FC Bayern gewinnt Pokal-Viertelfinale:Schweinsteiger erleidet Bänderriss

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Bittere Meldung für den FC Bayern: Der Nationalspieler wird nach seiner Verletzung im DFB-Pokal-Viertelfinale in Stuttgart wohl einige Wochen ausfallen. Die Nachricht trübt die gute Laune in München nach dem starken Auftritt beim 2:0-Sieg gegen den VfB. Eigentlich hatte da nur Arjen Robben Grund zur Unzufriedenheit.

Maik Rosner, Stuttgart

Jupp Heynckes eilte vom Podium, strammen und entschlossenen Schrittes. So wie er Stuttgart nach dem klaren und nie gefährdeten 2:0-Sieg verließ, so hatte der Trainer des FC Bayern zuvor auch noch seine Botschaften unters Publikum gebracht. Seine Kernaussage fiel dabei immer wieder. "Entscheidend ist die Mannschaft", sagte Heynckes beinahe häufiger, als die Bayern schon den DFB-Pokal gewonnen haben.

Betreuer führen Bastian Schweinsteiger nach 17 Spielminuten in Stuttgart vom Feld. (Foto: dpa)

Nur bei einem Thema verdüsterte sich die Miene des Trainers: der Ausfall von Bastian Schweinsteiger. Nach fünf Minuten war er nach einem Zweikampf mit dem Stuttgarter Georg Niedermeier umgeknickt, nach 17 Minuten führten ihn die Betreuer vom Platz, nach dem Spiel humpelte er mit Krücken zum Mannschaftsbus. "Fatal", sagte Heynckes, wäre eine erneut längere Zwangspause des Mittelfeldchefs.

Am Donnerstag dann die erwartete Diagnose: Riss des vorderen Außenbandes im rechten Sprunggelenk. Dies ergab eine Kernspintomographie in München. Schweinsteiger erhielt einen Gips, den er eine Woche lang tragen muss. Danach kann er mit einem Spezialschuh mit dem Muskelaufbautraining beginnen. "Eine Prognose, wann Bastian wieder trainieren oder spielen kann, werden wir zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgeben", sagte Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt. Schweinsteiger droht jedoch eine mehrwöchige Pause.

Der erneute Ausfall des Nationalspielers dürfte die gute Laune der Münchner nach dem Sieg in Stuttgart erheblich trüben. Nach Toren von Franck Ribéry (30.) und Mario Gomez (46.) waren die Bayern ins Halbfinale des DFB-Pokals eingezogen. Locker-leicht hatte das ausgesehen, die harmlose und ohne Struktur agierende Mannschaft des VfB Stuttgart taugte nicht als Herausforderung und hätte auch höher verlieren können. "Eine Frechheit" und "eine absolute Enttäuschung", fauchte VfB-Sportdirektor Fredi Bobic, "man muss sich fast entschuldigen bei den Zuschauern." Und Cacau, der Münchens Torwart Manuel Neuer immerhin einmal etwas aufwärmte, sagte: "Wir waren zu ängstlich."

Gewiss hatten die Stuttgarter nicht das Format, die Bayern ernsthaft zu fordern. Und doch war es schon erstaunlich, dass die Münchner zuvor mit drei nur mäßigen bis schwachen Auftritten in die Rückrunde gestartet waren und nun so energisch auftraten. "Wir haben ein hervorragendes Spiel gezeigt, offensiv wie defensiv. Ich denke, so soll es aussehen", sagte Toni Kroos vergnügt, der von Heynckes wieder auf die Zehnerposition in der offensiven Schaltzentrale vorgezogen worden war.

Zufrieden sah Kroos aus, und er ließ keine Zweifel daran, fortan weiterhin seine Lieblingsrolle ausfüllen zu wollen. "Ich konnte meine Qualitäten gut ausspielen. Ich denke, das war so, wie man sich das vorstellt", sagte er und bilanzierte allgemein: "Wir mussten zeigen, wie gut wir spielen können. Das haben wir getan."

Von Arjen Robben war zu diesem Zeitpunkt längst nichts mehr zu sehen. Getrollt hatte sich der Niederländer rasch nach seinem überraschenden und 90 Minuten andauernden Dasein auf der Bank. Es genügte allerdings ein Blick in sein Gesicht, um seine Enttäuschung zu erahnen. Denn dass sich der hochbegabte, aber zuweilen selbstbezogene Individualist als Zuschauer bei den Auswechselspielern wiederfand, war ja die Botschaft des Trainers an das Kollektiv gewesen, die über das Viertelfinale im Pokal hinausreichen dürfte.

Stärke und Mut hat Heynckes damit demonstriert und gleichermaßen ein Signal ausgesendet, an die Mannschaft und an Robben, das sich übersetzen ließ in eine schlichte Formel, die zuletzt beim FC Bayern etwas gelitten zu haben schien: Der Erfolg zählt, und jeder muss sich dafür einbringen. Es könnte eine Botschaft sein, die den Zusammenhalt der Mannschaft genauso stärkt wie die Autorität des Trainers. Auch die anderen wissen nun, dass Heynckes keine Maßnahme scheut, um dem Gesamtgebilde Stabilität zu verleihen für die großen Pläne, an deren Ende möglichst der Gewinn des Triples aus Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League stehen soll.

Ein einzelner Künstler, so ließ sich das deuten, zählt weniger als das Gesamtwerk, und sei dieser Künstler auch ein Vincent van Gogh des Fußballs. "Meine Entscheidung, wer spielt, hat etwas mit der gesamten Mannschaft zu tun, nicht mit einem einzelnen Spieler", erklärte Heynckes.

FC Bayern in der Einzelkritik
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Toni Kroos darf endlich auf seiner Lieblingsposition herumtollen, Holger Badstuber entlarvt dreiste Steuertricks, Thomas Müller wartet auf seine Explosion, legt aber immerhin Zündschnüre. Nur Arjen Robben guckt wie ein grimmiger Gefängniswärter. Die Bayern beim 2:0-Pokalsieg in Stuttgart in der Einzelkritik.

Maik Rosner, Stuttgart

Er vermittelte auch nach den geglückten Renovierungsarbeiten nicht den Eindruck, seine Umbauten rasch wieder rückgängig machen zu wollen. Denn seine Zwischenbilanz fiel eindeutig aus: "Eine souveräne Partie" hatte Heynckes gesehen, "von der ersten bis zu letzten Minute sehr konzentriert" habe die Mannschaft gespielt, "zügig und schwungvoll nach vorne", zudem "defensiv stabil", kurzum: "Die gesamte Mannschaft hat sehr gut funktioniert, wir waren eine homogene Einheit."

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Toni Kroos darf endlich auf seiner Lieblingsposition herumtollen, Holger Badstuber entlarvt dreiste Steuertricks, Thomas Müller wartet auf seine Explosion, legt aber immerhin Zündschnüre. Nur Arjen Robben guckt wie ein grimmiger Gefängniswärter. Die Bayern beim 2:0-Pokalsieg in Stuttgart in der Einzelkritik.

Maik Rosner, Stuttgart

Dass das etwas mit der Herausnahme Robbens zu tun hatte, wollte der Fußballlehrer natürlich nicht bestätigen. Seine Maßnahme sei die Konsequenz aus den Spielen zuvor gewesen, habe aber nichts mit Robben zu tun.

Doch wenig spricht jetzt dafür, die Mannschaft im Heimspiel gegen Kaiserslautern am Samstag erneut zu verändern. Kroos hatte das Spiel in der Zentrale ja gut geordnet und mit einigen gefährlichen Distanzschüssen angereichert, Thomas Müller war auf Robbens Position im rechten Mittelfeld als quicklebendiger Vorbereiter beider Tore aufgefallen, und im defensiven Mittelfeld bekamen Luiz Gustavo und David Alaba nach ihrer guten Vorstellung jeweils ein Sonderlob von Heynckes als Dreingabe ("überragend").

Ob Robben vielleicht doch noch Abstand nimmt von seinem bisherigen Plan, seinen Vertrag über 2013 hinaus zu verlängern, wird wohl auch vom Geschick des Trainers in der weiteren Mannschaftsführung abhängen. Für die übrigen Profis war der Fall jedenfalls an diesem Abend klar. "Es lief für mich und die ganze Mannschaft. Das kann man festhalten", befand Müller. Und er schob wenig tröstend für Robben nach: "Nur, weil er jetzt nicht gespielt hat, ist er ja nicht weg oder verkauft."

Weg ist dagegen erstmal Schweinsteiger. Schon nach Spielende klagte Philipp Lahm: "Es wäre sehr bitter, wenn Bastian ausfallen würde." Schweinsteiger hatte sich gerade erst von einem Schlüsselbeinbruch erholt. Heynckes urteilte nach dem Spiel ungehalten gegen den Stuttgarter Niedermeier: "Wenn man genau hinschaut, war das ein ganz böses Foul." Doch der erklärte: "Es tut mir sehr leid. Ich wollte Bastian nicht verletzen. Er hat meine Entschuldigung in der Kabine direkt angenommen und gesagt: 'Das kann schon mal vorkommen im Fußball.'"

Immerhin hat sich David Alaba für weitere Einsätze im zentralen Mittelfeld empfohlen. "Wir haben heute gesehen, dass wir mit Alaba einen Jungen haben, der nach der Einwechslung klasse gespielt hat", sagte Heynckes.

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