Basketballer des FC Bayern:Freies Spiel auf gläsernem Boden

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Will jetzt auch mit den Bayern den Titel: Andreas Obst, hier im WM-Finale gegen Serbien. (Foto: Ted Aljibe/AFP)

Mit drei Weltmeistern, einer NBA-Größe und klaren Titelambitionen gehen die Bayern-Basketballer in die neue Bundesliga-Saison. Klar ist, dass sich das Spiel der Münchner unter dem neuen Trainer Pablo Laso verändern wird.

Von Sebastian Winter

Die FC-Bayern-Basketballer sind am Montag wieder gut gelandet in ihrer Heimatstadt, nachdem sie schon mal einen kleinen Vorgeschmack bekommen haben auf ihre am Freitag mit dem Heimspiel gegen den Mitteldeutschen BC (20 Uhr, Dyn) beginnende Saison. Vor zwei Wochen waren sie zum Testen in Madrid, gewannen dann ihr eigenes Vorbereitungsturnier und spielten am vergangenen Wochenende beim "5. Pavlos Giannakopoulos Tournament" in Athen. Am Samstag unterlagen sie dort vor 10 000 Zuschauern Gastgeber Panathinaikos 73:80, am Sonntag schlugen sie, auch weil die Weltmeister Andreas Obst und Isaac Bonga die Partie drehten, Partizan Belgrad 99:95.

Es wird mal wieder eine zehrende Saison für die Münchner, mit 80 Spielen plus x in der Bundesliga, im BBL-Pokal und in der Euroleague. Auch Obst weiß das, der am Dienstag schon wieder Fragen beantwortete, wie so oft in letzter Zeit. "Es ist nicht unbedingt leicht gewesen", sagte Obst, ein paar Tage sei nur Zeit gewesen zwischen Weltmeisterschaft und Trainingseinstieg, "der Hype ist sehr hoch, die Welle ist voll da".

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Und diese Welle, den Hype, all die Euphorie, die durch den unerwarteten WM-Sieg entstanden sind, wollen sie auch in München nutzen. Neben Obst und Bonga, zwei Schlüsselfiguren des Goldtriumphes von Manila, haben sie ja noch einen dritten Weltmeister im Kader: Niels Giffey war in Athen zwar nicht dabei, weil er kränkelte, wird aber auch von einer Autogrammstunde und Werbeveranstaltung zur nächsten gereicht. Nicht nur dieses Trio stand zuletzt im Fokus, sondern auch Münchens neuer Center und Power Forward Serge Ibaka, der in Athen ebenfalls fehlte, dem der neue Bayern-Trainer Pablo Laso aber für Freitag schon mal eine Einsatzgarantie gab: "Er spielt."

"Ich denke, es reicht jetzt", sagt Präsident Hainer - und fordert den Titel

Der WM-Titel, drei Weltmeister in den eigenen Reihen, in Laso einer der renommiertesten Trainer Europas am Steuerrad, der in Ibaka auch noch einen 1071-NBA-Spiele-Mann an Bord gezogen hat: Es ist ein goldener September, der da gerade abstrahlt auf die Münchner, die am Freitag auch noch mit einer Weltpremiere aufwarten: Sie spielen gegen den Mitteldeutschen BC auf einem LED-Glasboden, mit dem allerlei Spielereien möglich sind - und der auch fürs Sponsoring und für die Spieler Maßstäbe setzen soll.

So soll die Verletzungsgefahr geringer sein, weil die Werbepartner digital aufscheinen und deshalb die Klebefolien wegfallen. "Der Boden ist gut, es wird nicht so rutschig werden. Wir haben schon drauf trainiert", sagte Obst. Gedacht ist die Innovation erstmal nur für dieses Spiel, aber Bayerns Klubchef Herbert Hainer betonte am Dienstag, dass der Glasboden natürlich auch etwas für den SAP-Garden, die künftige Spielstätte der Bayern-Basketballer im Olympiapark, oder für Euroleague-Spiele sei.

Drei Weltmeister auf der Wiesn: Niels Giffey, Andreas Obst und Isaac Bonga. (Foto: Martin Hangen/Imago)

Was der Präsident des FC Bayern München auch betonte: Dass die Basketballer so langsam mal wieder deutscher Meister werden sollen, ja müssen, nach vier Jahren ohne diesen Titel. "Ich denke, es reicht jetzt", sagte Hainer: "Wir stecken so viel Arbeit in das Projekt, da muss man auch die Früchte sehen!" Den BBL-Pokal könne man ja gerne zusätzlich verteidigen, ergänzte Hainer, das Double hätten die Fußballer ja auch schon öfter geschafft.

Selten sind die Ansprüche in der Basketballsparte der Münchner bereits vor dem Saisonstart so klar umrissen worden. Aber selten waren die Voraussetzungen auch so günstig für den FC Bayern. Auch weil die Konkurrenz aus Bonn, Ulm und Berlin viele Schlüsselspieler gehen lassen musste. Bonn verlor gar fast die komplette Mannschaft samt Erfolgstrainer Tuomas Iisalo an das aufstrebende Basketballprojekt in Paris.

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Am späteren deutschen Überraschungsmeister Ulm waren die Münchner im vergangenen Mai im Playoff-Halbfinale sang- und klanglos mit 0:3 gescheitert. Danach begann die Aufarbeitung, die nun auch in den Verpflichtungen von Laso, dem langjährigen Trainer des Starensembles von Real Madrid, und Ibaka, der nach 14 NBA-Jahren keinen neuen Vertrag mehr bekommen hatte, mündete. "Das, was letzte Saison passiert ist - mit allem Respekt und Glückwünschen nochmal an Ulm -, das darf und wird uns nicht mehr passieren", kündigte Geschäftsführer Marko Pesic bestimmt an.

Unter den BBL-Trainern sind die Bayern, bei denen Kapitän Vladimir Lucic nach einer Hand-OP den Saisonstart verpasst, sowieso Favorit auf den Titel, wie eine dpa-Umfrage ergab. Nun müssen sie nur noch die Ideen ihres neuen Coaches Laso adaptieren. Von einem "anderen Ton und anderen Spielstil" berichtet der Dreier-Experte Obst: "Letztes Jahr waren wir sehr strukturiert, hatten eine klare Idee. Jetzt haben wir ein sehr freies Spiel, jeder kann mal aus dem Play ausbrechen, seine Stärken zeigen."

Ihre Stärken zeigen: Das ist zumindest den Weltmeistern in diesem Sommer schon auf eindrucksvolle Art und Weise gelungen.

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