Erfolg im Amateurderby :Kleine Bayern erobern Giesing

Lesezeit: 3 min

Alle jubeln über Tobias Schweinsteiger: Der Kapitän der zweiten Bayern-Mannschaft hat soeben das 3:1 erzielt. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Die zweite Mannschaft des FC Bayern gewinnt das Stadtduell gegen den Rivalen 1860 II, weil zum richtigen Zeitpunkt die Tore fallen. Viel los ist beim 3:1 auch im Publikum: Dort tummeln sich strafversetzte Sechziger - und prominente Fußballer-Brüder.

Von Benedikt Warmbrunn

Es war dann noch Zeit für ein Küsschen. Ylli Sallahi winkte den Zuschauern, lupfte sein Trikot, küsste das Vereinswappen, einmal, zweimal, er wurde ausgewechselt, doch er ging nicht ohne ein paar letzte Emotionen. Sallahi winkte noch einmal, schon waren weitere wertvolle Sekunden vergangen.

Es lief die 90. Minute, der FC Bayern II führte gegen den TSV 1860 II, Sallahi hatte ein Tor geschossen, eines vorbereitet, daher: zwei Küsschen. Als er schon auf der Bank saß, fiel noch ein drittes Tor. Wieder für den FCB II, der sich nun zumindest eine halbe Saison lang Derbysieger nennen darf, nach diesem 3:1 (2:1) gegen den Nachwuchs des Lokalrivalen.

FC Bayern
:Thiago fällt länger aus

Sorge um Mittelfeldspieler Thiago: Laut Medienberichten fällt der Spanier zwei Monate länger aus als prognostiziert. Schuld soll eine falsche Behandlung seiner Knieverletzung in seinem Heimatland sein.

Der TSV 1860 II gegen den FC Bayern II, das Duell in der Regionalliga Bayern, ist inzwischen das hochklassigste Derby der Stadt, zudem bei vielen Fans Kult, schon Tage vorher Gesprächsthema in Kantinen und an Bushaltestellen. Eine Vorfreude, die auch am Spieltag sichtbar wurde, die Fans pilgerten früh ins Stadion.

Am Dienstag verfärbte sich in der Abendsonne sogar der Himmel über dem Stadion an der Grünwalder Straße in den Farben der Vereine, in blau und rot. Nun ja. So kitschig sehen viele Anhänger die Partie auch wieder nicht. Zum Anpfiff zündeten Fans in beiden Blöcken Pyrotechnik.

Auch die jungen Spieler auf dem Rasen ließen sich von der hitzigen Atmosphäre anstecken, sie kamen schnell in eine traditionelle Derbystimmung, das heißt: Es wurde ruppig. Und es wurde viel diskutiert. Es ging nun einmal darum, wer die bessere Nachwuchsmannschaft der Stadt besitzt. Der TSV 1860 II, vor einem Jahr Meister der Regionalliga Bayern, gewann in den ersten fünf Saisonspielen 13 Punkte, ging daher als Favorit in dieses Derby gegen die U23 des FC Bayern, im vergangenen Frühling Meister der Regionalliga Bayern, allerdings mit vier Punkten aus den ersten vier Spielen gestartet.

Ansonsten blieb das Spiel vor allem: ruppig. Sehr viele Zweikämpfe, viele Fouls

Unter besonderer Beobachtung stand jedoch die zweite Mannschaft von Sechzig, wurden doch am Montag fünf Profis in sie strafversetzt. In der Startelf stand davon jedoch allein Torwart Vitus Eicher, über den 1860-II-Trainer Torsten Fröhling vor dem Spiel sagte, dass er nicht degradiert, sondern "delegiert" worden sei. Die anderen vier Strafversetzten (bzw. Delegierten) saßen auf der Tribüne, auch Torwart Gabor Kiraly. Der FCB II spielte ohne Strafversetzte (bzw. Delegierte). Dafür saßen Franck Ribéry (älterer Bruder von Steeven) und Bastian Schweinsteiger (jüngerer Bruder von Tobias) auf der Tribüne.

Vor den Augen der prominenten Brüder fand der FCB II schneller seinen Rhythmus. Vierte Minute, Freistoß Ylli Sallahi: Im Strafraum sprang FCB-II-Angreifer Gerrit Wegkamp zum Ball, auch Eicher lief diesem entgegen. Dann blieb er stehen. Kopfball von Wegkamp, die Führung.

Fehlstart bei TSV 1860 München
:"Du schämst dich kaputt"

Nach dem 0:3 gegen RB Leipzig ist die Stimmung beim TSV 1860 München nicht mies, sondern verheerend. Trainer Moniz schämt sich, Sport-Geschäftsführer Poschner beklagt den Fitnesszustand - und fünf Spieler werden aus dem Kader gestrichen.

Von Markus Schäflein

Der FCB II, die Mannschaft von Erik ten Hag, hatte nun leichte Vorteile, kombinierte unbeschwerter nach vorne, allerdings ohne sich Chancen zu erspielen. Ansonsten blieb das Spiel vor allem: ruppig. Sehr viele Zweikämpfe, viele Fouls. Der TSV 1860 II näherte sich dem gegnerischen Tor nur langsam, blieb oft früh stecken in diesem großflächigen Geflecht an Zweikämpfen. Nach einem dieser Duelle gab es einen Freistoß für den Gastgeber, getreten von Kapitän Korbinian Vollmann, plötzlich stand Peter Kurzweg frei im Strafraum. Ein Schuss mit links, der Ausgleich (32.).

Diese intensive, körperbetonte, unnachgiebige Halbzeit endete mit einer feinen fußballerischen Einzelaktion. Sallahi kam auf der rechten Seite an den Ball, er führte ihn eng am Fuß, in den Strafraum hinein, tunnelte seinen Gegenspieler Christian Köppel, um dann, in einer fließenden Bewegung, mit links ins lange Eck zu schießen (45.). Pause.

In der zweiten Halbzeit verlor das Spiel etwas an Emotionalität, das lag vor allem an ten Hags Mannschaft, die sich den Ball überlegt und ohne Hast zuspielte. Der Gastgeber, das Team von Fröhling, fand jedoch zunehmend zu mehr Sicherheit, sie machten das Spiel breiter, flankten häufiger, zumindest einmal war das erfolgreich: FCB-II-Torwart Leopold Zingerle klärte gerade so noch vor Robert Glatzel (66.). Zwei Minuten später schoss Lukas Görtler aus 17 Metern, allerdings knapp am Tor vorbei.

In der Nachspielzeit hüpfte dann 1860-Verteidiger Michael Kokocinski noch unter dem Ball hindurch, und auf einmal stand Tobias Schweinsteiger frei im Strafraum. Drehschuss, der Endstand. Schweinsteiger jubelte mit einem Küsschen, direkt auf das Vereinswappen auf seiner Kapitänsbinde.

© SZ vom 13.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: