FC Bayern im DFB-Pokal:Costa trifft, Lahm kündigt

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Das 1:0 des FC Bayern im DFB-Pokal gegen Wolfsburg wird von den Neuigkeiten um Kapitän Philipp Lahm überlagert.

Aus dem Stadion von Claudio Catuogno, München

Vollkommenes Glück ist eine feine Sache, kommt aber leider nur sehr selten vor. Und deshalb hatte die Frage, ob der Offensivspieler Douglas Costa, 26, in München nun "komplett glücklich" ist oder nicht, kurz vor diesem Pokal-Achtelfinale gegen den VfL Wolfsburg auch Carlo Ancelotti erreicht. Nicht, dass Ancelotti diese Debatte jetzt auch noch gebraucht hätte, aber der italienische Trainer nimmt die Debatten eben, wie sie kommen.

Und Costa hatte nun mal in einem Interview darüber nachgedacht, im Sommer den Verein zu wechseln - weil er beim FC Bayern bisher "nicht komplett glücklich" geworden sei (wobei er anklingen ließ, dass eine Stammplatzgarantie sein Glück mehren könnte). Ancelotti hatte in der Sache ein paar alternative Fakten parat. "Ich glaube, das kommt mehr vom Berater als von ihm", sagte er. "Ich fühle, dass Costa sich hier wohlfühlt."

Am Dienstagabend ist Douglas Costa dem kompletten Glück wieder ein bisschen näher gekommen. Er erzielte den Siegtreffer beim 1:0 (1:0) gegen eine zumeist harmlose Wolfsburger Elf und ebnete den Bayern so den Weg ins Viertelfinale. In der 18. Minute war Costa aus 22 Metern zum Schuss gekommen, der VfL-Kapitän Luiz Gustavo fälschte den Ball noch ab, Torwart Koen Casteels war machtlos.

Lahm hört schon 2017 auf

Dass hinterher trotzdem kaum jemand über Costas Suche nach dem Glück reden wollte, hatte damit zu tun, dass kurz vor dem Anpfiff eine andere Verlustmeldung bekannt geworden war: Die Sport-Bild meldete, dass sich der FC Bayern im Sommer nicht nur einen neuen Kapitän suchen und einen neuen Weltklasse-Rechtsverteidiger verpflichten muss, weil Philipp Lahm nun endgültig beschlossen habe, ein Jahr früher aus seinem bis 2018 laufenden Vertrag auszusteigen. Außerdem habe Lahm dem Klub auch mitgeteilt, dass er nicht gedenke, das seit Matthias Sammers Rücktritt vakante Amt des Sportdirektors zu übernehmen, wie sich das die Führungsriege des Klubs erhofft hatte. Angesichts der Wucht dieser Nachricht rückte das schmucklose Weiterkommen in den Hintergrund, an dessen Ende Lahm alles bestätigte: "Es stimmt, ich bin ab Sommer Privatier."

Ersteres - Lahms Abschied als Spieler bereits im Sommer - war allgemein erwartet worden. Schon bei seinem Rücktritt aus der Nationalelf 2014 hatte Lahm sich von dem Motiv leiten lassen, selbstbestimmt Schluss zu machen - und nicht erst, wenn auch andere finden, es sei jetzt aber Zeit. Dass sie ihn dann aber nahtlos ins Management würden integrieren können, das hatten sie schon gehofft an der Säbener Straße. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte auf der Mitgliederversammlung im November erklärt, dass man den Posten vorerst nicht nachbesetze, weil der Wunschkandidat halt noch bis Sommer auf dem Platz gebraucht werde. Präsident Uli Hoeneß indes hatte bald darauf erklärt: Er wünsche sich, dass Lahm bis 2018 weiterspiele; Hoeneß gilt zudem als Anhänger einer Lösung, in der auch Mönchengladbachs Manager Max Eberl eine tragende Rolle einnehmen könnte. Dem Vernehmen nach hat Lahm und sein Umfeld nicht zuletzt diese unklare Gefechtslage innerhalb der Bayern-Führung stark irritiert.

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Laut Medienberichten beendet der Kapitän zudem im Sommer seine Karriere.

Die Bayern-Führung wiederum ist offenbar irritiert von der Verkündung selbst: Vereinbart worden sei, dass man eine gemeinsame Erklärung habe abgeben wollen, erklärte Hoeneß nach dem Spiel und gab sich unwissend: "Er hat einen Vertrag bis 2018, den hat er noch nicht gekündigt."

Nebendran im Stadion aber bestätigte Lahm den Geschäftsvorgang, dem offenbar atmosphärische Irritationen zu Grunde liegen. Ob es nach dieser Trennung noch eine administrative Zukunft geben kann in dem Klub, mit dem er verwoben war und ist wie kaum ein Zweiter, erscheint derzeit fraglich. Zwar heißt es, dass Lahm lieber in ferner Zukunft ein starker Sport-Vorstand des FCB sein wolle als in naher Zukunft ein untergeordneter Sportdirektor - aber der Karriereplan wandert wohl erst einmal zu den Akten.

Am Dienstagabend bestritt Lahm zunächst sein 501. Pflichtspiel für die Bayern. Es dürfte bald wieder vergessen sein. Bayern dominierte klar, ohne zu zwingenden Chancen zu kommen - ein Manko, das sich schon seit Wochen durch die Darbietungen des Rekordmeisters zieht. Einer der Aktivposten blieb weiterhin Douglas Costa, der anstelle des verletzten Franck Ribéry die linke Außenbahn bespielen durfte. Thomas Müller saß nur auf der Bank.

Wolfsburg wiederum traute sich kaum etwas zu. Der ehemalige Münchner Stürmer Mario Gomez kam erst nach einer Stunde, den Eindruck, die Partie wenigstens in die Verlängerung zwingen zu können, vermittelte aber auch er nicht. Das gelang lediglich Maximilian Arnold mit einem gefährlichen Schuss in der 83. Minute, den Manuel Neuer parierte.

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Was denkt Ancelotti über Lahm?

Und so stehen die Bayern jetzt zwar einerseits im Viertelfinale. Andererseits steht aber weiterhin Philipp Lahms Aussage vom Samstag im Raum, als er nach dem 1:1 gegen Schalke Verbesserungen anmahnte - sonst sei man schnell aus mehreren Wettbewerben raus. Der FC Bayern sei nicht bereit für die K.o.-Spiele, die nun kommen, das war Lahms warnender Unterton. Doch auch darauf hatte Carlo Ancelotti mit seiner typischen pragmatischen Art geantwortet: Er hoffte darauf, dass nun eben der Drei-Tage-Rhythmus und die K.o.-Spiele unter der Woche ihre therapeutische Wirkung entfalten: "Es kann uns jetzt helfen, wenn wir alle drei Tage spielen." Der Beweis steht noch aus, nächsten Mittwoch kommt der FC Arsenal.

Geärgert hatte sich Ancelotti über Philipp Lahms Wortmeldung übrigens nicht, Lahm könne "in Zukunft ein sehr guter Trainer oder ein guter Manager sein", sagte er. Diese Zukunft lässt nun offenbar noch auf sich warten. Vielleicht kommt das Glück ja früher zurück zum FC Bayern.

© SZ vom 08.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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