FC Bayern und Matthijs de Ligt:Der Wunsch nach lautem Holländisch

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Im Visier des FC Bayern: Matthijs de Ligt (Foto: Andrea Staccioli / Insidefoto/imago images/Insidefoto)

Mané und Lewandowski - das waren bislang die Transferthemen beim FC Bayern. Zum Trainingsstart geht es nun auch um die Abwehr: Die Verhandlungen mit Juventus Turin über Matthijs de Ligt haben begonnen.

Von Sebastian Fischer, München

Oliver Kahn hat in seiner vierzehnjährigen Zeit als Torhüter des FC Bayern aus der Nähe beobachten können, wie sich die Kunst des Verteidigens veränderte. Anfangs traten vor ihm noch sogenannte Manndecker auf, sie hießen Thomas Helmer und Markus Babbel und verfolgten erbarmungslos ihre Gegenspieler - so lautete in den 1990er-Jahren jedenfalls vielerorts noch die Lehre. Später hielt Kahn Bälle hinter einer Viererkette mit zwei Innenverteidigern: Martín Demichelis und Daniel Van Buyten waren es in seiner letzten Bundesligapartie 2008. Auch wenn es sich um rustikale Vertreter des Fachs handelte, war ihr Aufgabenprofil ein vielfältiges.

Was sich in all den Jahren in jedem Fall weniger verändert haben dürfte: wie sich effektives Verteidigen anhört. Es braucht in jeder Abwehr jemanden, der laute Kommandos gibt.

Wenn der heutige Vorstandschef Kahn, 53, in der vergangenen Saison in seinem Büro das Fenster öffnete, dann hat ihm offenbar nicht gefallen, was ihm zu Ohren kam. Er sah auf den Trainingsplätzen zwar begabte Abwehrspieler üben, aber sie waren ihm wohl zu leise. So konnte man deuten, was Kahn nun dem Kicker sagte: Grundsätzlich, so zitierte ihn das Magazin, "sind wir mit der Qualität im Zentrum sehr zufrieden. Bei den Punkten Führung, Lautstärke und Präsenz können wir uns aber verbessern". Womit man bei den Transferaktivitäten des Rekordmeisters angekommen ist.

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Dass Julian Nagelsmann und eine Bild-Reporterin ein Paar sind, ist Privatsache. Für den Trainer und den FC Bayern beinhaltet die Angelegenheit aber Risiken und Nebenwirkungen.

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An diesem Freitag könnte der spektakulärste Zugang erstmals den Rasen an der Säbener Straße betreten, der Angreifer Sadio Mané, 30, wird im Training erwartet. Am kommenden Dienstag sollen dann auch die letzten Nationalspieler zurückkehren, was besonders spannend ist, weil das Robert Lewandowski miteinschließt: Dass der Pole, 33, nicht erscheint, um seinen Wechsel nach Barcelona zu forcieren, gilt zumindest nicht als völlig ausgeschlossen.

Man kennt sich: Robert Lewandowski 2018 im Duell mit de Ligt, damals noch Ajax-Spieler. (Foto: HJS/Imago)

Der Präsident des FC Barcelona, Joan Laporta, hat am Donnerstag jedenfalls mal wieder einen Zwischenstand vermeldet: "Wir haben ein Angebot für den Spieler gemacht, die Bayern prüfen es, und wir warten auf ihre Antwort, die hoffentlich positiv ausfallen wird", sagte er vor Journalisten - und bedankte sich bei Lewandowski "für alles, was er tut", um den Wechsel zu ermöglichen. Die Höhe des Angebots nannte Laporta nicht. Fortsetzung folgt.

Mané und Lewandowski, diese Namen prägten bisher die Gespräche über die neue Bayern-Mannschaft; zwischenzeitlich wurde auch ein noch prominenterer Name als möglicher Lewandowski-Ersatz genannt: Cristiano Ronaldo, 37, der bei Manchester United um seine Freigabe gebeten hat, wurde den Münchnern über seinen Berater offenbar angeboten. Auch dazu äußerte sich Kahn: "So sehr ich Cristiano Ronaldo als einen der Größten schätze: Ein Transfer würde nicht in unsere Philosophie passen."

Was im Lichte all der realisierten, hängenden oder abgelehnten Transfers von Offensivspielern bis vor ein paar Tagen etwas unterging: Die Münchner haben in der ersten Saison unter Trainer Julian Nagelsmann 97 Bundesligatore erzielt; zugleich waren es die Gegentreffer, in einigen Spielen auffällig viele, die bemängelt wurden.

Benjamin Pavard möchte von rechts in die Mitte rücken - aber vielleicht spielt dort bald de Ligt

Nun ist es zwar eine überholte Annahme aus der Blütezeit von Helmer und Babbel, dass Stürmer stürmen und Verteidiger verteidigen. Aber es waren oft Spieler aus der Defensivreihe, die nicht restlos überzeugten. Weder Dayot Upamecano noch Lucas Hernández gelang es, den Weggang von Abwehrchef David Alaba zu kompensieren: Vor allem das Coaching der Hintermannschaft bei laufendem Betrieb, das der Österreicher Alaba praktizierte, wird in München seit nunmehr einem Jahr vermisst. Upamecano und Hernández fielen mehr als athletische Zweikämpfer denn als souveräne Organisatoren auf. Und Niklas Süle wechselte ablösefrei zu Borussia Dortmund.

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Bei seiner Vorstellung vermittelt Sadio Mané einen Eindruck, was man in München von ihm erwarten kann, und erzählt, welche Rolle Trainer Nagelsmann beim Wechsel gespielt hat. Die Frage ist: Wie groß wird nun der Konkurrenzkampf in der Offensive?

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Der einzige neue Verteidiger im Kader ist bisher Noussair Mazraoui für den rechten Flügel, der Marokkaner von Ajax Amsterdam soll damit eine Lücke füllen, die seit dem Positionswechsel von Joshua Kimmich ins Mittelfeldzentrum im Kader klaffte. Benjamin Pavard, bislang gegen seine Vorliebe meist erste Wahl als Rechtsverteidiger in verschiedenen Grundordnungen, gilt nun als weitere Ergänzung für die Mitte. Doch inzwischen gilt auch jemand anders als möglicher nächster Abwehrchef: Matthijs de Ligt von Juventus Turin.

Sportvorstand Hasan Salihamidzic war am Mittwoch bereits in Italien, um erstmals über einen Transfer des Niederländers zu verhandeln, mit dem sich die Bayern schon 2019 beschäftigten. Damals ging er für geschätzte 85 Millionen Euro und ein Jahressalär von angeblich zwölf Millionen von Ajax Amsterdam zur Juve. In ähnlichen Dimensionen bewegen sich nun dem Vernehmen nach die Verhandlungen. Angeblich möchte de Ligt zumindest ausgesprochen gerne nach München wechseln, was die Verhandlungsposition für Salihamidzic verbessern würde.

De Ligt, 22, hatte seine auffälligeren Jahre in Amsterdam; in Turin war er nicht immer der überragende Verteidiger, als der er geholt wurde. Chef in der Juve-Abwehr war zuletzt eher Kapitän Leonardo Bonucci. Als kompletter Spieler gilt de Ligt trotzdem, zudem würde er wohl mit seinem offensiven, von der Ajax-Schule geprägten Verteidigungsstil zum Münchner Fußball passen.

Bliebe also die Frage, wie der FC Bayern de Ligt bezahlen kann. Die Antwort könnte auch mit Spielerverkäufen zu tun haben, womöglich auch mit Robert Lewandowski. Ausgang deshalb: offen.

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