EM-Ticker:Kahn wehrt sich gegen Kritik

Lesezeit: 3 min

Der ZDF-Experte findet die Kritk an der Übertragung aus Usedom überzogen. Hollands Trainer Bert van Marwijk kündigt personelle Änderungen an. DFB-Manager Oliver Bierhoff reagiert gelassen auf die Äußerungen von Toni Kroos, Schiedsrichter Wolfgang Stark pfeift die Partie Spanien gegen Kroatien.

Kürze

Wehren sich gegen Kritik: Die ZDF-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein und Oliver Kahn. (Foto: dpa)

Oliver Kahn, Kritik: Oliver Kahn in Angriffslaune: Nach der harschen Kritik an der EM-Bühne des ZDF auf Usedom entgegnete der TV-Experte und ehemalige Fußball-Nationaltorwart in der Bild am Sonntag: "Glauben Sie, dass uns oberflächliche Äußerungen interessieren!?" Kahns Kollegin und Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein meinte über Bezeichnungen wie "Usedomina" KMH: "Das ist doch lächerlich. Es gibt Vertreter in den Medien, die Häme und Respektlosigkeit mit sachlicher Auseinandersetzung verwechseln. Frei nach dem Motto: Da haue ich jetzt mal drauf."

Die Fußball-Show von der Seebrücke in Heringsdorf war in den vergangenen Tagen stark unter Beschuss geraten. Die Süddeutsche Zeitung sprach von einer "Art AOK-Kongress". Bild meinte: "Mit dem Zweiten sieht man Wasser." Kahn dazu: "Wenn Inhalte kritisiert werden, setzen wir uns damit auseinander, aber nicht mit Polemik." Die Vorbehalte, dass das ZDF-Team räumlich zu weit vom Fußball und den Spielen in Polen und der Ukraine entfernt sei, teilte das Duo nicht. "Glauben Sie, dass aus irgendeinem Ministudio in einem Stadion mehr Stimmung transportiert werden könnte als von hier?", fragte Kahn. KMH: "Den Job, den Olli und ich hier leisten, den machen bei der ARD zwei Moderationsteams. Wenn ich mir vorstelle, dass wir am Ende eines Tages mit sieben Stunden Sendung noch die Nacht reisen müssten, wäre das bei den Inhalten, dir wir beide bieten, nicht machbar."

Polnische Elf, Tickets: Nach dem EM-Aus hat Polens Kapitän Jakub Blaszczykowski Verbandschef Grzegorz Lato "skandalöses Verhalten" gegen die Mannschaft vorgeworfen. "Es kann nicht sein, dass wir vor jedem Spiel den Herrn Präsidenten bitten müssen, ob unsere Familien zum Spiel kommen können oder nicht, ob wir für sie Karten bekommen", sagte er polnischen Medien. "Alle bekommen ohne Probleme Karten, nur unsere Familien nicht. Der Herr Präsident erzählt in Interviews, dass er ausgezeichneten Kontakt zur Mannschaft hat, aber ich persönlich habe davon nichts bemerkt." In der Kabine habe er das Lato auch mit klaren Worten zu verstehen gegeben. Der polnische Fußballverband PZPN war schon Monate vor der EM in Negativschlagzeilen geraten - einerseits wegen Korruptionsermittlungen, andererseits wegen der umstrittenen Vergabe der Tickets. Der weitaus größte Teil des Kartenkontingents ging an die Großsponsoren, während die Fans im freien Verkauf längst nicht genug Karten erhielten.

Irische Elf, Trauerflor: Die irischen Spieler werden im letzten Gruppenspiel am Montag (20.45 Uhr) in Posen gegen Italien mit Trauerflor auflaufen. Damit gedenkt die Mannschaft von Trainer Giovanni Trapattoni dem 18. Jahrestag des Loughinisland Massakers, bei dem am 18. Juni 1994 sechs irische Katholiken erschossen wurden. Das bis heute nicht aufgeklärte Attentat im Zuge des Nordirlandkonfliktes ereignete sich, als die sechs getöteten Männer in der "Heights Bar" im nordirischen County Down das WM-Spiel zwischen Irland und Italien verfolgten. "Was 1994 in Loughinisland passierte, war eine schreckliche Tragödie, die alle Fußballfans tief bewegt hat", sagte der irische Verbandschef John Delanay. Die UEFA hatte sich bei der Organisation des Gedenkens vor rund einem Monat kooperativ gezeigt.

Niederlande, Aufstellung: Klaas-Jan Huntelaar darf hoffen: Nach zwei Niederlagen in zwei Spielen wird Bert van Marwijk die niederländische Startelf wohl umbauen. "Wir haben zweimal verloren, folglich werde ich etwas verändern", wird der Oranje-Trainer im Algemeen Dagblad zitiert. Einzelheiten teilte er nicht mit. Die Chance ist jedoch groß, dass Bundesliga-Torschützenkönig Huntelaar von Schalke 04 erstmals in der Startelf steht. Die Mittelfeldspieler Nigel de Jong und Mark van Bommel könnten durch offensivere Spieler ersetzt werden. Oranje braucht am Sonntag gegen Portugal einen Sieg mit zwei Toren Unterschied sowie Schützenhilfe von Deutschland, um doch noch das Viertelfinale zu erreichen. Einen Wechsel wird es nach der EM wohl auch beim Posten des Oranje-Kapitäns geben. Wesley Sneijder erklärte sich bereit, Mark van Bommel abzulösen. "Ich fühle, dass ich dieser Aufgabe gewachsen bin", sagte er: "Es ist natürlich etwas ganz Besonderes, Kapitän der niederländischen Nationalmannschaft zu sein. Ich will es gerne machen." Noch ist allerdings unklar, ob van Bommel aus der Nationalmannschaft zurücktreten wird.

DFB-Elf, Toni Kroos: Die Leitung der deutschen Fußball-Nationalmannschaft geht gelassen mit der Kritik von Mittelfeldspieler Toni Kroos um. "Ich fand nicht, dass die Form völlig verrückt war oder uns durcheinandergebracht hat. Auch Toni hat ein gewisses Anspruchsdenken an sich selber, auch wo er sich in der Mannschaft sieht. Das kann er äußern", sagte Teammanager Oliver Bierhoff am Samstagmorgen im EM-Quartier in Danzig vor der Abreise des Teams zum letzten Gruppenspiel gegen Dänemark in Lwiw (Sonntag, 20.45 Uhr). Der 22-jährige Kroos, der bei Bayern Münchens Trainer Jupp Heynckes gesetzt ist, hatte sich in einem Zeitungsinterview kritisch zu seiner Rolle als Reservist geäußert. "Befriedigend ist das alles nicht. Gerade nach der Saison, die ich gespielt habe, ist es doch logisch, dass ich spielen will", hatte Kroos erklärt.

Schiedsrichter, Wolfgang Stark: Zweiter Einsatz für den deutschen EM-Schiedsrichter Wolfgang Stark: Der Unparteiische aus Landshut wurde vom Europäischen Fußball-Verband Uefa für das Spiel der Gruppe C zwischen Kroatien gegen Spanien, das am Montag um 20.45 Uhr in Danzig angepfiffen wird, nominiert. Stark hatte für seine Leistung bei seinem ersten EM-Auftritt in der Partie Polen gegen Russland viel Lob erhalten. Das parallel in Posen stattfindende Duell der Italiener mit Irland wird am Montag vom Türken Cuneyt Cakir geleitet.

© Süddeutsche.de/dpa/sid/dapd - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Englische Elf in der Einzelkritik
:College Boys beim Fotoshooting

Joe Hart hält im Tor so gut, dass er eigentlich kein richtiger Engländer sein kann, Scott Parker wuselt durchs Mittelfeld wie ein Junge auf dem Schulball und Stürmer Andy Carroll gibt den Extrem-Mario-Gomez mit Problemen beim Haare richten. Die englische Mannschaft beim 3:2 gegen Schweden in der Einzelkritik.

Thomas Hummel

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: