Neuer Boden in der Rudi-Sedlmayer-Halle:Wenn Sport und Videospiel verschmelzen

Lesezeit: 3 min

Ex-Basketball-Profi Steffen Hamann testet den neuen LED-Boden in München. (Foto: Stephan Rumpf)

In der Basketball-Bundesliga wird am ersten Spieltag der neuen Saison in der Rudi-Sedlmayer-Halle ein LED-Glasboden eingesetzt. Manche sehen darin die Zukunft des Hallensports - selbst die amerikanische Profiliga NBA zeigt bereits Interesse.

Von Maik Rosner

Steffen Hamann hat im Basketball mit Bamberg, Bologna, Alba Berlin und dem FC Bayern viel erlebt, doch für diesen großen Schritt in der Digitalisierung seiner Sportart ging die aktive Karriere des 42-Jährigen zu früh zu Ende. Dafür steht der ehemalige deutsche Nationalspieler nun an diesem Montag in der Halle des FC Bayern und testet jenen Video-Glasboden, der am ersten Spieltag der Basketball-Bundesliga (BBL) am Freitag im Heimspiel der Münchner gegen den Mitteldeutschen Basketball Club ein neues Erlebnis für die Athleten und das Publikum bieten wird. Nicht nur in der Halle, sondern ebenso daheim vor den Bildschirmen.

Rund eine Viertelstunde dribbelt und wirft Hamann Körbe, während das gesamte Spielfeld animiert wird. Sogar die Linien sind digital, ebenso die Logos der Sponsoren. Die Einblendungen, das grafische Erlebnis und die Möglichkeiten, von Statistiken bis Videos alles Erdenkliche zu illuminieren und Spieler zu tracken, findet der frühere Basketball-Profi "eine geile Sache". Hamann spricht von einem höheren "fun factor" als auf dem gewohnten Parkettboden, er sagt: "Macht Spaß. Da möchte man fast seine Schuhe nochmal binden." Und er findet das Spielgefühl "fast schon besser", weil dieser Boden "dir echt viel zurückgibt". Hamann verweist auf den "sehr guten Grip", der schnelle Richtungswechsel unterstütze. Als ebenso förderlich für die Sprünge schätzt er die Elastizität des Bodens ein. "Mit der Schwingung ist das wirklich wunderbar", sagt der frühere Point Guard.

Es geht bei dieser Präsentation natürlich vor allem darum, den Glasboden zu bewerben. Das gilt für Bayern Münchens Repräsentant Hamann ebenso wie für Bernd Döpke, den Leiter der BMW-Niederlassung München, und vor allem für Christof Babinsky, den Geschäftsführer des Familienunternehmens ASB GlassFloor aus Stein an der Traun in der Chiemsee-Region. In den Pressemitteilungen wird für den Freitag sogar eine "Weltpremiere" angekündigt. Das ist zumindest insofern richtig, als dass der Video-Glasboden erstmals in einem Spiel einer ersten Liga eingesetzt wird.

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Der Zeitpunkt könnte aus Sicht der Beteiligten nach dem jüngsten Überraschungscoup der deutschen Nationalmannschaft kaum günstiger sein. "Basketball hat durch die gewonnene WM einen Riesenhype, und wir haben gedacht, den nehmen wir gleich mal mit als Rückenwind, um richtig zünftig in die neue Bundesliga-Saison zu starten", sagt Döpke. Nebenbei geht es für den Münchner Autohersteller und Sponsor der Basketballer des FC Bayern auch darum, die Rudi-Sedlmayer-Halle unter dem neuen Beinamen "BMW-Park" einzuweihen.

Der LED-Boden kostet eine siebenstellige Summe

Zu den Olympischen Sommerspielen 1972 war die Halle für das damalige Basketball-Turnier erbaut worden. Nun erlebt sie im Inneren vorübergehend eine regelrechte Transformation. Bei der Vorführung am Montag wirkt es beim Blick von der Tribüne nach unten auf das digitale Spielfeld, als schaue man auf einen riesigen Bildschirm und als verschmelze der reale Sportler Hamann mit einem virtuellen Videospiel.

Das gilt umso mehr, wenn Babinsky auf seinem Handy Aufnahmen von einem früheren Einsatz des Glasbodens zeigt. Zu sehen sind in dem Clip unter anderem Trainingsformen mit animierten Laufwegen und digitalen Kreisen, die sich mit den echten Basketballern bewegen. Man kann sich das vorstellen wie auf einer Spielkonsole, nur eben mit dem Unterschied, dass die Spieler keine Avatare sind. Und doch stehen sie in Interaktion mit dem animierten Untergrund. Wer mag, könnte fast von einer Symbiose beider Welten sprechen. Marko Pesic, der Geschäftsführer seiner Sportart beim FC Bayern, glaubt, "dass das die Zukunft des Basketballs ist".

Spektakuläres Zuschauererlebnis - oder erweiterte Werbefläche für Sponsoren? Beides bietet der neue Boden wohl. (Foto: Stephan Rumpf)

Im Verein denken sie schon über den Testlauf am Freitag hinaus. In rund einem Jahr, zur Saison 2024/25, soll der neue SAP Garden im Olympiapark eröffnet werden und als moderner und digitaler Schauplatz für die großen Spiele der Münchner Basketballer in der Euroleague dienen. Teil der Überlegungen ist, den Glasboden für ein spektakuläres Zuschauererlebnis zu integrieren.

Babinsky denkt auch an andere Hallensportarten, bei denen der Boden zum Einsatz kommen könnte. Noch steht derartigen Überlegungen oft die Finanzierbarkeit im Wege, gerade in kleinen Randsportarten. Im unteren siebenstelligen Eurobereich sollen sich die Kosten für den Boden bewegen. Die Installation dauerte zwei Arbeitstage, soll aber schneller möglich sein. "Wir haben natürlich als Ziel, erstmal im Basketball durchzustarten", sagt Babinsky.

Beiwohnen werden dem zunächst einmaligen Testlauf in der BBL am Freitag auch Vertreter aus der Euroleague und aus der NBA, der nordamerikanischen Basketball-Profiliga. Sollten sie überzeugt werden, scheint ein weltweiter Digitalisierungsschub in ihrer Sportart zumindest denkbar.

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