American Football:Spiel mit dem Ei

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Spielbesprechung: Die Mannschaft der Munich Cowboys mit Cheftrainerin Nadine Nurasyid. (Foto: Sven Beyrich/Imago)

München soll ab 2023 in Europas Football-Liga spielen - mit einem neuen Klub. Die traditionellen Cowboys fürchten um ihre Spieler.

Von Christoph Leischwitz, München

Es gehört zur Salamitaktik der Liga-Organisatoren, bloß nicht zu viel auf einmal zu verraten, zunächst einmal nur so viel: Die European League of Football (ELF) hat für die Saison 2023 bekanntgegeben, dass auch München ein Team stellen wird, zusätzlich zu den neuen Standorten Mailand, Budapest und Zürich. Die bayerische Landeshauptstadt ist dann das siebte deutsche Team von insgesamt 16 Franchise-Unternehmen, die in der kommenden Saison an den Start gehen sollen. Aktuell, im zweiten Jahr ihres Bestehens, sind es zwölf. Besonders erfolgreich spielen zurzeit die Vienna Vikings mit acht Siegen ohne Niederlage, Titelverteidiger sind Frankfurt Galaxy.

Es war den Betreibern der ELF, allen voran dem Geschäftsführer Zeljko Karajica, besonders wichtig, am Medienstandort München eine Mannschaft zu etablieren. Vor zwei Jahren wurden bereits die Ingolstadt Praetorians gegründet, dem Vernehmen nach war allerdings die Finanzierung dieses Franchise-Unternehmens nicht ausreichend gesichert. Jetzt spricht die ELF davon, in München "starke Partner" gefunden zu haben, die eine "schlagkräftige Truppe" zusammenstellen wollen. Damit sei der "Ausbau an deutschen Franchisen erst einmal abgeschlossen", erklärt Karajica, der als Geschäftsführer für ProSiebenSat1 die NFL-Rechte ins deutsche Free-TV holte. Er gilt unter anderem als derjenige, der den Dartsport im deutschen Fernsehen etabliert hat, zudem setzt er auf E-Sport-Formate. Der 51-jährige Manager ist fest von American Football als erfolgreichem Medienprodukt überzeugt.

Noch herrsche keine Panik, sagt der Cowboys-Chef, Gefahren sieht er trotzdem

Leidtragende der ständig wachsenden ELF ist die erste deutsche Liga (GFL), die als reine Amateurliga organisiert ist. Während manche Standorte wie zum Beispiel Berlin es schaffen, in beiden Ligen konkurrenzfähige Teams zu stellen, sind es die GFL-Teams in Frankfurt, Düsseldorf oder Stuttgart nicht mehr, weil sie wichtige Spieler an die ELF verloren habe. Diese zahlen zumindest kleine Gehälter. "Bei uns ist jetzt keine Panik ausgebrochen", sagt nun Werner Maier, der Präsident der zurzeit recht erfolgreichen Munich Cowboys, eines der großen deutschen Traditionsteams. Die Gefahr bestehe aber natürlich, dass mit einem Münchner GFL-Team die Aufmerksamkeit für die Cowboys geringer wird sowie gute Spieler und Talente im kommenden Winter abgeworben werden. Die Ingolstadt Dukes übrigens waren aus der ersten Liga abgestiegen, nachdem sich viele Verantwortliche voreilig den Praetorians angeschlossen hatten.

Um wen es sich bei besagten starken Partnern handelt, wird zunächst noch geheim gehalten, ebenso der Name des Teams und das Heimstadion. Auf Nachfrage heißt es bei der Stadt München, für die städtischen Stadien seien keine Anfragen eingegangen. Auch die SpVgg Unterhaching wurde bislang noch nicht angerufen, heißt es von dort. Der Verein in der Münchner Vorstadt hat allerdings ein wirtschaftliches Interesse an einer Untervermietung, und hatte sich zuvor auch schon bereit erklärt, die Praetorians im Sportpark spielen zu lassen. Insofern ist Unterhaching die wahrscheinlichste Variante. Nur dann, wenn es sich um wirklich starke Partner handelt, wäre eine Miete der Allianz Arena nicht auszuschließen. Der gut vernetzte Karajica hätte zumindest die nötigen Kontakte dafür.

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