Boateng beim FC Bayern:Kurz vor dem Abschied

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Bald Vergangenheit in München? Boateng im Bayern-Trikot, hier mit Joshua Kimmich. (Foto: Andreas Gebert/Reuters)

Der Aufsichtsrat des FC Bayern soll definitiv beschlossen haben, den auslaufenden Vertrag mit Jérôme Boateng nicht zu verlängern - obwohl sich Trainer Hansi Flick zuletzt für ihn starkgemacht hat.

Von Sebastian Fischer, München

Die Meldung, von der Jérôme Boateng im vergangenen Herbst noch nichts wissen wollte, war eigentlich schon damals eine altbekannte. Der Verteidiger verlasse den FC Bayern im Sommer 2021, hieß es - diesmal wirklich. Zuvor, in den Transferperioden 2018 und 2019, hatte er jeweils selbst den Klub wechseln wollen, einmal scheiterte ein Transfer zu Paris Saint-Germain, einmal ging er dann doch nicht zu Juventus Turin. Diesmal war es der Verein, der einem Bericht der Bild-Zeitung zufolge beschlossen hatte, Boatengs auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. "Auf mich ist keiner zugekommen", sagte Boateng im November der SZ. Nun, fünf Monate später, ist es aber offenbar tatsächlich beschlossene Sache.

Wie der Kicker am Dienstag berichtete, hat der Aufsichtsrat der FC Bayern München AG die definitive Entscheidung getroffen, dass der Vertrag des Weltmeisters von 2014 nicht verlängert wird. Dies sei auch dem Berater des Spielers mitgeteilt worden. Weder Boateng noch der Klub äußerten sich bislang.

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Doch es passte zur Meldung, wie sich jüngst Ehrenpräsident und Aufsichtsratsmitglied Uli Hoeneß als TV-Experte während der Länderspiele der deutschen Nationalmannschaft zu Wort gemeldet hatte: Er würde den seit 2019 von Bundestrainer Joachim Löw nicht mehr berücksichtigten Verteidiger, anders als Thomas Müller und Mats Hummels, nicht mit zur EM nehmen, sagte Hoeneß, der Boateng auch in der Vergangenheit einen Vereinswechsel nahegelegt hatte. Der einzige Verantwortliche des Klubs, der sich daraufhin anderslautend über Boateng äußerte, war Trainer Hansi Flick. "Ich kenne es von Bayern München, dass man seine Spieler immer unterstützt über Jahre hinweg", sagte er.

Im Sommer kommt Dayot Upamecano, er ist als Abwehrchef eingeplant

Dass Boateng überhaupt noch in München spielt und in der Abwehr des Rekordmeisters wieder eine Hauptrolle als Stammspieler einnimmt, hat ohnehin viel mit Flick zu tun. Als er im November 2019 den Trainerjob von Niko Kovac übernahm, machte er sich für den Verteidiger stark, sprach sich auch für dessen Verbleib aus, als im Dezember 2019 erneut vage Wechselgerüchte aufkamen. Boateng, seit 2011 beim FC Bayern und zweimal Champions-League-Sieger, war unter Kovac nicht mehr erste Wahl gewesen.

Unter Flick spielte er dann wie vom Trotz angetrieben, es seinen Kritikern noch mal zu zeigen. "Er hatte aus einer schwierigen Situation heraus eine super Steigerung", sagte der Trainer vor wenigen Tagen: "Er war einer der Garanten, dass wir die sechs Titel geholt haben. Er hat hart an sich gearbeitet, um dieses Niveau wieder zu erreichen." Zuletzt geriet der Verteidiger allerdings auch aus nichtsportlichen Gründen in die Schlagzeilen; unter anderem nahm die Staatsanwaltschaft München I ein Verfahren wegen des Vorwurfs der vorsätzlichen Körperverletzung wieder auf.

Beim 1:0 am Samstag in Leipzig fehlte Boateng gesperrt, nach seiner fünften gelben Karte in der Liga, an diesem Mittwoch in der Champions League gegen Paris ist er wieder dabei. Doch in der Bayern-Abwehr der Zukunft, für die bereits der Leipziger Dayot Upamecano als Sommer-Zugang feststeht, dürfte für Boateng kein Platz mehr sein.

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