Englische Elf in der Einzelkritik
Joe Hart
Joe Hart hält im Tor so gut, dass er eigentlich kein richtiger Engländer sein kann, Scott Parker wuselt durchs Mittelfeld wie ein Junge auf dem Schulball und Stürmer Andy Carroll gibt den Extrem-Mario-Gomez mit Problemen beim Haare machen. Die englische Mannschaft beim 3:2 gegen Schweden in der Einzelkritik. Von Thomas Hummel Joe Hart: Jahrelang hieß es, England hat ein Super-Team aber keinen Torwart. 2012 ist es umgekehrt: Joe Hart gilt mit seinen 25 Jahren als größtes englische Torwart-Talent seit Peter Shilton. Wurde in diesem Jahr Meister mit Manchester City und hat sich inzwischen in der Nationalmannschaft festgespielt. Strahlt große Ruhe und Sicherheit aus. Kam rechtzeitig aus dem Gehäuse, um Bälle abzufangen und zog bei Källströms Geschoss rechtzeitig die Finger zurück - der Ball ging drüber. Wenn Joe Hart nicht einen solch eindeutig englischen Namen tragen würde, es gäbe handfest Zweifel, ob dieser Torwart ein Engländer sein kann. Tatsächlich einmal bereit für einen großen Titel.
Englische Elf in der Einzelkritik
Glen Johnson
Glen Johnson: Gehörte bei der WM 2010 zu den besseren Engländern in Südafrika. England kann seither darauf vertrauen, einen ordentlichen Rechtsverteidiger zu haben. Nach hinten solide, fiel aber nach vorne 49 Minuten damit auf, dass er zumeist auf der rechten Seite herumstand und nicht am Spiel teilnahm. Wurde dann zum Unglücksburschen, der beim 1:1 die Abwehr von Hart ins eigene Tor lenkte. Wer Titel holen will, braucht auch unauffällige Spieler, die sich nicht zu schade sind, ein Eigentor zu schießen.
Englische Elf in der Einzelkritik
John Terry
John Terry: Ist er nun überschätzt oder unverzichtbar? Der Innenverteidiger des FC Chelsea scheidet die Geister, sieht sich mit 31 Jahren immer noch als Kapitän der Mannschaft, obwohl er wegen eines angeblichen rassistischen Ausfalls gegen einen schwarzen Spieler längst abgesetzt ist. Leitete mit gewohnt hoher Kopfhaltung das Spiel von hinten an, wirkte in einem Sprint gegen Zlatan Ibrahimovic aber auch wie ein Londoner Taxi im Vergleich zu einem Ferrari. Weiterhin bereit für den Titel des am meisten überschätzten Spielers des Kontinents.
Englische Elf in der Einzelkritik
Joleon Lescott
Joleon Lescott: Kann er endlich das Innenverteidiger-Problem der Engländer lösen? Ist nur aufgrund von mehreren Ausfällen in die Mannschaft gerutscht, agierte dann hinten sicher und köpfte vorne das Tor zum 1:1 gegen Frankreich. Zunächst völlig unauffällig, fast unsichtbar, was aber an der sehr schwachen schwedischen Offensive lag. Wirkt durch seinen etwas staksigen Laufstil bereit für die 110 Meter Hürden bei Olympia in London. Konnte bei den Gegentoren nicht einwirken. Bereit für die Rolle des braven Vasallen ohne Drang zu Höherem.
Englische Elf in der Einzelkritik
Ashley Cole
Ashley Cole: Immer noch der unbeliebteste Fußball-Profi der Insel, auch wenn er nun mit Chelsea die Champions League gewann. Auch "Cashley" Cole genannt, weil er für viel Geld von Arsenal zum lokalen Konkurrenten übergelaufen war. Aber immer noch einer der besten Linksverteidiger Europas. Hat sich einen Irokesen-Schnitt verpasst, und wirkt damit nicht sympathischer. Versuchte gewohnt oft nach vorne zu gehen, blieb aber ohne Wirkung. Bei der EM nun bereit für den Beinamen "Fashley Cole".
Englische Elf in der Einzelkritik
Scott Parker
Scott Parker: Unauffälliger Mittelfeldwerkler von Tottenham Hotspur. Kam ebenfalls nur durch diverse Ausfälle wie Frank Lampard in die Startelf. Wuselte im Mittelfeld auf schnellen Beinen umher und sah dabei von weitem aus wie ein Sohn des deutschen Fitnesstrainers Mark Verstegen. Sein manchmal etwas konfuser Einsatz reichte völlig aus, um die schwedischen Angriffsversuche zu stoppen. Nach vorne allerdings mit Präzision und dem Ideenreichtum eines Fitnesstrainers. Bereit für den Titel "Collegeboy des Turniers".
Englische Elf in der Einzelkritik
Steven Gerrard
Steven Gerrard: Bereits 32 Jahre alt, auch wenn sein Bubigesicht das nicht vermuten lässt. Ist zum geschätzt 32. Mal derjenige, der die Engländer zu einem Turniersieg führen soll, nach Terrys Ausfall der Kapitän der Mannschaft. Hat das Tor gegen Frankreich vorbereitet und schlug nun die Flanke auf Andy Carroll zum 1:0. Konnte danach aber kaum etwas dazu beitragen, die lange unglaublich schwachen Schweden entscheidend zu treffen. Bereit für den Titel "erfolglosester Golden Boy in History".
Englische Elf in der Einzelkritik
James Milner
James Milner: Besetzte bei Manchester City auf dem Weg zur Meisterschaft die Rolle des Ergänzungsspielers. Dass er dennoch bei den Three Lions in der Anfangself steht, zeugt von dem Mangel, den Trainer Roy Hodgson verwaltet. Wollte von Beginn an die Schwachstelle bei den Schweden links hinten nutzen und flankte wie er nur konnte. In der Mitte stand schließlich der Berg Andy Carroll. Doch Milner schaffte es, stets an dem 1,91-Meter-Mann vorbei zu zielen. Ging nach 60 Minuten vom Feld. War bereit für eine Pause.
Englische Elf in der Einzelkritik
Ashley Young
Ashley Young: Zeigte ein schwaches Spiel gegen Frankreich, dennoch wieder dabei. Weil der 26-Jährige von Manchester United einer der wenigen im englischen Kader ist, der die Mannschaft an guten Tagen auf ein höheres Niveau heben kann. Gilt als einer der besten Flügelspieler der Premier League, allerdings sehr launisch. In der ersten Halbzeit demnach mit schlechter Laune, denn bis auf einen schwachen Schuss ans Außennetz völlig wirkungslos. Dabei galt auch die rechte Seite der Schweden als Schwachpunkt. Vielleicht irgendwann einmal bereit für irgendetwas.
Englische Elf in der Einzelkritik
Danny Welbeck
Danny Welbeck: Für ihn gilt das gleiche wie für Young: Schwach gegen Frankreich, aber durch den Ausfall von Wayne Rooney ist der 21-Jährige ein unersetzbarer Hoffnungsträger in Englands Angriff. Fiel zunächst nur durch seinen etwas komischen Laufstil auf. Lief dann einmal alleine auf 13 Jahre älteren Bartträger Olof Mellberg zu, kam jedoch zur Verwunderung aller Engländer nicht an ihm vorbei. Stand zunächst bereit, für Wayne Rooney demnächst den Platz zu räumen. Seit dem 3:2 in der 73. Minute definitiv für den Titel der Hacke des Turniers nominiert.
Englische Elf in der Einzelkritik
Andy Carroll
Andy Carroll: Weil der FC Liverpool nach dem Verkauf von Fernando Torres Geld wie Heu hatte, kauften die Reds von Newcastle diesen Andy Carroll für irrwitzige 40 Millionen Euro. Kam mit dieser Hypothek überhaupt nicht zurecht. Wurde teils verlacht, weil er mit seinen 1,91 Meter und technischen Problemen eine Art Extrem-Mario-Gomez ist. Und was macht ein Extrem-Mario-Gomez? Schießt bei seiner ersten Chance das 1:0. Wunderbarer Kopfball des Stürmers. Richtete sich zur Pause das Haar derart intensiv, als müsste er in der Kabine ein Fotoshooting absolvieren. Bereit für eine Kritik von Mehmet Scholl.
Englische Elf in der Einzelkritik
Theo Walcott
Theo Walcott: Kam, sah und haute mal drauf. Seit mindestens 23 Jahren ist der 23-Jährige das größte Talent des Landes, dennoch wird er nie von Beginn an aufgestellt. Schoss wenige Augenblicke nach seiner Einwechslung das 2:2 und blickte danach drein, als ob er nun wirklich nichts dafür könnte. Bereitete dann mit einem Flügelsprint das 3:2 vor. Bereit für einen Stammplatz, dann ist vielleicht auch England mal bereit für eine, nunja, Überraschung.