FC Bayern in der Champions League:Am Ende hilft ein Hoffnungsball

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Bewahrte die Bayern mit diesem Schuss in der 90. Minute vor einer Niederlage im Achtelfinalhinspiel der Champions League: Kingsley Coman (rechts). (Foto: MIS/imago)

89 Minuten lang sieht es aus, als würde der FC Bayern die zweite Niederlage hintereinander einstecken müssen - dann retten sich die Münchner mit einem späten Tor. Das 1:1 in Salzburg bietet alle Chancen aufs Weiterkommen.

Von Sebastian Fischer, Salzburg

Wenn man es richtig erkannte von der Tribüne aus, dann sahen sich ein paar Fußballer des FC Bayern noch mal um, bevor dieses Spiel begann. Im Norden, wo in Salzburg die Heimfans stehen, zogen pyrotechnische Rauchschwaden Richtung Nachthimmel. Im Westen und Osten machten die Menschen Lärm mit den dafür ausgehändigten Klatschpappen, im Süden in der Ecke standen die mitgereisten Anhänger aus München. 29 520 Zuschauer waren da, ausverkauft, nach langer Zeit mal wieder.

Es war also eine angemessene Kulisse für ein Champions-League-Achtelfinale. Aber mit angemessenen Kulissen ist es für den FC Bayern in dieser Saison so eine Sache. Zweimal spielten sie in den vergangenen Monaten auswärts in Stadien, in denen der Pandemie zum Trotz die gegnerischen Fans mindestens die Mehrzahl der vorhandenen Plätze besetzten: in Mönchengladbach und in Augsburg. Zweimal verloren sie, mit 0:5 und 1:2.

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Und in den Schlussminuten des Spiels in Salzburg am Mittwochabend, mit dem die wichtige Phase dieser Saison beim FC Bayern begann, jubelten schon wieder die Fans des Gegners. Sie standen und sangen und klatschten, sie waren schon siegessicher, bis in der 90. Minute, unverhofft, doch noch ein Torschrei aus der Münchner Kurve kam. Spät, sehr spät glich Kingsley Coman das Führungstor von Chikwubuike Adamu aus, zum 1:1 (0:1)-Endstand. Gerade so verhinderten die Bayern die sechste Pflichtspielniederlage der Saison, die schon die zweite in Serie gewesen wäre nach dem blamablen 2:4 in Bochum am vergangenen Wochenende.

Bundestrainer Hansi Flick sitzt im Stadion - und sieht einen spektakulären Karim Adeyemi

Anders als in Bochum stellte Bayerns Trainer Julian Nagelsmann diesmal Joshua Kimmich auf der Sechserposition einen zweiten Mann an die Seite, Corentin Tolisso. Der Mittelfeldspieler ersetzte den in Bochum so schwachen Abwehrspieler Dayot Upamecano, die Münchner verteidigten statt mit einer Vierer- mit einer Dreierkette. Dahinter stand zum zweiten Mal nach Manuel Neuers Knie-Operation Ersatzmann Sven Ulreich im Tor.

Ob die Abwehr der Bayern den hohen Ansprüchen genügt, zumal mit dem Abschied von Niklas Süle zu Borussia Dortmund im kommenden Sommer, das war nach dem Bochum-Spiel ein Thema gewesen, und es blieb ein Thema in Salzburg: Nach zwei Minuten unterlief Süle der erste Flüchtigkeitsfehler, Tolissos Kopfballabwehr geriet zu kurz, den ersten Salzburger Torschuss blockte der in Bochum ebenfalls schwache Benjamin Pavard, diesmal Teil der Kette aus drei Innenverteidigern statt Rechtsverteidiger.

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Es ging immer ein Raunen durchs Stadion, wenn sich Salzburger Konterchancen andeuteten, was oft der Fall war, besonders über Stürmer Karim Adeyemi, 20, deutscher Jung-Nationalspieler, bester Torschütze in Österreichs Liga, auch wegen ihm war Bundestrainer Hansi Flick unter den Zuschauern. Am Wochenende waren die Münchner Gegenspieler noch weit weniger prominent gewesen, sie hatten Gerrit Holtmann oder Christopher Antwi-Adjei geheißen - und waren der Bayern-Abwehr dennoch ständig davon gelaufen. Diesmal dauerte es auch nur 21 Minuten, bis es wieder passierte.

Salzburg hatte schon nach zwölf Minuten wechseln müssen. Noah Okafor musste verletzt raus, eines der größten Talente in der talentierten Mannschaft der Österreicher, die seit Jahren halb Europa mit ihren besten Fußballern und die Bundesliga mit Trainern versorgt, auch der aktuelle Coach Matthias Jaissle, 33, ist so ein Kandidat. Für Okafor kam Adamu, der neun Minuten nach seiner Einwechslung zum 1:0 traf, nach einer erstaunlichen Münchner Fehlerkette.

Sehenswerter Führungstreffer: Chukwubuike Adamu (links) wurde früh in der Partie für den verletzten Noah Okafor eingewechselt und schlenzte kurz danach den Ball zum 1:0 für die Salzburger ins Tor von Bayern-Keeper Sven Ulreich. (Foto: MIS/imago)

Nach einem langen Pass in die Spitze war Adeyemi auf Lucas Hernandez zugelaufen, den dritten Münchner Innenverteidiger, und war einfach an ihm vorbeigesprintet. Ohne Trick, ohne Körpertäuschung, einfach mit seinem Tempo. Als Aaronson den Pass von Adeyemi in der Mitte weiterleitete, war Pavard viel zu weit weg. Und schließlich kam auch Süle beim Schuss von Adamu zu spät, wenngleich ihm das noch am wenigsten vorzuwerfen war.

Benjamin Pavard verhindert kurz vor Schluss noch das 0:2

Auch die Bayern hatten Chancen, Leroy Sané nach einer halben Stunde, Serge Gnabry nach zehn Minuten und noch mal nach 40. Doch häufig spielten die Münchner ihre Angriffe nicht zu Ende. Und es waren die Salzburger, deren Plan mit schnellen Kontern aus einer wie mit dem Lineal gezogenen, kompakten Verteidigung plausibler wirkte. Nach einer Parade von Ulreich Mitte der ersten Hälfte sangen die Fans: "Hier regier'n die Salzburger" - und damit gaben sie bis dahin ziemlich präzise die fußballerischen Kräfteverhältnisse wieder.

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Wobei: Dominant waren die Bayern schon, spielten mehr als doppelt so viele Pässe 652 zu 254 lautete die entsprechende Statistik am Ende. Doch in gute Abschlusspositionen kombinierte sich der Favorit selten, mal gerieten die Pässe und Flanken über Salzburgs kompakte, immer tiefer verteidigende Abwehr hinweg zu weit, mal dribbelten sich die Flügelspieler fest. In der 61. Minute schoss Gnabry bei einem Fallrückzieherversuch seinen Kollegen Thomas Müller an. In der 73. Minute scheiterte Kingsley Coman nach einem wütenden Alleingang an Salzburgs Torwart Philipp Köhn, drei Minuten später hielt Köhn gegen Sané. Erst in der Schlussphase wurde das Offensivspiel der Bayern wirklich regelmäßig auch gefährlich.

Sehr knapp wurde es auch auf der anderen Seite noch mal, Pavard rettete in der 81. Minute kurz vor der Torlinie für den geschlagenen Ulreich, beinahe hätte Adamu sein zweites Tor geschossen. Stattdessen traf auf der anderen Seite Coman, nach einem Hoffnungsball von Pavard, weit in den Strafraum Richtung entfernter Pfosten. Genau da hatte Coman gelauert.

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