FC Bayern München: Miroslav Klose:Stürmer ohne Strafraum-Sehnsucht

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Miroslav Klose hängt in einer Galerie mit Mic & Mac, El Tren oder Scha-pa-pa-pa. Er hat es nie geschafft, ein Bayern-Stürmer zu werden. Dafür sammelte er zu viele Sozialpunkte und zu wenig Scorerpunkte.

Christof Kneer

Wenn Väter ihren Söhnen in, sagen wir, 20 Jahren alte Geschichten von der Nationalmannschaft erzählen, dann werden sie sicher auch von diesem Stürmer erzählen, auf den man sich immer verlassen konnte. Vielleicht sieht man diesen Stürmer dann auch in TV-Rückblicken lauter Tore köpfen, oder man sieht, wie er nach einem Abschlag ein Rempel-Duell gegen einen britischen Verteidiger gewinnt und den Ball elegant ins Tor lenkt.

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Wenn die Söhne trotzdem spotten und sagen, dass das doch kein gescheiter Fußball war im Jahr 2010, sollten die Väter mit dieser Statistik kontern: Miroslav Klose, 14 WM-Tore, gleich viele wie kleines, dickes Müller, nur eines weniger als großes, dickes Ronaldo. Aber die kennen die Söhne ja auch nicht.

Wenn Väter ihren Söhnen in, sagen wir, 20 Jahren alte Geschichten vom FC Bayern erzählen, dann werden sie auch von Stürmern erzählen, auf die man sich verlassen konnte. Sie erzählen von Gerd Müller, von Giovane Elber, von Roy Makaay, vielleicht sogar von Roland Wohlfarth.

Vielleicht hängen sie dann noch ein paar lustige Geschichten an von Stürmern, die es nicht geschafft haben bei Bayern, von McInally und Mihajlovic, genannt Mic & Mac, von Adolfo Valencia, genannt El Tren, von Jean-Pierre Papin, genannt Scha-pa-pa-pa. Und vielleicht sogar von Miroslav Klose, genannt Miroslav Klose.

Es wäre einerseits ungerecht, ein Porträt des Spitzenstürmers Klose in die Galerie der Gescheiterten zu hängen. Andererseits stehen da diese Zahlen: 10-10-3-1. So viele Saisontore schaffte Klose in seinen vier Bayern-Spielzeiten, 24 insgesamt. In der gleichen Zeit hat er 25 Tore für den DFB erzielt: in viel weniger Spielen.

Klose ist ein Stürmer, der vieles, vielleicht sogar alles kann, aber er hat es nie geschafft, ein Bayern-Stürmer zu werden. Stürmer können berühmt werden in diesem Klub, zu dessen Gründungsmythos die Strafraum-Tore von Gerd Müller gehören. Aber Klose hatte nie eine Sehnsucht nach dem Strafraum, er hat sich überall auf dem Feld herumgetrieben, mit kollegialen Pässen und hilfsbereiten Grätschen hat er viel zu viele Sozialpunkte, aber viel zu wenige Scorerpunkte gesammelt.

Der stille Klose war koa Bayer, er war nie wirklich zu Hause im lauten Mir-san-mir-Klub. Mir san Miro, das wäre eine schöne Schlagzeile gewesen, aber es gab nie einen Grund, sie sich einfallen zu lassen.

Joachim Löw wird es fast egal sein, wohin Klose jetzt wechselt. Er weiß: Im Nationalteam wird der Stürmer weiter so überragend spielen, dass sich eigentlich bald der FC Bayern für ihn interessieren müsste.

© SZ vom 07.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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