Bayern gegen Real Madrid am Dienstagabend im Allerheiligsten des Vereins zugetragen hat, auch nicht zur Posse. "Es gibt für die Spieler ein Refugium, wo die Medien keinen Zutritt haben", verkündete der Bayern-Trainer am Freitag mit viel Ruhe in der Stimme: "Interna sollten Interna bleiben, es gibt Tabu-Themen im Fußball."

Zu Heynckes' Leidwesen war die Nachricht jedoch von Augenzeugen aus dem Refugium der Bayern an die Öffentlichkeit getragen worden. Und indem Heynckes auch nur verschleierte und nicht dementierte, darf es als gesichert gelten, dass Franck Ribéry mit einigem Nachdruck handgreiflich gegen den Holländer geworden war. Damit reiht sich der Vorfall in die Historie der legendären Bayern-Raufereien ein: Lizarazu ohrfeigt Matthäus, Kahn schüttelt Herzog, Jeremies attackiert Kuffour...

Offenbar war der Franzose in der Kabine noch immer erbost über die Genese eines Freistoßes, den Toni Kroos in der 45. Minute grandios harmlos in die spanische Mauer schoss - und den Ribéry gerne selbst getreten hätte. Doch Robben hatte auf dem Platz lautstark für den Schützen Kroos plädiert, was unmittelbar ein Handgemenge zwischen Robben und Ribéry nach sich zog.

Bastian Schweinsteiger versuchte noch zu schlichten, doch in der Kabine erfolgte dann die Fortsetzung des Kompetenzzwists mit drastischeren Mitteln. Die Bayern-Chefetage hat reagiert: "Intern geklärt", sei die Attacke, erklärte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und gab Entwarnung: "Wir haben die Dinge trotzdem unter Kontrolle." Laut Bild soll Ribéry eine Geldstrafe erhalten.

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Der FC Bayern besiegt Real Madrid durch einen Treffer kurz vor Schluss. Die spanischen Zeitungen kritisieren vor allem Fabio Coentrao, loben aber die Willenskraft der Münchner. Die italienischen Zeitungen sprechen vor allem über den Angstgegner und eine immer länger werdende Serie.

Nun taugt diese Geschichte in jedem Fall vortrefflich zur Überbrückung der Leere vor dem Samstagsspiel in Bremen, in dem es für die Bayern sportlich um fast nichts mehr geht. Der deutsche Meister wird abermals Dortmund heißen, und nachdem Heynckes bereits jüngst gegen Mainz (0:0) eine 1B-Elf nominierte, wird er in Bremen wohl endgültig die geballte Reserve aufbieten.

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Heynckes sprach schlicht von "Ruhepausen", die er seinen Stammkräften im Hinblick auf das Rückspiel in Madrid am Mittwoch gewähren möchte. Er "nehme zwar 20 Spieler mit nach Bremen", sagte Heynckes, doch er werde jene Akteure in die Startelf stellen, "die in der letzten Zeit nicht so oft von Beginn an gespielt haben". Somit darf sich die Liga auf ein Wiedersehen mit Nils Petersen, Takashi Usami, Diego Contento oder Danijel Pranjic freuen, das Schaulaufen der Reservisten sei indes "keine Prämie", sondern Belohnung für "totales Engagement im Training".

Nun gab es in der Partie gegen Madrid eine weitere Irritation, die strategisch ein ähnliches Problem darstellen könnte wie Ribérys Übergriff. Der halbherzige Handschlag nämlich, den Bastian Schweinsteiger dem Trainer nach seiner Auswechslung (61.) gab. Er war sichtlich erbost, obwohl jedermann hatte sehen können, dass er in seiner aktuellen Verfassung dem Spiel kaum mehr Impulse verleihen konnte.

"Bastian war zweimal verletzt in dieser Saison, und er musste seine Rehabilitation auch oft unterbrechen", sagte Heynckes. Es sei "wichtig gewesen, dass er von Beginn an spielte", um die Form zu finden. Auch gegen Bremen soll er "von Beginn an spielen, vielleicht gar 90 Minuten. Dann entscheide ich, ob er am Mittwoch spielt".

Das einzige für die Bayern relevante Samstagsspiel findet nicht in Bremen, nicht in Dortmund statt, sondern in Barcelona, wo Real antreten muss. Madrid hat vier Punkte Vorsprung, ein Sieg könnte den Titelkampf vor-entscheiden. Heynckes setzt jedoch nicht auf einen Substanzverlust, weil Reals Kader "24 gleichwertige Spieler" aufweise. Und mit personellen Verlusten in der Kabine ist nicht zu rechnen.

© SZ vom 21.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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