FC Bayern im DFB-Pokal-Halbfinale:Warmschießen für Barcelona

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Fit für alle drei Wettbewerbe: Thomas Müller (Mitte), Philipp Lahm (links) und Thiago. (Foto: AFP)
  • Vor dem Pokal-Spiel gegen Dortmund erscheint Bayern-Trainer Pep Guardiola mit Jogginghose auf der Pressekonferenz.
  • Flügelstürmer Arjen Robben soll am Dienstagabend in der Startelf der Münchner stehen.
  • Nach den Halbfinal-Spielen gegen Dortmund und Barcelona wird sich zeigen, wie diese Saison des FC Bayern in Erinnerung bleibt.

Von Benedikt Warmbrunn, München

Zu den bewundernswerten Eigenschaften des Pep Guardiola gehört es, dass er seinem Kleiderschrank immer genau das richtige Outfit entnimmt. In der vergangenen Woche zum Beispiel, seine von Verletzungen geplagte Mannschaft stand in der Champions League gegen den FC Porto kurz vor dem Aus, wählte er einen extrem eng geschnittenen Anzug; und natürlich stand er dann während der Partie so sehr unter Spannung, dass die Hose reißen musste.

An diesem Montag gab der Trainer des FC Bayern eine Pressekonferenz, Guardiola mag diese Termine nicht, sie stören ihn in der Spielvorbereitung, entsprechend unfestlich zieht er sich dazu üblicherweise an. An diesem Montagmittag erschien Guardiola in weißen Leinenschuhen, schwarzem T-Shirt sowie einer schwarzen Jogginghose, wie sie eigentlich kein 44-jähriger Mann tragen kann, ohne traurig auszusehen, so tief baumelte die Hose. Pep Guardiola aber sah auch in dieser eher sackförmigen Hose weiter aus wie ein katalanischer Weltmann, natürlich war auch dieses Outfit genau das richtige.

Bayern am stabilsten

Am Sonntagabend hatte der FC Bayern den ersten Titel dieser Saison gefeiert, er hat dazu nur noch aus der Ferne verfolgen müssen, wie der VfL Wolfsburg in Mönchengladbach 0:1 verlor. Seit Sonntagabend ist der FC Bayern zum 25. Mal deutscher Fußball-Meister. Vor allem aber ist er der neue deutsche Sofa-Meister.

Auch Guardiola hat den Titelgewinn eher beiläufig bei sich zu Hause wahrgenommen, ein paar Minuten lang habe er sich das Wolfsburger Spiel angeschaut. In der Niederlage des ersten Verfolgers hat der Trainer auch die große Stärke seiner Mannschaft gesehen. Ja, der FC Bayern habe sowohl gegen Wolfsburg als auch gegen Mönchengladbach verloren, "aber wir hatten eine gute, gute Kontinuität", sagte Pep Guardiola, und zwar "jede Woche, jede Woche", seine Mannschaft sei "immer da, immer da, immer stabil" gewesen. "Aus diesem Grund", folgerte der Trainer, "haben wir gewonnen."

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Die 25. Meisterschaft des FC Bayern kommt ja ungewöhnlich bescheiden daher, es ist in diesen Champions-League- und DFB-Pokal-Wochen eine Nebenbei-Meisterschaft, ihr fehlt ein bisschen das Dramatische, das Glanzvolle. Guardiola selbst hat am Montag gesagt, dass seine Mannschaft in der vergangenen Saison in der Liga "ein bisschen besser" gespielt habe.

Damals hatte der Klub unter dem neuen Trainer eine Früh-wie-nie-Meisterschaft gefeiert, bereits am 27. Spieltag, schon Ende März war das Team nicht mehr einzuholen. Es war ein Titel, der in Erinnerung bleiben wird. So wie der von 2013, als der FC Bayern unter Jupp Heynckes die Rekord-Vorsprung-Meisterschaft bejubelte, mit 25 Punkten mehr als Verfolger Dortmund. Auch viele weitere Meistertitel des Vereins hatten eine eigene Geschichte, und sei es nur, dass sie als Feierbiest-Meistertitel (2010 unter Louis van Gaal) oder als Medizinball-Meisterschaft (2005 unter Felix Magath) vermerkt wurden.

Und 2015? Die Sofa-Meisterschaft. Oder: Der Verschleiß-Titel. Guardiola hat am Montag "vielen, vielen Dank" an seine Spieler ausgerichtet, vor allem für die Leistungen in den vergangenen beiden Monaten, als er teilweise nur drei Feldspieler auf die Ersatzbank setzen konnte; aus so vielen Verletzten bestand sein Kader. "Überragend", sagte der Trainer. Er hat dieses Lob auch genutzt, um dieser Meisterschaft durchaus eine historische Einordnung zu geben.

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In der Saison nach einer Weltmeisterschaft, in einer Saison also, in der der FC Bayern früher gerne einmal durch die Bundesliga gestolpert ist, habe seine Mannschaft "eine Ausrede weniger" geliefert, sagte Guardiola. Das Argument, dass nach einem Champions-League-Mittwoch der Ligaalltag am Wochenende besonders beschwerlich sei - für Guardiola gibt es das nicht mehr: "Diese Spieler haben gezeigt, dass es geht."

BVB-Spiel soll für die Champions League helfen

Auf diesen Ohne-Ausrede-Meister wartet an diesem Dienstag (20.30 Uhr) mit dem DFB-Pokal-Halbfinale gegen Dortmund das nächste Spiel, das über den Charakter dieser Saison bestimmen wird. Guardiola selbst hat ja erst vor einer Woche gesagt, dass "nur das Triple genug" sei. Am Montag sagte er: "Dieses Spiel kann uns helfen für das Halbfinale in der Champions League", das in der nächsten Woche beim FC Barcelona beginnt. Dortmund, Barcelona - erst nach diesen Spielen wird sich entscheiden, wie diese Saison des FC Bayern wirklich in Erinnerung bleiben wird.

In diesen Monaten des Verschleißes hat Guardiola gegen den BVB auf einmal einen erstaunlich starken Kader. Innenverteidiger Medhi Benatia kehrt zurück, auch Arjen Robben wird wohl spielen, und zwar in der Startelf. "Arjen ist kein Joker", sagte der Trainer, "wenn er fit ist, spielt er." Und: "Wenn Arjen hier überzeugt ist", Guardiola deutete auf seinen Kopf, "dann sind die Beine kein Problem."

Dann ging Guardiola, er muss noch viel vorbereiten für die nächsten Wochen. Seine Sofa-Meister-Hose schlackerte bei jedem Schritt.

© SZ vom 28.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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